Brüchner-Block:
Josef Abel macht als Letzter das Licht aus

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:44 Uhr
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Der Donaumarkt steht vor gravierenden Veränderungen. Wie ein Zeuge der alten und bald endenden Zeit wirkt hier der Trödelmarkt-Besitzer Josef Abel. Bis Ende des Jahres muss er das ehemalige Möbelhaus Brüchner räumen – dann wird abgerissen.

REGENSBURG Wie er das schaffen soll, weiß er selber noch nicht: Tausende von Artikeln stehen in Josef Abels Gebrauchtwarenmarkt am Donaumarkt zum Verkauf bereit. Auf 2.500 Quadratmetern Fläche hat der 70-Jährige im einstigen Möbelhaus Brüchner ein riesiges Sammelsurium an Haushaltsgegenständen aller Art angehäuft, das bis Jahresende draußen sein muss. Das Gebäude hat nämlich schon bald ein Rendezvous mit der Abrissbirne.

Die Neugestaltung des Donaumarkts kommt jetzt eben in die Gänge. Nach der im September erfolgten Beseitigung des letzten Hauses vom Ostermeier-Quartier ist demnächst der Brüchner-Block dran. In ästhetischer Hinsicht wird dies kaum jemand als Verlust bezeichnen. Dennoch wirkt die Melancholie, die Josef Abel beim Rundgang durch seinen Gebrauchtwarenmarkt ausstrahlt, ansteckend.

„Ein Großteil stammt aus Haushaltsauflösungen”, erklärt er bei seiner Führung durch die schmalen Schneisen, die das reichhaltige Sortiment frei gelassen hat. Man kann es sich lebhaft vorstellen: Die Leute, die diese Artikel einst besessen haben, könnten gut und gerne auch Brüchner-Kunden gewesen sein – Abel ließ quasi am Donaumarkt diese fast schon vergessenen Geschmacks- und Einzelhandelswelten nochmals aufleben.

Der selbsternannte Trödler-Pionier („Vor 27 Jahren war ich in Regensburg der Erste, der damit angefangen hat”) lässt keinen Zweifel daran, dass er die alte Zeit mehr mag als die jetzige: „Schauen Sie sich das an: Kupfervasen oder Spiegel mit Messingrahmen. Wertvolle Sachen aus wertvollen Rohstoffen – wer hat sowas heute noch?”, fragt er und weiß natürlich, dass die Antwort „Niemand” lautet.

Fast schon wütend wird Abel, als er am Regal mit den bestens erhaltenen Kaffee-Servicen vorbeikommt, denen man ansieht, dass sie jahrzehntelang nur sonntags zum Einsatz gekommen sind. Die Stempel an den Unterseiten der Tassen und Teller weisen sie als oberfränkische Wertarbeit aus, die einst gutes Geld kostete. „Vor 40, 50 Jahren hatten die Leute dieses Geld und gaben es gerne für so eine Qualitätsware aus. Heute gilt nur noch das Motto ,Hauptsache billig’ und jeder trinkt seinen Kaffee aus den gleichen minderwertigen Bechern”, schimpft Abel und wettert gegen die Globalisierung.

Das Rad der Zeit kann er logischerweise nicht zurückdrehen. Aber die Artikel der alten Zeit wird er auch weiterhin verkaufen, in seiner neuen Halle am Nelkenweg. Dorthin muss Josef Abel in den nächsten Tagen alles verfrachten, bevor er dann der Letzte ist, der im Brüchner-Block das Licht aus macht.

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