Flüchtlinge
Er kam vor 50 Jahren in unser Land: 'Der Islam gehört für mich nicht zu Deutschland!'

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 0:25 Uhr
−Foto: n/a

Der gebürtige Iraker und studierte Ingenieur Saad Al-Mahmoud kam 1962 nach Deutschland, studierte in Regensburg Ingenieurwesen. Anschließend arbeitete er bei Siemens. Im November 2015 lud die CSU neben Sozialministerin Emilia Müller, die für Bayern die Flüchtlingskrise schultern sollte, auch Al-Mahmoud ein. Der gebürtige Iraker las ihr die Leviten. Heute, ein Jahr danach, sprachen wir mit Al-Mahmoud.

REGENSBURG Wochenblatt: Herr Al-Mahmoud, wie lange sind Sie in Deutschland?

Al-Mahmoud: Ich bin seit 54 Jahren in Deutschland. Ich habe Abitur an einer amerikanischen Schule in Bagdad gemacht, das war 1962. Ich bin Sohn eines Scheichs, deshalb konnten wir uns ein solches Gymnasium leisten. Die zehn Besten durften nach England, die drei Besten durften auch nach Deutschland. Da war ich mit dabei. Ich habe dann studiert, bin Ingenieur geworden. Gott sei Dank bin ich in Regensburg gelandet. Später habe ich bei Siemens gearbeitet bis zur Rente. Mein Herz schlägt in erster Linie für Bayern, dann für Deutschland.

Sie sind Moslem. Ihre drei Kinder auch? Nein, alle drei Kinder sind römisch-katholisch. Gott sei Dank ist meine Frau Deutsche, weil ich meine Schwestern kenne, die in London leben und im Irak den gleichen Status hatten wie ich. Sie haben alle studiert, aber sie wollen sich nicht anpassen.

Was ist der Grund dafür? Eine Mehrheit der hier lebenden Ausländer wollen das auch nicht. Sie leben ihre anderen Sitten und Gebräuche ihrer Heimat weiter. Deutschland ist ein christliches Land. Ich bin Moslem, ich halte mich an die fünf Säulen des Islam. Ich werde sogar eingeladen, um Vorträge über den Islam zu halten.

Heute arbeiten Sie als Dolmetscher, übersetzen für das Bundesamt für Migration aus dem Arabischen und aus dem Englischen. Welche Erfahrungen haben Sie? Vieles läuft falsch, das habe ich auch Emilia Müller gesagt, als sie hier war. Die Flüchtlinge, die hierher kommen, glauben, dass sie ein Haus und einen Garten bekommen. Das ist ihre Erwartung. Die Folge daraus ist, dass alle Flüchtlinge, mit denen ich gesprochen habe, unzufrieden sind. Und da züchten wir die Djihadisten von Morgen heran.

Das ist harter Tobak, Herr Al-Mahmoud. Warum? Bis heute haben wir mit der Integration doch gar nicht wirklich angefangen. Wir haben vielleicht die Weichen gestellt, indem wir Unterkünfte geschaffen und das Taschengeld geregelt haben und seit dem 1. November Sprachunterricht verpflichtend anbieten. Aber über 70 Prozent der geflüchteten Syrer, mit denen ich Kontakt habe, sind Analphabeten.

Dem widersprechen Experten. Viele haben auch eine Ausbildung oder das Potenzial, den Fachkräftemangel in unserer Wirtschaft zu lindern. Man muss die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge auseinanderhalten von den Erwachsenen. Auch wenn ich der Ansicht bin, dass mindestens die Hälfte der Minderjährigen gar nicht unter 18 ist. Aber das ist ein anderes Thema. Wissen Sie, im arabischen Raum gibt es so etwas wie einen Facharbeiter gar nicht. Ich rede ja mit den Flüchtlingen aus Afghanistan oder Syrien. Ich sage dann: Stimmt’s, Du hast mit acht Jahren die Schule verlassen, hast dann in der Autowerkstatt erst einmal zwei Jahre den Tee gebracht und irgendwann hat dir der Besitzer der Werkstatt gezeigt, wie man Öl wechselt. So läuft das in der arabischen Welt. Alles andere ist naiv zu glauben. „Das ist ungerecht für unsere eigenen Leute!“

Aber wenn der Flüchtling aus Syrien das Auto reparieren kann, dann ist das doch gut, dann kann er das doch bei uns auch machen? Aber das ist doch ungerecht gegenüber den Menschen, die das bei uns lange Jahre aufwendig gelernt haben – abgesehen davon, dass wir heutzutage gar keine Automechaniker mehr ausbilden, sondern Mechatroniker! Andere sagen, sie sind Maurer, Maler, Elektriker, Friseur, aber kaum einer hat Papiere. Das ist die Wahrheit.

