Krebs
Hoffnung für Krebspatienten: Neues Zentrum an der Uni-Klinik bündelt Behandlungsmethoden

23.10.2017 | Stand 03.08.2023, 0:32 Uhr
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Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) bündelt seine onkologisch-radiologischen Kompetenzen im Zentrum für Radiologisch-Interventionelle Onkologie (RIO) und bietet Krebspatienten innovative Behandlungsmethoden gegen Tumoren.

REGENSBURG Operationen gehören nach wie vor zu den wichtigsten Behandlungsmethoden bei Krebserkrankungen. In manchen Fällen sind chirurgische Eingriffe jedoch nicht möglich, weil Tumoren zu sehr mit Organen und Geweben verwoben sind oder der Zustand des Patienten keine aufwendige Operation erlaubt. Hier setzen neue Verfahren der interventionellen Radiologie an, mit denen Tumoren und Metastasen minimal-invasiv und mit Unterstützung durch bildgebende Techniken entfernt werden können. Das Universitätsklinikum Regensburg hat in diesem Bereich besondere Expertise entwickelt und bündelt diese nun im Zentrum für Radiologisch-Interventionelle Onkologie. „Dank minimal-invasiver Behandlungen mit speziellen radiologischen Methoden können wir heute mehr Krebspatienten Aussicht auf Heilung ermöglichen“, erläutert PD Dr. Philipp Wiggermann, Leiter des neuen Zentrums für Radiologische Interventionelle Onkologie am UKR. „Dabei setzen wir auf die optimale Mischung aus langjähriger medizinischer Erfahrung, interdisziplinärer Zusammenarbeit, intensiver Forschungsarbeit und modernster Gerätetechnik.“

Patientenschonende Verfahren

Die Radiologie ist vielen im Rahmen der Diagnosestellung vertraut. Doch immer öfter kommen radiologische Verfahren auch bei der Therapie von Krankheiten zum Einsatz. In enger Kombination mit intensiver Forschung hat das Institut für Röntgendiagnostik des UKR in den letzten Jahren verschiedene innovative Behandlungsansätze etabliert, um schwer oder nicht operable Tumoren dennoch behandeln zu können. Dabei unterscheiden die Experten je nach Wirkmechanismus zwischen thermischen, nicht-thermischen und angiographischen Verfahren. Bei all diesen Eingriffen ist die Unterstützung durch radiologische Bildgebung (Computertomographie, Röntgen etc.) wichtiges Begleitelement.

Die Verfahren werden minimal-invasiv angewandt, sind also deutlich weniger aufwendig als Operationen. Vom Eingriff bleiben lediglich millimetergroße Narben zurück. Auch sind die Narkosen kürzer, was die Patienten weniger belastet. Hierdurch können die Patienten bereits drei bis vier Tage nach der Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen. Sollten bei einem minimal-invasiven Eingriff nicht alle Tumorzellen zerstört worden sein, ist nach sechs bis acht Wochen eine erneute Behandlung mit der Methodik möglich. „Der bedeutendste Fortschritt ist jedoch, dass wir heute Tumoren der Leber, Niere, Prostata, Gebärmutter und der Knochen behandeln können, die vor wenigen Jahren noch keine Aussicht auf Therapieerfolg hatten“, führt PD Dr. Wiggermann aus. Eine der häufigsten Behandlungsmethoden am RIO-Zentrum stellt das thermische Verfahren der Mikrowellenablation (MWA) dar. Diese wird unter anderem bei Primärem Leberzellkrebs eingesetzt und eröffnet etwa 80 Prozent der Betroffenen mit inoperablem Tumor eine Therapiemöglichkeit. Bei der MWA werden spezielle Sonden perkutan („durch die Haut“) in den Tumorherd eingebracht. Mittels moderner Bildgebung wie Computertomographie (CT) und Ultraschall werden diese zielgenau platziert und deren Lage während des Eingriffs kontrolliert. Sind die Sonden am richtigen Platz, wird über diese der Tumor erhitzt, wodurch die Tumorzellen verkocht werden.

Zentrum bündelt Expertise in innovativer Krebsbehandlung

„Um Krebserkrankungen erfolgreich und nachhaltig zu bekämpfen, muss die Therapieempfehlung alle Besonderheiten der Erkrankung und des Patienten berücksichtigen. Deshalb ist es uns wichtig, im Zentrum für Radiologisch-Interventionelle Onkologie interdisziplinär zusammenzuarbeiten und für jeden einzelnen Krankheitsfall die Experten der verschiedenen Fachbereiche in die Therapieempfehlung einzubinden“, so Professor Dr. Christian Stroszczynski, Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik des UKR. So haben Erkrankte die Möglichkeit, sich in der speziellen Tumorsprechstunde vorzustellen. In interdisziplinären Tumorkonferenzen wird der individuelle Fall dann mit Experten aus anderen Fachbereichen besprochen und gemeinsam entschieden, ob für den Patienten ein minimal-invasives Verfahren eine geeignete Behandlungsalternative darstellt.

Zugleich wurden mit der Zentrumsgründung die Abläufe optimiert, was die medizinische Versorgungsqualität nachhaltig verbessert und in Kombination mit der wissenschaftlichen Arbeit des Zentrums und dem eigens etablierten Studienbüro den Patienten stets die Anwendung neuester Verfahren garantiert. „Das RIO-Zentrum wird als Teil des University Cancer Center Regensburg (UCC-R) dazu beitragen, die Behandlung vieler Krebserkrankungen voranzubringen“, so der Ausblick von Professor Stroszczynski.

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