Versöhnende Verschiedenheit ist das Ziel“
Dekan Dr. Wolfgang Bub im Seniorentreff

10.10.2017 | Stand 31.07.2023, 5:41 Uhr
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„Frei und mutig, begrenzt und stur“ sei Martin Luther gewesen, so die kühne Aussage, die Dr. Wolfgang Bub an den Anfang seines Vortrages „500 Jahre Reformation“ im Seniorentreff stellte.

PASSAU „Unsere Veranstaltung ist auch eine ökumenische“, stellte der evangelische Dekan angesichts des katholischen Trägers des Treffs, der Malteser, fest. „Ich denke, dass dieses Jubiläum auch eine Chance ist für das Miteinander. Es gibt viele Veranstaltungen, von denen etliche auch ökumenisch sind“, erklärte Dr. Bub. „Ökumene lebt vom Reden. Sie ist unverzichtbar, aber nicht immer einfach. Wir haben den einen Herren und das verbindet uns. Das Ziel wäre aus meiner Sicht nicht die Wiedervereinigung, sondern versöhnende Verschiedenheit. Das wäre mein Traum.“

Zunächst ging Dr. Bub auf Leben und Werk von Martin Luther ein: „Er war ein Medienstar seiner Zeit. Es gibt sehr viele Bilder von ihm.“ Viel Interessantes wusste er zu berichten über Herkunft, Kindheit und Jugend sowie die Schlüsselerlebnisse des Reformators.

Große Veränderungen, verunsicherte Menschen, Sorge um das Seelenheil, die Renaissance mit ihrer Prachtentfaltung sowie Veräusserlichung und Missstände in der Kirche hätten die damalige Zeit geprägt. Sehr anschaulich berichtete Dr. Bub vom berühmten Anschlag der Thesen, die Reaktionen darauf und den Bruch mit dem Kaiser.

Es gebe vieles, was wir noch heute der Reformation verdanken, wie z. B. Gewissensfreiheit, Bildung, die Rolle der Frau oder die Reform der römisch-katholischen Kirche. Die Geschehnisse von vor 500 Jahren hätten aber auch ihre Schattenseiten gehabt. Dr. Bub nannte es Abgründe, wie z. B. Antisemitismus oder die Abhängigkeit der evangelischen Kirche vom jeweiligen Landesherrn.

Sehr interessant waren auch die Ausführungen im Hinblick auf Passau und die Region. Die evangelische Anhängerschaft sei stetig gewachsen, so haben die Grafschaften Neuburg am Inn und Ortenburg den Glauben gewechselt. Im Jahre 1859 wurde in Passau die Stadtpfarrkirche eingeweiht und die Gemeinde gegründet. Verschiedene Wachstumsphasen waren zu verzeichnen, etwa nach dem 2. Weltkrieg oder mit den Aussiedlern in den 1990-er Jahren. Gegenwärtig gebe es im Dekanat 30.000 evangelische Christen. Die Verteilung sei sehr unterschiedlich, rund 40 Prozent in Ortenburg, nur etwa zwei Prozent im Bayerischen Wald, in Passau seien es knapp über zehn Prozent.

Eine angeregte Diskussion mit den zahlreichen Besuchern über verschiedene Fragestellungen schloss sich an, für die sich Dr. Bub viel Zeit nahm.

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