Wie in L.A.: Auch in Landshut wenden sich viele Geschäfte mit englischen Fremdwörtern an ihre Kunden. Einer Landshuterin reicht's: Sie hat einen Stadtratsantrag gestellt, der Anglizismen in der Dreihelmstadt eindämmen soll.
LANDSHUT Beim Shoppen durch die City ein Schnäppchen machen. Das geht immer dann am besten, wenn in Landshuts Stores mal wieder ein Sale ausgebrochen ist und das Bedürfnis ehemals gängige Begriffe wie Schlussverkauf durch Anglizismen zu ersetzen.
Birgit Schönberger vom Verein deutscher Sprache ist dieser Trend Entschuldigung, Zeitstil ein Dorn im Auge. Deshalb hat die Landshuterin im Frauenplenum die Eindämmung der Verenglischung des Stadtbildes gefordert. Unterzeichnet wurde ihr Antrag vom 25. März von den Stadträtinnen Susanne Fischer, Sigi Hagl, Maria Haucke, Ute Kubatschka und Razije Sarioglu.
Im Gespräch mit dem Wochenblatt hat Schönberger nun ihr Anliegen erklärt. Die Menschen fühlen sich in ihrer Kultur nicht ernst genommen, wenn ihnen überall Fremdwörter begegnen, mahnt die studierte Sprachwissenschaftlerin. Außerdem, so Schönberger, sei die Verwendung von Anglizismen ein Sprachdiktat und Ausdruck der Amerikanisierung Deutschlands und der Welt. Mit ihrem Wunsch, englische Lehnwörter auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren, will Schönberger verhindern, dass die Muttersprache zu einer Pantoffelsprache wird.
Auf Gegenliebe seitens des Bausenates ist sie damit am Dienstag letzter Woche allerdings nicht gestoßen. Das Gremium, das sich in erster Linie mit baurechtlichen Bestimmungen auseinandersetzt, hat gegen eine Englisch-Bremse innerhalb der Stadtverwaltung votiert. Für entsprechende Maßnahmen außerhalb städtischer Einrichtungen also in Schaufenstern und auf Werbetafeln fehle, so Baureferatsleiter Doll, die rechtliche Grundlage.
Englischsprachige Werbebotschaften lassen sich also nicht so einfach verbieten, Sprachbarriere hin oder her. Diese Erkenntnis scheint in der Stadtverwaltung indes kaum jemanden traurig zu machen. Doll: Ich habe nicht den Eindruck, dass Landshut besonders verenglischt ist. Außerdem lebt jede Sprache davon, Fremdwörter in den eigenen Gebrauch zu integrieren. Für die ehemalige Stadträtin Ute Kubatschka, die bislang das Frauenplenum geleitet hat, sind Anglizismen beim Einkaufsbummel jedoch ein Unding. Kubatschka: Es gibt auch in Landshut Menschen, die dieser Fremdsprache nicht mächtig sind.
Brisanz erhält das Thema insbesondere vor dem Hintergrund des geplanten Freihandelsabkommens (TTIP) zwischen der EU und den USA. Darin, so Schönberger, werden die europäischen Sprachen als Handelshemmnis eingeordnet. Deshalb fordert der Verein Deutscher Sprache e.V. die Ergänzung des Artikels 22 im Grundgesetz um den Satz: Die Sprache der Bundesrepublik Deutschland ist Deutsch. Bis dahin wird Einkaufen in Landshut aber weiterhin Fremdsprachenkenntnisse voraussetzen.
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