Festspiele
Art Garfunkel erteilt Handy-Verbot und die Fürstin zieht lässig an der E-Zigarette

12.09.2017 | Stand 29.07.2023, 11:34 Uhr
−Foto: n/a

Art Garfunkel macht zwar noch richtig gute Musik, mit den Neuerungen der Zeit möchte er sich aber nicht anfreunden: Er erteilte kurzerhand Handy-Verbot. Derweil ließ sich die Fürstin eine E-Zigarette schmecken.

REGENSBURG Mit einer E-Zigarette lässig in den Mundwinkel geklemmt posiert die Fürstin vor den Fotografen. Letzte Nachzügler huschen an ihr vorbei auf ihre Plätze. Die Luft ist sommerlich warm und gespannte Gäste sitzen in den Zuschauerreihen.

Da löst sich die Fürstin von den Blitzlichtern der Fotografen, betritt die Bühne und erklärt, dass Art Garfunkel noch ein wenig warten möchte. Denn er möchte erst mit der Show beginnen, wenn es bald dunkel wird. So kommen die Lichteffekte besser zur Geltung. Dann gibt es noch eine letzte Bitte vom Künstler, bevor das Konzert beginnen kann: Die Fürstin erklärt mit einem Augenzwinkern, dass alle Handys und Kameras ausgeschaltet werden sollen: „ Bitte schalten Sie Ihre Handys nicht lautlos, nicht stumm und nicht leise – sondern aus.“

Zwanzig Minuten später ist es dann soweit. Art Garfunkel betritt unter großem Applaus die Bühne. „I can’t belive, that I still do this“, begrüßt der Sänger das Publikum und erntet dafür nicht zum letzten Mal an diesem Abend einige Lacher seiner Fans. Art Garfunkel setzt zum ersten Song an. Lässig gekleidet in T-Shirt und dunkler Hose begeistert der Sänger begleitet von seinem Gitarristen und dem Pianisten David Mackay.

Zwischen den Songs erzählt Garfunkel immer wieder aus seinem Leben. Er selbst bezeichnet sich als Fels des Central Parks, erzählt von der Freundin Kathy, die damals, bevor sie berühmt wurden und noch auf den Straßen von London oder Paris spielten, das Geld einsammelte. Und von den Vögeln und Kühen, die seine ersten Zuhörer waren.

Zwei Mal an diesem Abend stellt er einen lokalen Bezug her, indem er in seinen Songs von Regensburg singt. Das Publikum reagiert mit Begeisterungsrufen.

Dass Art Garfunkel wirklich nicht fotografiert werden wollte, machte er deutlich, als ein Blitz aus dem Publikum ihn so verärgerte, dass er einige Zeit mit dem Rücken zum Publikum sang. Anschließend erklärte er die Situation, blieb dabei trotzdem freundlich und setzte schließlich sein Bühnenprogramm fort.

Eine Zuhörerin ist zum Konzert sogar aus Karlsruhe angereist. „Die Musik weckt bei mir alte Erinnerungen. Zum Konzert heute Abend wurde ich eingeladen – die Karten waren ein Geburtstagsgeschenk.“

Und auch ein Ehepaar steht in der Pause an einem der Stehtische und stößt auf den gemeinsamen Abend an. „Die Musik ist gut. Wir bewundern ihn, dass er als alter Mann noch so viel Energie hat. Und wir freuen uns natürlich auf den zweiten Teil.“

Art Garfunkel hatte in der Pause sein T-Shirt gewechselt – auf diesem stand nun in großen Buchstaben: Columbia. Kurz nach der Pause dann spielt Art Garfunkel den Song, der sein Leben verändert hat: The Sound of Silence. Es war der einzige Song, der sich von seiner Originalversion deutlich abhob – mehr Kraft, versucht modern und nicht ganz in der üblichen Stilrichtung Garfunkels. Einige Stimmen aus dem Publikum hätten sich auch über eine Anlehnung an die moderatere Ursprungsversion gefreut. Dennoch erntete auch die eigne, moderne Version von „The Sound of Silence“ großen Applaus.

Ein Mädchen mit braunen Locken lauschte in der zweiten Halbzeit auf dem Schoß der Fürstin der Musik Art Garfunkels. Bei seinem Hit „Bright Eyes“ summt das Publikum melodiesicher mit. Im Gegensatz zur eleganten Abendkleidung des Publikums, scheint auf der Bühne ein Abend der T-Shirts zu sein: Nach dem Song übergibt das Mädchen mit den Locken gemeinsam mit der Fürstin Art Garfunkel ein etwas farbenfroheres T-Shirt in grün und blau. Und noch etwas ungeplantes passierte: Ein Kerl mit Rucksack, der die erste Reihe stürmte, wurde dezent von drei Sicherheitsmännern zur Seite begleitet.

Zuletzt beendet Art Garfunkel das Konzert mit seinem weiteren legendären Song „Bridge over troubled water“ und dem Satz: „I can’t stop – I love it. Tomorrow is over – tonight is all.“

In diesem Sinne genossen viele Regensburger und weiter gereiste Gäste der Regensburger Schlossfestspiele den Abend nach dem Konzert im romantisch beleuchteten Schlossgarten. Die passende Musik für einen gemütlichen Abend hatte Art Garfunkel auf jeden Fall

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