Aiwanger warnt vor Flächenbrand in Autoindustrie
„Ich lasse mir das nicht gefallen!“

02.10.2019 | Stand 31.07.2023, 6:43 Uhr
−Foto: Foto: Schmid

Michelin in Oberfranken, Continental in Roding, Brandl in Pfeffenhausen - die angekündigten Werksschließungen von Zulieferbetrieben der Autoindustrie in Bayern überschatteten in der letzten Woche die Eröffnung der Niederbayernschau in Landshut. „Das ist eine Entwicklung, von der wir hoffen, dass sie sich nicht zum Flächenbrand ausweitet“, so der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bei der Eröffnung der Messe.

LANDSHUT „Das werden keine Einzelfälle bleiben, das wird mehr“, sagte Aiwanger zu den schlechten Nachrichten aus der Automobilbranche. Jetzt komme es an den betroffenen Standorten darauf an, zu retten, was noch zu retten sei. „In Roding ist noch was zu retten“, so der Wirtschaftsminister.

Bei den Firmen, die Werksschließungen angekündigt hatten, handle sich um Unternehmen, die international aufgestellt wären und in den letzten Jahren massiv Wirtschaftsförderung vom Freistaat bekommen hätten. „Und dann laufen sie uns davon und machen die Türe dicht, obwohl dort noch Produkte produziert werden, die noch marktfähig sind und obwohl dort eine Belegschaft ist, die noch umgeswitcht werden kann auf andere Produktionen“, so Aiwanger. Die Leute würden sich weiterqualifizieren, letztlich aber dann doch vor die Türe gesetzt, weil ein anderer internationaler Konkurrenzstandort billiger sei. „Ich lasse das mir nicht gefallen“, so der Wirtschaftsminister und weiter: „Wo noch etwas zu retten ist, erwarte ich, dass die Wirtschaft den Standort hält. Ich erwarte in der jetzigen Situation auch von der Wirtschaft und von den Arbeitgebern eine gewisse Solidarität bei solchen Entwicklungen.“

Er erlebe es häufig in seinem Ministerium, dass am Vormittag einer komme, der sage, dass er dicht machen werde. Ein paar Stunden später komme der nächste und sage, er brauche dringend qualifizierte Zuwanderung, dass ältere Arbeitnehmer länger und frischgebackene Mütter wieder früher arbeiten gehen müssten, weil in Bayern 200.000 bis 300.000 Stellen unbesetzt wären. „Der eine entlässt Facharbeiter, der andere sucht sie. Wenn das schon so ist, dann erwarte ich auch, dass diese Leute jetzt eingestellt werden und nicht, dass die Leute nur zu mir kommen und sagen, ich soll schauen, dass ich billige Arbeitskräfte aus der Ukraine bringe und die Deutschen sitzen daneben und sind arbeitslos. Wir müssen jetzt diese Leute, die auf die Straße gesetzt werden, sofort wieder einstellen.“

Auf der Messe stärkte Aiwanger auch der bayerischen Landwirtschaft den Rücken. Viele Bauern würden durch unrealistische Forderungen und praxisfremde Reglementierungen mittlerweile mit dem Rücken zur Wand stehen. „Wir müssen wieder das Bewusstsein der Öffentlichkeit für bäuerliche Produkte schärfen. Es ist eine irrige Meinung, dass man mit den Methoden vom Großvater noch dem internationalen Wettbewerb gewachsen sein kann. Es sei denn, wir hätten keine billigen Importprodukte. Dann könnten wir höhere Preise mit kleiner Produktionsmenge haben.“ Was in der Landwirtschaft passiere sei ungefähr so, wie wenn man von einem Schreiner verlangen würde, dass er mit Hobelzahnsäge und Handhobel arbeiten müsse „und wir kaufen alle bei Ikea ein. Da geht der Schreiner auch pleite - und wenn man vom Bauern erwartet, dass er drei Kühe und fünf Säue hat und wir kaufen bei Aldi die billigen Würschtl, dann funktioniert das nicht. Wir brauchen wohl beides: billige Massenware und Exklusiveres. Wir brauchen Ikea und den Handschreiner. Die Qualität muss dann aber auch bezahlt sein. Aber wir können nicht mit Billigimporten die Märkte bedienen und unsere Bauern ein bisschen Theater spielen lassen.“

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