Gericht
Prozess um Unterbringung: 29-Jähriger soll bei den Domspatzen misshandelt worden sein

10.07.2017 | Stand 28.07.2023, 23:17 Uhr
−Foto: n/a

In dem aufsehenerregenden Prozess um eine Unterbringung eines 29-Jährigen in der Psychiatrie, kamen am Freitag, 19. Februar, weitere erschreckende Details an Licht. Der 29-Jährige soll einmal geäußert haben, in seiner Schulzeit bei den Domspatzen misshandelt worden sein. Zudem berichtete die Schwester des Beschuldigten unter Tränen, wie der 29-Jährige die Familie terrorisierte.

REGENSBURG/KALLMÜNZ Vor dem Regensburger Schwurgericht muss sich seit Dienstag, 16. Februar, ein 29-Jähriger verantworten, weil er Anfang April vergangenen Jahres in Kallmünz einen Arzt fast zu Tode gewürgt und sich daraufhin vor der Polizei verschanzt haben soll. Erst nach einem Säureanschlag auf Polizisten und einen Angriff auf SEK-Beamte mit einem Flammenwerfer, konnte der 29-Jährige überwältigt werden. 

Misshandlung bei den Domspatzen?

Am vierten Verhandlungstag sagte eine Kripo-Beamter zu einem früheren Vorfall im Sommer 2014 aus, bei dem der 29-Jährige schon einmal auffiel. Damals soll er gedroht haben, eine Apotheke in die Luft zu sprengen, weshalb ihn die Polizei festnahm. Bei der Festnahme soll er sich nicht nur heftig gewehrt haben, sondern die Polizisten auch wüst beschimpft haben. Zudem soll er gegenüber den Beamten von Misshandlungen während seiner Schulzeit bei den Domspatzen berichtet haben. Als er die Misshandlungen öffentlich machen wollte, sei er in die Psychiatrie eingewiesen worden, so seine Vorwürfe gegenüber der Polizei. Der 29-Jährige war bis Dezember 2000 Internatsschüler bei den Domspatzen, fiel jedoch vor allem durch Störungen auf, wie aus der Verlesung von Schul-Zeugnissen hervorging. Unzählige Verweise und ein Schulwechsel waren die Folge. 

Schwester berichtete unter Tränen von Streit in der Familie

Darüber hinaus sagte die sechs Jahre jüngere Schwester des Angeklagten aus, wie ihr Bruder die Familie terrorisierte. Solange sie denken könne, sei es in der Familie zu Streitereien gekommen. Unter Tränen berichtete sie, dass ihr Bruder immer wieder ausgerastet sei und sogar ihre Eltern geschlagen habe. Zudem soll er seinen Vater, als dieser einmal in der Badewanne lag, mit dem Feuerlöscher-Schaum eingesprüht haben. Ein anderes Mal habe ihr Bruder ihren Vater so sehr auf den Kopf geschlagen, dass dieser Kopfschmerzen und einen Tinnitus davon trug. Zudem soll er auch seine Mutter tätlich angegriffen haben.  Auch die Einrichtung wurde in Mitleidenschaft gezogen: Ihr Bruder habe in Wutanfällen die Fliesen im Bad zerschlagen, Türen eingeschlagen und Fliesen auf der Terrasse zerschlagen. "Man hätte viel eher etwas machen müssen", sagte die Schwester, die den Kontakt zu ihrem Bruder aus Angst vor ihm 2010 komplett abgebrochen hat. Auf die Frage des Richters, was man machen hätte sollen, meinte die 23-Jährige, ihr Bruder hätte eine Therapie machen sollen, aber ihre Mutter sei dagegen gewesen. 

Hier geht es zum vorangegangenen Artikel. 

Regensburg