Smartphone macht ökonomische Zusammenhänge für Schüler erfahrbar
Software 'classEx' nun auch im Schulunterricht:

11.07.2017 | Stand 25.07.2023, 0:06 Uhr
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In den Hörsälen der Universität Passau kommt die Software „classEx“, die von Dozierenden des Lehrstuhls für Volkswirtschaftstheorie entwickelt wurde, bereits zum Einsatz.

PASSAU Nun sollen damit auch Schülerinnen und Schüler im Wirtschaftsunterricht experimentieren. Die Software will den klassischen Unterricht durch interaktive Online-Elemente bereichern und Schülern strategisches Denken lehren. Es ist ein Spiel – und es geht um echtes Geld. Drückebergerei oder hoher Einsatz? Vor dieser Entscheidung stehen die Spielerinnen und Spieler. Wenn zwei Spieler mit hohem Einsatz zusammenkommen, gehen beide mit je zehn Euro nach Hause. Treffen jedoch zwei Drückeberger aufeinander, gehen beide leer aus. Wenn eine Drückebergerin auf einen Spieler mit hohem Einsatz trifft, dann erhält die Drückebergerin 15 Euro, der andere Spieler bekommt nichts.

Das Dilemma daran: Die Spielerinnen und Spieler wissen im Vorfeld nicht, mit wem sie das Smartphone zusammenbringen wird. Die Hörsaalsoftware „classEx“ wurde im Jahr 2012 von Dozierenden am Lehrstuhl für Volkswirtschaftstheorie an der Universität Passau entwickelt und wird seither erfolgreich in den Seminaren eingesetzt. Die Studierenden spüren das Gefangenendilemma am eigenen Leib, durch den Einsatz von echtem Geld wird der Stresslevel noch ein wenig erhöht. Darüber hinaus wertet die Webanwendung die Entscheidungen sofort aus und bereitet die Ergebnisse graphisch auf. Die Dozierenden können die Entscheidung also gleich im Anschluss mit den Studierenden diskutieren.

Die Software ist beliebt: Universitäten nutzen sie bundes- und weltweit. Künftig soll sie auch im Klassenzimmer zum Einsatz kommen, um Schülerinnen und Schüler den Zugang zu ökonomischen Modellen zu erleichtern. Sie können beispielsweise den Konflikt zwischen eigenen und kollektiven Interessen, das Zustandekommen eines Marktpreises oder das Auftreten von Marktversagen selbst erleben und ihre Entscheidungen mit der Lehrkraft diskutieren. Die Software bietet auch Quizfragen, um den Lernfortschritt zu überprüfen.

Im Rahmen des Projekts vereinfacht das Team unter der Leitung von Dr. Marcus Antonio Giamattei und Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff vom Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftstheorie die Zugänge für Lehrkräfte, baut Anmeldeverfahren für Schulen auf und erweitert Serverkapazitäten.

Darüber hinaus schaffen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Möglichkeiten zur Online- und Offline-Schulung von Dozierenden. Anschließend sollen die geschulten Lehrkräfte erste Unterrichtseinheiten abhalten, die die Forschenden im Anschluss evaluieren werden. Die Wirtschaftswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler können an der Universität Passau auf Expertise in der Schulpädagogik zurückgreifen: Sie arbeiten eng zusammen mit dem Team von SKILL, einem BMBF-Projekt zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung. Gefördert wird das Projekt „classEx@school“ von der Joachim Herz Stiftung.

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