Wirte-Bündnis:
Mit Kunstverstand gegen Nazi-Mist

05.07.2017 | Stand 27.07.2023, 10:53 Uhr

Fast zwei Monate sind seit der Gründung des symbolischen Bündnisses „Keine Bedienung für Nazis“ vergangen. „Bis jetzt konnten wir schon mehr als 100 Wirte für die Initiative gewinnen und auch die Tourismus GmbH Regensburg“, erklärt Juba Akili, Mitinitiator der Bewegung. Mittlerweile wird am Aufkleber gearbeitet, der bald an den Türen der Kneipen, Bars und Gaststätten angebracht werden soll.

REGENSBURG Über die Presse ist nun auch der bildende Künstler Gerhard Beham auf die Aktion aufmerksam geworden. Er stellt seine Wanderausstellung „Kein Frühling für Faschisten“ kostenlos zur Verfügung. Auf konzeptionelle Weise zeigt er in seinen Bildern, was Neonationalisten wirklich sind und was sie anstreben. „Es sind ewig Gestrige“, steht auf einem seiner Plakate und ein anderes weißt darauf hin, dass sie für einen Krieg mit 55 Millionen Toten verantwortlich sind.

„Ich mache grundsätzlich Ausstellungen über Dinge, die mich persönlich bewegen“, betont er während der Vernissage im Picasso. „Diese Plakate sind weniger Kunst als vielmehr Info.“

Er habe außerdem den Komikstil gewählt, um Jugendliche mehr anzusprechen. Denn die Neonazis wählten leider sehr wirksam den gleichen Weg.

Mit Vorliebe stellt er seine Bilder an öffentlichen Orten aus, um eine möglichst breite Masse zu erreichen. „Es geht ein Rechtsruck durch die Gesellschaft, nicht nur in Deutschland“, erklärt er. „Menschen haben Angst um ihren Besitz und werden gegenüber rechtradikalen Meinungen offener.“ Allein die Diskussion, die Sarrazin ausgelöst habe, habe das gezeigt, sagt er weiter. Er lobt das Bündnis der Wirte als eine gute Art, auf das Problem hinzuweisen.

Juba Akili wehrt sich währenddessen gegen die Vorwürfe mancher Regensburger, auf diese Weise werde eine Überwachungsszene geschaffen und die Meinungsfreiheit eingeschränkt. „Diese Aktion soll zeigen, dass diese Stadt toleranten Menschen gehört, die keine menschenverachtenden Meinungen haben. Den Gästen soll ein Gefühl der Sicherheit vermittelt werden“, betont er. Es gehe nicht um einen Lauschangriff, denn man könne sehr wohl einen dummen Witz von einem eindeutig rassistischen verbalen oder körperlichen Angriff unterscheiden.

Die Bilder des bereits in New York mit dem Silver Award ausgezeichneten Beham sind ab sofort im Picasso unter den Schwibbögen zu sehen.

Auslöser für das Bündnis der Wirte war ein Übergriff von rechtsextremen Skinheads, die einen Barkeeper des Picasso niederprügelten. Dieser hatte sich schützend vor eine farbige Mutter mit Kinder gestellt, die Nazis hatten sich gerächt und den Barkeeper gestiefelt sowie die Bar zertrümmert.

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