Mutterliebe
Geflohener Sextäter (40) isst drei Wochen Schweinebraten bei Mama!

09.07.2017 | Stand 13.09.2023, 2:45 Uhr
−Foto: Foto: Bernd Jürgens/123rf.com

Kurios: Die Mutter des geflohenen Sextäters Christoph J. kochte ihm nach eigenen Angaben drei Wochen lang Schweinebraten. Die 79-Jährige glaubt an die Unschuld des Sohnes.

REGENSBURG_25RODING Wie weit kann Mutterliebe gehen? So weit, wie Seniorin Maria J. (Name der Redaktion bekannt, geändert) ihrem Sohn auf der Flucht entgegen brachte? „Was hätte ich denn tun sollen“, sagt die 79-Jährige im Gespräch mit dem Wochenblatt. „Er ist doch mein Sohn!“

Ihr Sohn ist der verurteilte Sexualstraftäter Christoph J., 40, bis vor Kurzem einer der meistgesuchten Männer der Region. Denn J. war gemeinsam mit dem Mit-Insaßen im Bezirkskrankenhaus, dem zwischenzeitlich ebenfalls gefassten Karl-Heinz L., bei einem begleiteten Freigang Ende April in den Regensburger Arcaden getürmt.

Offenbar sollte eine Pflegerin den beiden Männern und einem weiteren Forensikpatienten des BKH das Einkaufen im Kaufland beibringen, denn J. war bereits seit 20 Jahren in der Geschlossenen. Er war 1995 von einem Gericht für schuldunfähig befunden worden, aber für gemeingefährlich, er hatte, so das Gericht damals, eine 15-Jährige vergewaltigt und hatte es bei einer Zwölfjährigen versucht. Wie kann eine Mutter so einen Sohn noch lieben? Maria J.: „Er war es nicht, er ist doch unschuldig!“ Die Frau aus Roding beteuert, dass ihr Sohn einen Doppelgänger gehabt hätte. „Da ist doch später noch was passiert, und dem ist man einfach nicht nachgegangen – der Junge hat doch gar nichts getan!“, seufzt die Frau ins Telefon. Sie hat elf Kinder, doch ihr Sohn Christoph J., er macht der Seniorin am meisten Sorgen.

„Ich hatte ihn doch schon ein halbes Jahr lang nicht mehr gesehen, da habe ich ihn aufgenommen, als er vor der Tür stand“, sagt die Mutter.

Ausflug in die Arcaden zur Flucht genutzt

Ihr Sohn Christoph hatte zusammen mit Karl-Heinz L. offenbar an jenem 17. April in den Arcaden die Gelegenheit zur Flucht genutzt, als die begleitende Pflegekraft durch einen Kaufhausdiebstahl abgelenkt war. Beide sollten darauf vorbereitet werden, nach so langer Zeit in der Psychiatrie irgendwann wieder freigelassen zu werden. „Die Hürden sind seit dem Fall Mollath so hoch für die Unterbringung in der Forensik, dass einige Sexualstraftäter bald entlassen werden müssen“, sagt ein BKH-Insider zum Wochenblatt.

Doch was machte J. eigentlich drei Wochen lang bei seiner Mutter?

Drei Wochen lang brachte sie ihrem Sohn „jeden Tag einen Schweinsbraten mit Knödel, weil der Bub hat ja sonst nichts G‘scheits zum Essen.“ Dann, sie war gerade auf dem Sofa, hätte die Polizei das Haus in Roding, in dem sie zur Miete wohnt und das der Sohn als Fluchtversteck nutzte, geradezu gestürmt. „Die haben Fensterscheiben zertrümmert und die Tür eingebrochen“; beteuert Maria J.. „Dabei hätten sie einfach auch nur klingeln können“, eine Hintertür gebe es nicht.

Die Mutter von elf Kindern ist traurig, dass ihr Sohn nun wieder im BKH ist – übrigens wird er so schnell keinen Freigang mehr bekommen, durch die Flucht wurde sein Gefährlichkeitsgrad wohl nun anders bewertet als noch vor der Tat, wo er frei in Begleitung durch die Arcaden schlendern durfte.

„Die werden so schlecht behandelt dort!“

„Wissen Sie“, sagt seine Mutter noch traurig, „die werden so schlecht behandelt dort, weggespritzt werden sie ...“ Dann fängt sie leise zu weinen an. Ihren Sohn in Freiheit, das wird sie wohl nicht mehr erleben ...

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