Wie ist die religiöse Einstellung der Flüchtlinge? Viele antworten mir mit Suren aus dem Koran. Das finde ich erschreckend. Das Frauenbild ist mittelalterlich. Wenn ich im Unterricht zum Beispiel sage, dass meine Frau Deutsche ist, fragen sie sofort: Ist sie Muslima? Wenn ich Nein sage, dann geht ein Raunen durch die Bänke. Das Bild, das gegenüber unseren deutschen Frauen herrscht, ist ebenso erschütternd. In der arabischen Welt werden weiße Laken in die Betten gelegt, damit man in der Hochzeitsnacht die Jungfräulichkeit der Braut überprüfen kann. Dass deutsche Frauen sich nicht an das Verbot von Sex vor der Ehe halten, ist für arabische Männer ein Grund, sie zu verachten.

Aber woran mangelt es? Wir brauchen gut gebildete Sprachmittler, die es schaffen, zwischen den beiden weit voneinander entfernten Kulturen zu vermitteln. Das müssen die ersten Kontaktpersonen sein, die sagen: So läuft es bei uns im Staat. Die erzählen den Flüchtlingen, wie wir ticken und sagen uns, wie die Neuankömmlinge ticken. Wenn wir das nicht machen, züchten wir die künftigen Djihadisten heran.

Warum das? Die Erwartungshaltung ist sehr groß, aber die Möglichkeiten der Flüchtlinge sind eher bescheiden. Sie sind sprachlich schlecht, sie haben kaum Bildung. Wie soll man das in wenigen Jahren wettmachen? Das geht nicht. Ich erlebe, dass die Flüchtlinge sagen: Deutschland ist schuld, dass es ihnen schlecht geht und sie nicht weiterkommen. Andererseits sind die Leute sich auch alleine überlassen, es gibt in keiner Unterkunft, die ich kenne, vernünftige Betreuer, die diesen Kulturkreis kennen, geschweige denn die Sprache.

Glauben Sie, dass die Flüchtlingswelle wieder zunimmt? Ja, wenn die, die in Griechenland und Italien sitzen, weitergelassen werden. Das würde in der arabischen Welt eine weitere Welle auslösen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es Krieg in der Türkei mit den Kurden gibt und es dann weitere Fluchtwellen geben wird.

Haben Sie Angst um Deutschland? Ja, ich habe Angst davor, dass die negativen Seiten der arabischen Welt, beispielsweise der Irrsinn des Ehrenmordes, der dort etwas sehr Konkretes ist, zum Vorschein kommen, wenn die Unzufriedenheit nicht abnimmt bei den Flüchtlingen. Dadurch entsteht Hass – und davor habe ich Angst.

Führende Politiker betonen, dass der Islam zu Deutschland gehört. Finden Sie das auch? Der Islam gehört nicht zu Deutschland! Wir sind ein christliches Land, kein muslimisches. Der Islam ist eine weitere Religion, ihre Mitglieder sind eine Minderheit in diesem Land.

Haben Sie Angst vor der AfD? Nein. Sie haben keinen Plan und schüren Hass. Aber viele, die AfD wählen, sind keine überzeugten AfD-Wähler, sie tun das, damit die etablierten Parteien endlich wach werden. Ich glaube, dass sich die AfD erledigt, wenn die großen Parteien ihre Politik ändern.

Aber es gab heuer mehr als 800 Angriffe auf Flüchtlingsheime von Rechtsextremen. Das ist doch schlimm! Aber das Problem sind nicht nur die Rechten, sondern auch die Gewalt, die von den Linken ausgeht. Das Schlimme in unserem Land ist doch, dass man hier seine Meinung nicht mehr sagen darf. Das ist ihre christliche Einstellung, man verzeiht, wenn ein Flüchtling etwas macht. Aber im Koran steht drin, die Christen sind Ungläubige. Alles, was ich hier gesagt habe, darf ich nur sagen, weil ich selbst Ausländer bin. Und das ist doch schlimm, oder?

Regensburg