Keiner wollte in Bus einsteigen – alle bleiben in Landshut
Asylanten sagen "Nein" zu Schöllnstein!

28.06.2017 | Stand 13.09.2023, 4:38 Uhr
Alexander Schmid

Der Bus in Richtung Schöllnstein musste ohne Passagiere abfahren. Die Bewohner des Flüchtlingsheims in der Schönbrunner Straße, das heute von der Regierung geschlossen wurde, weigerten sich, die Stadt zu verlassen.

LANDSHUT Das Flüchtlingsheim musste am Donnerstag von der Regierung aufgrund gravierender baulicher Mängel aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Schon am frühen Morgen war deshalb eine Spedition vor Ort, um die Habseligkeiten der Betroffenen in Richtung Bayerischer Wald zu verfrachten. Gegen 13 Uhr hätte dann ein Bus die Bewohner nach Schöllnstein bringen sollen. Der Bus kam auch pünktlich – nur einsteigen wollte niemand. Wie Michael Bragulla, Sprecher der Regierung von Niederbayern, erklärte, seien die Bewohner im Vorfeld vom bayerischen Flüchtlingsrat und dessen "unnötiger Panikmache" verunsichert worden. "Wir glauben der Regierung nicht", erklärte dann auch ein Flüchtling aus Sierra Leone. Die Bewohner befürchteten, dauerhaft in den Bayerischen Wald abgeschoben zu werden. Man habe ihnen gesagt, dass das "a very bad place" sei. Dabei hatte die Regierung zuvor schriftlich zugesichert, dass die Flüchtlinge wieder zurück nach Landshut dürften, sobald die Alte Kaserne – die Übergangslösung, bis ein neuer Platz für ein Wohnheim gefunden wurde – bereit sei, sie aufzunehmen. "Wasser- und Strominstallationen müssen noch hergerichtet werden", so Regierungssprecher Bragulla. Dafür brauche man aber Spezialfirmen. Und die könnten frühestens am Montag zu arbeiten beginnen. Doch auf diese Zusage wollten sich die Flüchtlinge nicht verlassen. Weil keiner gezwungen werden sollte, in den Bus zu steigen, musste jetzt eine weitere Übergangslösung gefunden werden. Und die sieht so aus: Ein Großteil der insgesamt 87 Asylanten werden von privater Seite und Organisationen – zum Beispiel Diakonie, Haus international und Christuskirche – aufgenommen. Letzten Endes ging es dann noch um 19 Personen, die kein Dach über dem Kopf hatten und die nicht wussten wohin. Für die hat die Stadt Landshut jetzt, wie Sprecher Thomas Link im Namen von Oberbürgermeister Hans Rampf vor Ort mitteilte, eine Halle auf dem Kasernengelände bereitstellen lassen – unabhängig von der Frage der Zuständigkeit. Die Halle sehe zwar "sehr militärisch aus", hätte auch ein Rolltor und vergitterte Fenster, allerdings hätten die Flüchtlinge dieses Angebot gerne angenommen. Die Halle verfüge aber über Trinkwasseranschlüsse und Stromversorgung. Von zwei Stadtbussen, die vorsorglich bereit standen, wurden die 19 Asylanten dann auf das Kasernengelände gebracht.

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