Kultur
Exponate fürs Bayern-Museum: Bewältigung der Vergangenheit und viele schöne Erinnerungen

09.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:22 Uhr
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Am Freitag 22. Mai, nimmt das Museum der Bayerischen Geschichte, das am Donaumarkt in Regensburg entsteht, die nächste Etappe: Der Grundstein wird gelegt, dazu reist extra Ministerpräsident Horst Seehofer in der Domstadt an. Derweil laufen im Hintergrund die Arbeiten für das, was dereinst im Gebäude gezeigt werden soll: Das Depot für das neue Museum füllt sich!

REGENSBURG Das Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg sammelt schon seit einiger Zeit all das, was die Bayerische Geschichte ausmacht. Viele Exponate sind dabei bereits eingegangen, manches Rätsel konnte man schon lösen. So zum Beispiel die Frage nach einem Foto, das drei Kinder beim Baseball-Spielen in Pocking (Landkreis Passau) zeigt. Einen der drei Jungs konnte man nach einem Aufruf tatsächlich ausfindig machen: Professor Heinz Huber war damals neun Jahre alt, als das Bild entstand. "Kaum waren die Amerikaner da, haben sie auch schon Baseball gespielt und auf der Stadlerwiese ein richtiges Feld eingezeichnet. Wir Buben durften mitmachen und hatten einen Riesenspaß!", erinnert er sich. Beim Baseball blieb der heutige Regensburger nicht, er verfolgte eine andere Sportlerkarriere. Huber wurde Bayerischer Jugendmeister im Weitsprung und stand in der Bezirksliga Niederbayern im Tor des SV Pocking. Seine Erinnerungen finden mit dem Foto Platz im Museum der Bayern.

Und auch sonst findet sich im Depot der gesammelten Stücke vieles, das bayerische, ja, deutsche Geschichte geschrieben hat. Unvergessen ist der Widerstand am Bauzaun der WAA in Wackersdorf. Immer wieder finden Stücke aus dieser Zeit den Weg ins Museumsdepot. Wolfgang Nowak ist so ein Streiter gegen die WAA. Er wurde am 21. Mai 1950 geboren und machte eine Ausbildung als Industriekaufmann. Acht Jahre war er beim Bundesgrenzschutz tätig, studierte dann BWL und wechselte später als Buchhalter in den öffentlichen Dienst. Seit dem Ende der 1970er-Jahre engagierte sich der Schwandorfer gegen Atomkraft. Und so war es klar, dass er dabei ist beim Widerstand gegen die WAA. Nowak war eigentlich ein stiller Mensch, doch im Kampf gegen die WAA stand er auf und nahm an zahlreichen Demonstrationen teil. Eines ist ihm wichtig: "Die Polizisten waren nicht unsere Gegner", sagt er. Viele der Polizeibeamten seien aus der Region gewesen, berichtet er. Man kannte sich, ja, war manchmal sogar befreundet. Nowak hat viele Dinge gesammelt, die mit dem Protest gegen die WAA zu tun hatten, einige dieser Sammlerstücke hat er für das neue Museum zur Verfügung gestellt. So zum Beispiel auch eine Bayernfahne, die den Schriftzug "WAA NEIN" trägt.

Voller Geschichte(n) steckt auch eine Zigarettenschachtel. Diese hatte sich der Teublitzer Willi Grosch während seiner Zeit in der Kriegsgefangenschaft in den USA selbst gebastelt. Grosch war im Zweiten Weltkrieg als Mitglied der Sanitäts-Ersatzabteilung unter anderem beim Afrika Corps eingesetzt. 1943 geriet er in Kriegsgefangenschaft, interniert war er im "Prisoners War Camp Forrest, Tullahoma, Tennessee" und im "Prisoner of War Camp Opelika". Nach seiner Rückkehr aus den USA arbeitete er in Maxhütte. Seine Erinnerung an diese Zeit, die selbst gebastelte Zigarettenschachtel, hat sein Sohn Willi dem Museum in Regensburg vermacht.

Schon jetzt wird deutlich, dass die jüngere Vergangenheit einen wichtigen Platz im Museum der Bayerischen Geschichte haben wird, die zahlreichen Exponate erzählen Geschichten, die der ein oder andere tatsächlich miterlebt hat. Geschichte bleibt so für die lebendig, die zum Beispiel nicht am Bauzaun in Wackersdorf standen, für die den Krieg nur noch aus den Geschichtsbüchern kennen.

Am Freitag, 22. Mai, wird feierlich der Grundstein für das Museum am Donaumarkt gelegt. In einer Vorschau-Ausstellung im Salzstadel in Regensburg vom 22. Mai bis zum 21. Juni jeweils täglich 10 bis 19 Uhr erste Stücke zu sehen. Es gibt auch die Möglichkeit, Exponate vorbeizubringen und anschauen zu lassen, das Museumsteam überlegt dann gemeinsam mit dem potentiellen Stifter, ob das Erinnerungsstück im neuen Museum eine Rolle einnehmen könnte. Diese Möglichkeit besteht am 29. Mai, am 6. am Juni, 7. Juni und am 12 Juni. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.hdbg.de

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