Nach Terror-Attentaten:
Die EU nimmt Jäger und Schützen scharf ins Visier

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 0:49 Uhr
Stefan Brandl
−Foto: n/a

In einem Topf mit Terroristen? Passauer Waidmänner und Sportler sind empört!

BAD FÜSSING Passaus Jäger und Schützen sind zornig – und enttäuscht! Enttäuscht von einem Staat, einer Gesellschaft, zu deren Wohl sie eigentlich aus Leidenschaft dienen. Die einen durch die fürsorgliche Hege und Pflege der Natur, die anderen im Sport durch aktive und ehrenamtliche Jugend- und Vereinsarbeit. Der Grund: Sie besitzen Waffen. Deshalb nehmen EU und Bund nach den jüngsten Terror-Attentaten Jäger und Schützen ins Visier, wollen sie an die Kandare legen durch eine weitgreifende Verschärfung der EU-Feuerwaffenrichtlinie. Dagegen laufen die legalen Waffenträger Sturm: „Wir lassen uns nicht mit Terroristen in einen Topf werfen“, so der Tenor der Jäger und Schützen beim Stammtisch der Europa-Union in Bad Füssing. „Nicht wir sind das Problem, sondern die illegalen Waffenbesitzer!“

Nach jedem Terror-Akt wird der Ruf nach einer Verschärfung des Waffenrechts laut. Und bringt damit indirekt die legalen Waffenbesitzer in Verruf. „Jäger und Schützen werden dadurch gesellschaftlich stigmatisiert“, sagten Anton Renkl (Schießobmann der Regierungsbezirksgruppe Niederbayern im Bayerischen Jagdverband) und Walter Wagner (Bezirkssportleiter der niederbayerischen Schützenvereine) vor Jägern und Schützen aus dem Landkreis Passau beim Europastammtisch, zu dem Niederbayerns Europa-Unionsvorsitzender Konrad Kobler geladen hatte.

Auslöser der Empörung bei den Jägern und Schützen: die aktuellen Bestrebungen der EU, die Feuerwaffenrichtlinie zu verschärfen. Der Vorschlag der EU-Kommission dazu: Jäger und Schützen sollen regelmäßig zur MPU, ihre Waffen-Erlaubnis soll nurmehr fünf Jahre gelten, halbautomatische Waffen (wie sie bei der Jagd und beim Sport benutzt werden) sollen verboten werden und manches Gängelband mehr. Verständlich, dass solche Sanktionen friedliebende, verantwortungsvolle Jäger und engagierte Schützen auf die Palme bringen. Marschieren beim großen Passauer Maidult-Schützenumzug lauter potenzielle Terroristen mit? Unsere gefeierten Olympioniken und Biathleten sollen alle zum „Depperltest“? Unsere Jäger sollen Wildschweine mit der Schrotflinte jagen?

Kann sein. Denn die weitreichendsten Vorschläge der EU-Kommission sind nun zur Entscheidung der einzelnen Mitgliedsstaaten weitergereicht worden. Und weil Deutschland erfahrungsgemäß dabei stets gründlicher als alle anderen EU-Staaten vorgeht, befürchten Jäger und Schützen erst mal das Schlimmste und wehren sich deshalb mit aller Entschiedenheit dagegen. Denn ihrer Meinung nach besteht kein Anlass für eine Verschärfung des Waffenrechts. Im Gegenteil, sagen die Funktionäre: Eine Verschärfung läuft in die völlig falsche Richtung.

„Durch eine solche Verschärfung wird kein Terror-Anschlag verhindert“, sagte Anton Renkl. „Terroristen brechen das Waffengesetz, verüben ihre Gräueltaten mit illegalen Kriegswaffen. Eine Trennung von legalem und illegalem Waffenbesitz ist daher zwingend notwendig.“ Legale Waffenbesitzer wie die Passauer Jäger und Schützen werden durch strengste Auflagen und Kontrollen fast total überwacht, der kleinste Fehltritt führt zum Entzug der Waffenerlaubnis. Denn das deutsche Waffenrecht gehört zu den schärfsten der Welt.

„Mit einer Verschärfung des Waffenbesitzrechts werden nur die Falschen getroffen“, appelliert Europa-Unions-Vorsitzender Konrad Kobler an die politisch Verantwortlichen. „Vielmehr muss entschlossener gegen den illegalen Waffenbesitz und Waffenhandel vorgegangen werden. Der internationale Waffen-Schwarzhandel muss unterbunden werden – aber das erreicht man nicht mit einer Verschärfung der Feuerwaffenrichtlinie, das ist ein völlig wirkungsloser Schuss ins Leere.“ Vielmehr ist dies eine „reine Schikane gegenüber den legalen Waffenbesitzern, also die Gesellschaft zusammenhaltenden und verbindenden Gruppierungen wie Jägern, Schützen oder Reservisten.“

Passau