Goethe-Klassiker
Standing Ovations für Faust-Inszenierung

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:58 Uhr
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Wohl kaum war das Publikum den Schauspielern am Theater an der Rott näher als in der aktuellen Inszenierung von „faust // der tragödie erster teil“.

EGGENFELDEN Intendant Dr. Uwe Lohr, der Regie führt, lässt die vier Darsteller in einer kleinen Arena auf der Bühne agieren. Und er inszeniert den Goethe-Klassiker modern, behält aber die kraftvolle Sprache Goethes bei. Vom Publikum gab es für dieses Experiment Standing Ovations.

Für die Theaterbesucher war es schon etwas ungewohnt, nicht wie sonst vor der Bühne Platz zu nehmen, sondern die Bühne zu besteigen und auf einer kleinen Tribüne zu sitzen. In der Mitte ein Podest in Würfelform (von Nina Ball), in dem schon Mephistopheles (Elisabeth Nelhiebel) sitzt. Dann beginnt das Stück – mit „Wo wants to live forever“ von Queen. Nicht der einzige Welthit der Pop-Band in Dr. Uwe Lohrs Inszenierung.

Goethes Faust hat Lohr um einiges gekürzt auf rund zwei Stunden und 15 Minuten. Die kraftvolle, oft versartige Sprache Goethes behielt er bei. Modern sind die Schauplätze. Auerbachs Keller zum Beispiel ist in dieser Inszenierung eine Disco, aus der Hexenküche wird ein Operationssaal.

Die Darsteller spielen hautnah dran am Publikum. Herausragend dabei Elisabeth Nelhiebel. Sie spielt sich im wahrsten Sinne des Wortes den Teufel aus dem Leib. Einen guten Faust gibt Markus Fischer ab. Den Spagat zwischen dem Gelehrten und dem jugendlichen Faust, der sich den Gelüsten des Lebens hingibt, gelingt ihm spielend. In mehreren Rollen ist Katharina Oraschnigg zu sehen. Besonders als das zunächst unschuldige Gretchen, das am Ende in Verzweiflung versinkt und schreiend den Mord am eigenen Kind beklagt, weiß sie zu überzeugen. Dass sie diese Rolle zum ersten Mal spielt, spürt man gar nicht. Rüdiger Bach hat es da in mehreren Nebenrollen schon schwer, dem Mephistopheles, dem Faust und dem Gretchen das Wasser zu reichen. Aber er beweist wieder einmal seine Vielseitigkeit.

Fazit: Man muss für die Eggenfeldener Inszenierung schon gutes Sitzfleisch mitbringen, denn die fast zweieinhalb-stündige Aufführung hat keine Pause. Aber es lohnt sich, denn die vier Schauspieler leisten Enormes, das Publikum ist dem Goethe-Klassiker so nah, sodass die kraftvolle Sprache einen unheimlich berührt. Mit der Musik von Queen hat Dr. Uwe Lohr genau die passende Untermalung dazu gefunden und mit der Modernisierung des Stoffes dem Klassiker einen flotten Anstrich verpasst, der dem Goethe-Klasiker aber gut steht. Ein Faust also, der absolut empfehlenswert ist.

Die weitere Aufführungstermine lauten: 14. 15., 21. und 22. Oktober jeweils um 19.30 Uhr, am 16. und 23. Oktober jeweils um 18.30 Uhr. Karten gibt es unter Tel. 08721/1268980 oder im Internet unter www.theater-an-der-rott.de.

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