Politik
Kanzlerin Angela Merkel und Fürstin Glorias pervers flauschiger rosa Hut

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:17 Uhr
−Foto: n/a

Da hat doch Angela Merkel vormittags tatsächlich im Kabinett so kurzerhand mal den Afghanistan-Krieg für beendet erklärt, nachmittags rettet sie Europa, zumindest entlang der Donau. Weil Europa eigentlich niemanden interessiert, war dann das einzige Gesprächsthema für Politiker wie Journalisten: Fürstin Glorias pervers rosaroter Hut …

REGENSBURG Ach, Kanzlerwetter in Regensburg. Es nebelt, es nieselt, doch ein Lächeln heitert alle wieder auf. Ein Lächeln? Nein, gleich zwei. Und alle Hochkaräter, regional wie überregional, lachen mit. Seit Dienstag, 27. November, tagen zahlreiche Politiker und EU-Beamte im fürstlichen Schloss zu Thurn und Taxis, um die Donauregion in Europa zu stärken. Während man in Deutschland für EU-Themen höchstens ein müdes Gähnen erntet und viele Brüssel und Strassburg für Ausgeburten des antidemokratischen Bürokratiewahnsinns halten, der uns auch noch viel Geld kostet, ist die EU in Osteuropa eine Nummer. Dort halten weite Teile der Bevölkerung ihre Regierungen für abwechselnd korrupt, unfähig oder – beides gleichermaßen.

Niemand hätte also weiter Kenntnis davon genommen, dass sich zahlreiche Vertreter aus allen möglichen EU-Staaten, durch die die Donau fließen, im fürstlichen Schloss treffen, hätte Kanzlerin Angela Merkel nicht nachmittags um 14 Uhr noch einen Termin frei gehabt. Sie ließ sich also kurzerhand nach Regensburg fliegen (mit dem Hubschrauber) und sorgte unter den ebenso zahlreich wie angeregt miteinander diskutierenden Journalisten für große Vorfreude.

Als sie dann endlich kam, die Kanzlerin, um als "Keynote Speaker" vor den EU-Vertretern aufzutreten, trug sie ein grünes Jacket, machte die Merkel-Pyramide mit ihren Händen und lächelte in die Kameras. Zwei Regensburger Damen durften sich ein Autogramm abholen und Angela Merkel lächelte sie wacker weg. Wäre da nicht Fürstin Gloria von Thurn und Taxis gewesen, hätte es wohl kaum ein Lächeln auf die Lippen von Peter Aumer (CSU, Bundestag), Franz Rieger (CSU, Landtag) und Hans Schaidinger (Noch-CSU, Stadtfürst) geschafft. Doch mit Glorias extravagantem Adelsstil und einem pervers rosaroten Flauschehut zum rosa Jacket kam auch ein Hauch von modischer Bedeutsamkeit auf diesem Gipfel der Unbedeutsamkeiten auf.

Und so redete man den ganzen Nachmittag in wundervoller Umgebung des fürstlichen Marstalls über ein Europa, das so weit weg ist wie kaum eine andere demokratische Instanz von den Bürgern. Über ein Europa, das, so ist zu befürchten, einzig ein Konstrukt ist, das den Politikern noch am Herzen liegt. Man redete: Über nichts und doch über ganz vieles. Aber so schließt sich dann auch wieder der Kreis, denn dort, im Marstall, waren einst die Soldaten des Kaisers untergebracht. Sie verstehen, werte Leser: Morgens Afghanistan-Krieg, nachmittags Mode im Marstall. So ist es eben, das Kanzlerinnenleben: Lächeln und Keynote-Reden halten eben; diesmal in Regensburg.

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