Humanitäres
Regensburger Schüler und Lehrer reisen nach Lesotho

11.07.2017 | Stand 03.08.2023, 11:33 Uhr
−Foto: n/a

Auf Einladung der Pitseng High School und des Vereins „Yes we care“ war eine Gruppe von Lehrern, Eltern und Schülern der Bischof Manfred Müller Schule in Regensburg eine Woche lang auf großer Reise im südlichen Afrika. Grund und Ziel der Fahrt war die Eröffnungsfeier des neuen Bischof Manfred Müller Jungeninternats an der Pitseng High School in Lesotho.

REGENSBURG Für den Bau des Internats haben die Schüler fleißig mit der Hilfe von Spendenläufen gesammelt. Der Konrektor Andreas Detterbeck begleitete die Gruppe aus Regensburg und berichtet nun von der Reise:

„An dem Tag, an dem die Eröffnungsfeier des Bischof Manfred Müller Jungeninternats auf dem Programm stand, hieß es für uns früh aufstehen. Der Weg zur Highschool selbst erwies sich als schwierig, eigentlich hätten wir ein Allradfahrzeug gebraucht. Da aber das Wetter trocken war, wagten wir die abenteuerliche Fahrt mit unsren VW-Bussen über fünf Kilometer auf einer mit Schlaglöchern übersäten roten Schotterpiste. An der High School angekommen, erwarteten uns bereits dutzende Schüler in Schuluniform, im Spalier, mit mehrstimmigen Liedern und Tänzen.

Zunächst wurde unsere Gruppe vielen Menschen an der Schule vorgestellt, allen voran Sister Alice, der Schulleiterin der Pitseng Highschool. Sister Alice gehört dem kanadischen Orden der „Sisters of Charity“ an, ist aber selbst eine Einheimische. Sister Alice führte die Gruppe zum neuen Bischof Manfred Müller Jungeninternat, wo die offizielle Eröffnung und Segnung durch den örtlichen Pfarrer vorgenommen wurde. Voller Stolz führte sie uns anschließend durch die neuen Räume, zeigte uns die fortschrittliche Solarheizung und stellte uns den neuen Bewohnern vor. Mit mehr als 50 Jungen ist das Internat schon wieder mehr als voll, sodass inzwischen wieder Jugendliche in die frühere Behausung als Notquartier aufgenommen werden. Und das Wort Behausung trifft dafür wirklich zu. Sichtlich geschockt besichtigte unsere Gruppe diese Häuser, in denen jeweils zehn Jungs in Stockbetten in feuchten, teilweise schimmeligen Räumen leben.

„Kein fließendes Wasser und kein Strom“ Ihre wenigen Habseligkeiten müssen sie in alten, rostigen Blechkisten unter den Betten verstauen, zum Waschen gibt es nur ein paar Plastikschüsseln. Die Häuser haben kein fließendes Wasser und auch keinen Strom. Als wir von Irina Andre-Lang erfuhren, dass sie plant, ein zweites neues Boarding-House für diese Jungs zu bauen, um diese Zustände zu beheben, erklärten wir uns als Schule sofort einverstanden, hier wieder als Sponsor mit einzusteigen. Die nächsten Spendenläufe werden also wieder ganz unter dem Zeichen der Hilfe für Lesotho stehen.

Nach diesem Besichtigungsprogramm wurden wir zum Festplatz geführt. In einer mehr als dreistündigen Aufführung begeisterten die Schüler der Pitseng High School mit traditionellen Liedern und Tänzen, immer wieder unterbrochen durch verschiedene Ansprachen. Besonders bewegend waren die Worte einiger ehemaliger Schüler aus dem Patenschaftsprogramm, die in großer Dankbarkeit erklärten, wie Frau Dr. Lang sie aus ihrem Elend geholt und ihnen die Chance auf ein anderes, besseres Leben ermöglicht hat.

Im Anschluss an diesen Festakt hatten wir die Chance, unseren Patenkindern im kleinen Kreis zu begegnen. Jedes Patenkind bekam einige Geschenke, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten. Nichts Spektakuläres, Schlafanzüge, Jacken, Mützen, ein selbst besticktes Kissen und manche andere Kleinigkeiten. Besonders unseren mitgereisten deutschen Jugendlichen verschlug es dabei die Sprache.

Ein paar Tage später war ein erneuter Besuch der Pitseng High School geplant. An diesem Morgen durften wir Gäste im katholischen Sonntagsgottesdienst der Schule sein, eine Messfeier so ganz anders als vieles, was wir bisher kannten. Musik und Tanz nehmen hier einen ganz anderen Stellenwert ein und die mehrstimmigen Chöre, die von allen Gemeindemitgliedern mitgesungen wurden, stellten einem tatsächlich alle Nackenhaare auf.

„Bildung ist dort besonders wertvoll“ Die Freude am Glauben und am gemeinsamen Feiern der heiligen Messe waren so spürbar, dass unsere Schüler im Anschluss darum baten, auch unsere Schulgottesdienste in Zukunft „afrikanisch“ zu gestalten.

Im Anschluss an den Gottesdienst führte uns Sister Alice noch einmal durch die gesamte Anlage und wir durften die Schüler in ihren Klassenräumen besuchen – am Sonntag! Denn nach dem Gottesdienst gibt es an der Pitseng High School eine zweistündige Studierzeit bis zum Mittagessen. Angekommen an einem der Klassenzimmer wunderten wir uns über die Ruhe, die im Gang herrschte. Waren da überhaupt Schüler im Zimmer? Noch größer unsere Verwunderung nach dem Eintreten. Mehr als 80 Grundschulkinder saßen fleißig und still an ihrer Arbeit, jeweils drei an einer Bank, ohne dass eine Lehrkraft anwesend war. Uns wurde klar, wie wertvoll für diese Kinder Bildung sein muss, mit welchem Willen selbst die Grundschüler hier ihre Ziele verfolgen. Sicherlich spielt hier aber auch der wesentlich größere Respekt Erwachsenen gegenüber eine Rolle. Unvorstellbar jedenfalls bei uns, so auch die Meinung unserer deutschen Schüler. Dann hieß es schließlich Abschied nehmen von unseren Patenkindern. Und manche Träne zeigte, wie sehr sich unsere deutschen Schüler und ihre neuen Freunde aus Lesotho nahe gekommen waren.

Eines war allen Teilnehmern am Ende dieser ereignisreichen Reise klar: Wir kommen auf jeden Fall eines Tages wieder. Und das zweite Internat für die Jungen wird gebaut werden – mit unserer Hilfe.“

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Regensburg