Übergriff
Sexuelle Übergriffe auf zwei Schülerinnen: Täter war gar kein minderjähriger Flüchtling

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 2:07 Uhr
−Foto: Foto: Landratsamt

Zwei Fälle von sexuellen Übergriffen durch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge während einer Party der Schülermitverantwortung am 31. Oktober 2015 am Gymnasium Lappersdorf wurden durch das Wochenblatt öffentlich gemacht. Jetzt wurde bekannt: Der Haupttäter ist volljährig.

REGENSBURG Der Direktor der Schule hatte sich an die Eltern mit diesen Worten gewandt: „Während der Feier, die von vielen Schülerinnen und Schülern als insgesamt gelungen erlebt wurde, kam es zu bedauerlichen Vorfällen.“ Auf Einladung der SMV hatten zehn unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge an der Party teilgenommen. Laut Schilderung kam es dazu, dass mehrere unbegleitete Flüchtlinge zwei Mädchen festgehalten hatten. Ein Mädchen soll dabei begrabscht worden sein, bei dem anderen Mädchen sei versucht worden, es zu küssen.

„Für mich war eine Grenze überschritten, die diese Reaktion unausweichlich machte“, schrieb der Direktor damals. Die Eltern hatten nach den Vorfällen Ende Oktober keine Strafanzeige erstattet. Doch was geschah danach? Die Vorgänge in der Silvesternacht in Köln, bei der es zu sexuellen Übergriffen in großer Zahl gekommen ist, hat zu besonderer Sensibilität bei den Behörden geführt. Das Landratsamt Regensburg bestätigte jetzt dem Wochenblatt auf Anfrage, dass der „Hauptverantwortliche identifiziert“ sei. Man habe den jungen Mann daraufhin nochmals überprüft – viele Flüchtlinge kommen ohne Ausweis, einige geben offenbar vor, minderjährig zu sein, um nicht in die Notunterkünfte zu müssen. Das scheint auch in diesem Fall gegeben zu sein: „In Bezug auf den Hauptverantwortlichen sind wir nach dem Ergebnis einer nochmaligen Überprüfung zur Überzeugung gelangt, dass es sich bei ihm um keinen Minderjährigen mehr gehandelt hat. Aufgrund der neuen Alterseinschätzung wurde er sodann aus der Jugendhilfe entlassen und in die Erstaufnahme für Erwachsene gebracht. Für ihn läuft nun das normale Asylverfahren“, so ein Sprecher des Landratsamtes. Nach dem Fall Ende Oktober in Lappersdorf hat das zuständige Jugendamt nach eigenen Angaben auch Konsequenzen gezogen.

Dem Vernehmen nach mussten die Jugendlichen Sanktionen hinnehmen, die das Landratsamt wie folgt beschreibt: „Erledigung von Aufgaben für die Gruppengemeinschaft, eine Woche Medienentzug sowie zusätzliche hauswirtschaftliche Dienste in der Einrichtung.“ Doch auch im Hinblick auf die etwa 40 minderjährigen und unbegleiteten Flüchtlinge, die vom Landratsamt betreut werden und die im ehemaligen Autohaus in der Altmühlstraße untergebracht sind, hat man präventive Maßnahmen ergriffen: Man habe nun „regelmäßige pädagogische Gesprächsrunden eingeführt. Bisher fanden bereits fünf Gesprächsabende statt.“

„Mädchen nicht mehr mit Vorfällen konfrontieren“ In diesen Gesprächen gehen Pädagogen „auf Verhaltensweisen in unserem Land ein, erklären, weshalb wir auf solche Vorfälle reagieren, im Regelfall auch Anzeige erstatten und welche Folgen dies für die Flüchtlinge haben kann.“ In den Kursen werden etwa das deutsche Frauenbild, Werte und Normen der deutschen Gesellschaft thematisiert, so das Landratsamt. Von einer Strafanzeige habe man damals abgesehen, weil man nach eingehender „Überprüfung zu dem Ergebnis“ kam, „dass im vorliegenden Fall das pädagogische Vorgehen sinnvoller ist. Es wäre die falsche Botschaft gewesen, eine Anzeige zu erstatten, die keine Konsequenzen zur Folge gehabt hätte. Auch die betroffenen Eltern wollten ihren Kindern eine nochmalige Konfrontation mit dem Tatgeschehen nicht zumuten und verzichteten daher auf eine Strafanzeige“, so der Sprecher des Landratsamtes.

Oberstaatsanwalt Theo Ziegler indes erklärte gegenüber dem Wochenblatt, dass man aufgrund der Anfrage nun überprüfen werde, ob es einen Anlass für Ermittlungen geben könnte. Wörtlich teilte Ziegler mit: „Zu dem Vorfall am Lappersdorfer Gymnasium, über den das Wochenblatt berichtet hat, gab es bisher hier und bei der Polizei keinen Vorgang, insbesondere wurden keine Anzeigen erstattet. Wir haben Ihre Presseanfrage und den damaligen Bericht nun aber zum Anlass genommen, der Sache nachzugehen“, so Ziegler. Überdies gab er aber auch Entwarnung: „Im Übrigen sind der Staatsanwaltschaft keine ähnlichen Fälle von Übergriffen von Flüchtlingen auf Frauen oder Mädchen bekannt.“ Das sagt auch das Landratsamt: Seit Oktober gab es keine Übergriffe.

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