Kolumne
Gloria, Gott und die Welt: Warum Schwedens Königspaar die Deutschen fasziniert

13.09.2017 | Stand 04.08.2023, 9:36 Uhr
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Fürstin Gloria von Thurn und Taxis schreibt im Wochenblatt alle vier Wochen über Begegnungen und Dinge, die sie bewegen. Diesmal erzählt sie, wie sie in Bayreuth bei den Festspielen das schwedische Königspaar traf.

REGENSBURG_25BAYREUTH_25STOCKHOLM Die Eröffnungsaufführung in Bayreuth bei den Festspielen ist immer auch ein Schaulaufen unserer Politiker auf dem roten Teppich vor dem Haupteingang, wo die Oberbürgermeisterin und ihr Gatte die Gäste begrüßen. Aus einer gewissen Entfernung dürfen die Fotografen diese Momente einfangen. Das Schaulaufen am Roten Teppich nenne ich gerne eine Art „fränkischen Oscar“ und meine ausländischen Gäste sind immer sehr beeindruckt davon.

Dieses Jahr aber gab es etwas ganz Besonderes: Die bayerische Staatsregierung hat das Schwedische Königspaar eingeladen, was den „Hurra Faktor“ in der sonst sehr homogenen Gruppe gesteigert hat.

Sowohl Herzog Franz von Bayern, als auch ich waren in die Staatsloge eingeladen. Vielleicht auch, um Königin Silvia und König Carl Gustav etwas einzurahmen und ihnen bekannte Gesichter zuzuführen. König und Königin haben sich jedenfalls sichtlich gefreut, mich wiederzusehen.

Vor ein paar Jahren war ich mit meiner Tochter zu Gast in ihrer schwedischen Sommerresidenz. Dort sind wir Wasserski gefahren und haben nachmittags Karten gespielt. Wir haben aber auch ein offizielles Abendessen erlebt, bei dem der runde Geburtstag der Lieblingstante des Königs gefeiert wurde. Dort ging es, mit allen protokollarischen Schnick-Schnack, sehr förmlich, ja geradezu wie bei einem Staatsbankett zu. Das war sehr interessant zu sehen.

Das schwedische Königshaus ist zwar sehr beliebt, was auch gerne als volksnah bezeichnet wird, aber das bedeutet nicht, dass auf Höflichkeit und Etikette verzichtet wird. Die Schweden sprechen sich zwar alle per „Du“ an und geben sich sehr offen, gleichzeitig weiß man aber sehr genau, wie man sich in Gegenwart der königlichen Familie zu verhalten hat.

Amerikanisches Schulterklopfen, Kaugummikauen, offene Hemdkragen für die Herren und zu viel vermeintliche Vertrautheit ist hier absolut Tabu. Königin Sylvia ist eine sehr würdige Dame, die schon als junge Frau ausgezeichnete Manieren gelernt hatte. Die Menschen lieben sie, weil sie eine freundliche und liebenswürdige Ausstrahlung hat. Außerdem war die Familie sehr verlässlich und hat das Volk niemals enttäuscht. Dass sie eine aus Heidelberg stammende Bürgerliche ist, stört heute niemanden mehr. Übrigens sind die hochadeligen Heiratsregeln in Europa durchaus sehr verschieden gewesen in der Vergangenheit. Der Bund durch Blut, bei dem die Abstammung einer Braut eine zentrale Rolle spielt, das war in Deutschland wichtig.

In Frankreich war es durch alle Zeiten Geld und Macht, welche zählten und in England war es nahezu immer das Herz. Ein Herzog, der eine Tänzerin zur Frau machte, das war in England eigentlich nie etwas ungewöhnliches.

Heutzutage jedenfalls gibt es keine solchen Regeln mehr. Das kann man bedauern – oder gut finden. Je nachdem, wie wichtig einem Traditionen sind.

Regensburg