Kolumne
,Regensburg ist nicht Twitter und Facebook': Wolbergs' Appell an die Unzufriedenen

10.07.2017 | Stand 28.07.2023, 23:09 Uhr
−Foto: Foto: Eckl

Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs beschäftigt sich in seiner Gastkolumne mit all den Unzufriedenen.

REGENSBURG Wenn ich all die Unzufriedenheit zusammenfasse, die innerhalb der Stadt immer wieder über unser Regensburg geäußert wird, dann könnte der Eindruck entstehen, dass Regensburg schleichend auf das Chaos zusteuere. Wenn wir im Stau stehen, ist das Verkehrschaos ausgebrochen. Wenn es schneit, stecken wir im Schneechaos. Und das Schlimmste daran: Die Verwaltung und die Politik, also gerade auch ich, unternähmen nichts dagegen und wenn doch, dann viel zu langsam und nach quälend langen Diskussionen.

Da ist, so meine ich, etwas aus den Fugen geraten. Ich möchte gerne daran erinnern, dass sich die Realität in unserer Stadt nicht auf Facebook und Twitter abspielt, wo jeder alles behaupten kann, ohne dafür den Wahrheitsbeweis antreten zu müssen. Die Realität in unserer Stadt finden wir auch nicht unbedingt in den vielen Einzelinteressen, die sich manchmal sehr fordernd zu Wort melden. Die Realität unserer Stadt sieht so aus, dass es den allermeisten von uns gut geht und vielen sogar sehr gut. Auch den Finanzen der Stadt geht es gut – so gut, dass wir für all diejenigen, denen es nicht gut geht, viel mehr tun können, als von einer Stadtverwaltung üblicherweise erwartet werden kann. Wir wollen, dass niemand, der Unterstützung und Hilfe braucht, allein bleibt. Das ist unsere Realität. Was viele Unzufriedene gerne übersehen: Unsere Stadt ist kein Unternehmen, bei dem jeder alles bestellen kann. Unsere Stadt hat Pflichtaufgaben, denen sie nachkommt. Alles, was darüber hinausgeht, tut sie freiwillig – und das ist nicht wenig.

Viele der Probleme sind Luxusprobleme Manche Unzufriedene wollen auch nicht wahrhaben, dass in der Verwaltung rund 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag sehr engagiert an einer möglichst gut funktionierenden Stadtgesellschaft arbeiten. Und das gelingt offensichtlich recht gut. Denn viele Probleme, Beschwerden und Forderungen, die an mich herangetragen werden, haben mit Luxusdingen zu tun und nicht mit den Themen, die für uns alle wirklich wichtig sind. Und was die oft kritisierte Langsamkeit von Entscheidungen angeht: Wir wollen in der Stadtverwaltung und im Stadtrat nichts übers Knie brechen. Dass Entscheidungen auch mal länger dauern, ist eine Qualität unserer Demokratie, die sorgsames Abwägen erfordert und nicht den Schnellschuss. Manches von dem, was uns als Behäbigkeit angekreidet wird, ist in Wirklichkeit gewissenhafte Arbeit. Und übrigens dürfen wir in Regensburg auch mal eines sein – nämlich zufrieden mit dem, was wir haben, und mit dem, was wir uns in Zukunft noch alles leisten können.

Ihr Joachim Wolbergs Oberbürgermeister

Regensburg