Low Kicks und Jabs: Angriff ist die beste Verteidigung
Schweighofers „Fightclub“ ist nichts für Weicheier

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 0:44 Uhr
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Beim „Knockout Passau“ zählt eins: „Kraft, Ausdauer – Wille“.

PASSAU Angriffssport heißt beste Selbstverteidigung. Das ist das Motto des „Fightclubs Knockout Passau“. Dabei geht es nicht etwa um einstudierte Moves, so wie man sie in sämtlichen Actionfilmen sieht. Hier zählt die Schlagkraft und Fitness, statt Selbstverteidigung nach einer Choreografie – realistisch soll es bleiben. Da gibt‘s schon mal von Trainer und Fightclub-Gründer Marco Schweighofer während den Übungen zu hören: „Macht’s des g’scheid, dann gibt’s nix auf die Fresse.

Der Fightclub ist vor allem auch für Frauen und Mädchen interessant, wie der 35-jährige Gründer des Fightclubs erzählt. „Frauen sind biologisch schwächer und müssen sich verteidigen können.“ Und dafür gibt es verschiedene Kurse im Fightclub, die Angriffstechnik und körperliche Fitness schulen, angefangen bei Jiu Jutsu, K 1, eine Mischung aus verschiedenen Kampfsport-Techniken, bis hin zu Mixed Martial Arts und schließlich Thaiboxen.

Und siehe da: Mit der Zeit traten tatsächlich immer mehr Frauen dem Fightclub bei. „Mit den Online-Videos kamen auch immer mehr Mädels. Es spricht sich einfach viel über Mundwerbung rum“, so der Passauer. Und das müssen taffe Mädels sein, denn das Thaiboxen ist nichts für zarte Pflänzchen. Hier knallt es schon mal richtig, vor allem wenn die Jabs – Tritte gegen das Schienbein – geübt werden. Worum es Trainer Marco Schweighofer bei seinen Schützlingen dabei geht, ist Effektivität in Schlagkraft und körperlicher Fitness: „Muskeln bedeuten nicht gleich Kraft, man muss das trainieren.“

Bei den Liegestützen heißt es dann oft vom Trainer: „Weiter runter, ned selber bescheißen.“ Gerade das schätzen wohl alle an ihrem strengen aber lockeren Trainer, der in den Pausen gerne mal den ein oder anderen Scherz bringt: „Wenn du nicht mehr kannst, dann bring ich dich dazu, dass du noch zehn Liegestütze mehr schaffst“, so der 35-Jährige über seine Motivationskünste. Einen zusätzlichen Push soll Techno-Musik beim Training geben, bei der er sich selbst am Produzieren eigener Tracks versucht. Zurzeit ist er Feuer und Flamme für Bianca Veselys „Electronic Motion“ und lässt sich davon auch beim DJ-ing inspirieren. Sein Hobby, das er selbst als Abenteuer beschreibt, führt ihn auch zu großen Techno-Festivals: „Es ist quasi wie Backpacking.“

Das Boxen war aber schon immer seine erste große Leidenschaft. Von klein auf hat sich Schweighofer mit dem Boxen beschäftigt. Sein Vater, der selbst Taekwando praktiziert hat, war wohl seine größte Inspiration. Vor zirka vier Jahren besiegte Schweighofer im Muay-Thai-Wettkampf schließlich den Ex-Vizeweltmeister Kevin Schlieben nach knapp einer Minute. Schnell kam der Wunsch sich voll und ganz dem Boxsport als Trainer zu widmen. Es folgte das Komplett-Programm an Trainerscheinen: Muaythai Trainer-B-Lizenz, MMA Basic Instructor, Ausbildung im Cross Training und viele mehr. 2014 gründete er den Club und war danach als Gasttrainer beim Kampfkunstzentrum Passau, das von Jiu-Jiutsu-Trainer Jakob Waldinsperger geleitet wird, vertreten. Jetzt kann Schweighofer an manchen Tagen sogar 55 Leute zum Training begrüßen.

Was den Fightclub insbesondere auszeichnet, ist Freundschaft. Man trifft sich außerhalb der Turnhalle zum gemeinsamen Laufsport an der frischen Luft. Außerdem hat die Gruppe bereits an verschiedenen Hindernisläufen, wie dem „Xletix Tirol 2016“ auf 2020 Höhenmeter, teilgenommen. Ein Spendenlauf für krebskranke Kinder war im Dezember vergangenen Jahres auch schon dabei.

In der Wettkampf-Szene ist Schweighofer derzeit nicht aktiv. Das überlässt er nun lieber seinen Muay Thai-Kämpfern: „Ich bin lieber zu 100 Prozent Trainer“, betont er. Umso mehr freut es ihn, die Fortschritte seiner Kämpfer zu sehen und ihre Erfolge zu feiern, so wie auch kürzlich mit Ali Sarwari bei der Young Blood Night 7 in Straubing. In der Klasse Mixed Martial Arts, ein Mix aus verschiedenen Kampftechniken, konnte er sich gegen seinen Gegner behaupten. Der Unterschied zu K 1 ist, dass die Kämpfe am Boden und im Stehen ausgefochten werden, bei K 1 dagegen nur aufrecht. „MMA ist groß im Kommen, weil das Boxen langsam von der Oberfläche verschwindet“, so der Trainer über den neuen Trend. Vor allem liegt ihm eins am Herzen: Er möchte die Kämpfer aus Passau im Wettkampfbereich voranbringen: „Ich will, dass man auf die Passauer stolz sein kann“, so sein Anliegen. Auch wenn man kein Profikämpfer werden will, ist man beim Fightclub willkommen. Egal ob man Ausgleich zum Arbeitsalltag sucht oder sich in Sachen Selbstverteidigung weiterbringen will – das Training verlässt jeder ausgepowert, aber zufrieden mit sich selbst.

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