Thema der Woche
Rundfunkbeiträge explodieren: Und das alles für die Helene Fischerisierung?

09.07.2017 | Stand 13.09.2023, 2:37 Uhr
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Die Beitragssätze für die öffentlich-rechtlichen Programme explodieren: Um 1,5 Milliarden Euro sind die Einnahmen gestiegen. Man fragt sich: Für was? Für die Helene Fischerisierung?

REGENSBURG_25MÜNCHEN Na das war ja wohl klar: Seit die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) einen neuen Namen hat, sind die Einnahmen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten geradezu explodiert. Ist ja klar: Früher schickte die GEZ ihre Schnüffler, die auch mal an der Haustür klingelten und sich danach erkundigten, wer denn da in der Nachbarschaft wohnt. Mit einem Federstrich haben die Ministerpräsidenten der Länder den sogenannten Beitragsservice geschaffen, den alle zahlen müssen – egal, ob man nun ein Radio- und Fernsehgerät hat oder nicht.

Eigentlich hat die „Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten“, eines der vielen Gremien-Monster in diesem Land, Mehreinnahmen von 1,2 Milliarden Euro prophezeit. Wissen Sie, wie viel es wirklich sind? 1,5 Milliarden Euro nehmen die Öffentlich-Rechtlichen nun mehr ein – die Beiträge schnellen auf acht Milliarden Euro jährlich in die Höhe!

Mir ist es ein Rätsel, wie eine Zwangsabgabe verfassungsrechtlich nicht als neue Steuer bewertet werden kann. Aber so ist das nun einmal: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.

Dabei möchte ich schon eine Lanze brechen für das breite Angebot, das die lokalen Programme liefern. Ich schätze die Arbeit des Bayerischen Rundfunks vor Ort sehr. Da wird guter Journalismus gemacht. Ich schaue mir auch das Bayerische Fernsehen und Programme wie Quer sehr gerne an – doch schon beim Rundfunkorchester wird es schwierig. Denn das ist eine klare Subventionierung von unten – also Menschen, die wenig Geld haben und sich keine hochkarätigen Klassik-Konzerte anhören – nach oben: Für viele Millionen Euro wird da Eliten-Kultur subventioniert.

Doch schon wenn ich ins ZDF zappe, was mir Gott sei Dank selten passiert, erlebe ich die „Helene Fischerisierung“ der Sendeanstalten live. Da wird ein Konzert einer Sängerin übertragen, die für die einen die Britney Spears Deutschlands, für die anderen ein mehr oder weniger begabtes Blondchen mit übertrainiertem Körper und aalglatter Stimme ist. Sieht so der Bildungsauftrag des ZDFs aus? Uns Wochenende für Wochenende ins Koma zu senden?

Kommendes Jahr sollen die Beiträge um ganze 48 Cent auf dann 17,50 Euro sinken. Ich finde, das ist deutlich zu wenig. Journalistischer Grundauftrag: Klar. Aber Helene Fischer? Nein Danke!

Regensburg