Idee des Vereinsarchivars
Jahn-Übervater Hans Jakob soll am neuen Stadion geehrt werden

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 2:39 Uhr
−Foto: n/a

Hans Jakob, der einzige Fußball-Nationalspieler, den Regensburg je hervorgebracht hat, soll beim neuen Stadion geehrt werden. Dies fordert Jahn-Archivar PD Dr. Wolfgang Otto (im Bild auf der Stadion-Baustelle in Oberisling).

REGENSBURG Wie kann man dem neuen Regensburger Fußballstadion vom Start weg ein wenig Tradition einpflanzen? Diese Frage beschäftigt viele Jahn-Freunde schon vor dem ersten Spatenstich. Zu der bereits seit längerer Zeit kursierenden Idee, den Turm aus dem alten Stadion auf dem Arena-Areal wiederaufzubauen, steuert jetzt Jahn-Archivar Wolfgang Otto einen weiteren Vorschlag bei:

„Es wäre angebracht, einen Bezug zum früheren Nationaltorwart Hans Jakob herzustellen, der ab 1924 über 1.000 Spiele für die Rot-weißen bestritten hat. Er ist der größte Fußballer, den der Jahn je hervorgebracht hat und symbolisiert perfekt das, wofür der Verein auch heute stehen will: Verbundenheit mit der Region und das Setzen auf den eigenen Nachwuchs. Das neue Stadion ist genau der richtige Ort, um an ihn zu erinnern."

SSV-Traditionalisten sind von diesem Vorstoß Ottos begeistert: „Da bin ich dafür. Schließlich hat Hans Jakob zu seiner aktiven Zeit dem Jahn und Regensburg zu enormer Bekanntheit verholfen", sagt beispielsweise der langjährige Jahn-Ehrenratsvorsitzender Ludwig „Lulu" Wagenpfeil. (Sport-)Bürgermeister Gerhard Weber, selbst seit Jahrzehnten Mitglied beim SSV, ist ebenfalls angetan: „Jakob ist bis heute der einzige deutsche Nationalspieler des Jahn. Es wäre wünschenswert, wenn man ihn auch jüngeren Generationen näherbringen könnte."

Jakobs Glanzzeit war in den Dreißiger Jahren, in denen er 38-mal das deutsche Tor hütete. 1934 wurde er WM-Dritter, 1938 war er Schlussmann der legendären „Breslau-Elf", die in der schlesischen Metropole Dänemark mit 8:0 vom Platz fegte und bis zum 72er Europameister-Team um Beckenbauer und Netzer als spielstärkste DFB-Auswahl aller Zeiten galt. In den Vierziger Jahren stand Jakob als „Kriegstorwart" in Diensten des großen FC Bayern, dessen Ehrenmitglied er genauso wie beim SSV Jahn bis zu seinem Tod im März 1994 war.

In Regensburg allerdings gibt es in den Augen von Wolfgang Otto noch kein adäquates Gedenken an den fußballerisch größten Sohn der Stadt – ein Zustand, den es im Zuge des Stadion-Neubaus zu ändern gelte. Dass Jakobs Karriere-Höhepunkt in die Zeit des Nationalsozialismus fiel, sieht der Jahn-Archivar nicht als Problem: „Es gibt keine Hinweise, die ihn diesbezüglich in ein schlechtes Licht rücken."

Im Gegenteil: „Hans Jakob war kein Nazi, er war ein großer Mann mit aufrechtem Charakter", heißt es in einem zu Herzen gehenden Zeitungsartikel, den die Regensburger Journalisten-Legende Horst Hanske zu Jakobs Tod veröffentlicht hatte. Das Zitat stammte von einer jüdischen Geschäftsfrau, die Anhängerin des SSV Jahn war und von folgender Heldentat des Torwarts erzählte: Das von den Nazis ausgesprochene Sportplatz-Verbot für Juden ging Jakob derart gegen den Strich, dass er eines Samstags die Geschäftsfrau von zu Hause abholte, sie in die Straßenbahn Richtung Prüfeninger Straße setzte und mit ihr vor den Augen des Kreisleiters auf der Tribüne Platz nahm.

Bleibt die Frage, wie der Hans-Jakob-Bezug beim neuen Stadion konkret aussehen soll. „Der Stadion-Name kann es nicht sein. Mit dem wollen wir viel Geld einnehmen, und das wird uns Hans Jakob nicht geben können", sagt Bürgermeister Weber. Jahn-Archivar Otto schwebt vor, dass etwa der Zugangsweg vom Parkplatz zum Stadion oder der Platz vor dem Stadion nach Jakob benannt wird. Die zur Allianz Arena führende Kurt-Landauer-Allee oder der Max-Morlock-Platz vor dem Nürnberger Stadion wären Vorbilder dafür. „So etwas könnte ich mir gut vorstellen", meint Gerhard Weber. „Da haben wir in der Stadtverwaltung jetzt eineinhalb Jahre Zeit, uns Gedanken darüber zu machen.“ 

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