Personalnotstand im Klinikum Landshut
Assistenzärzte schlagen Alarm!

05.07.2017 | Stand 13.09.2023, 5:38 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: n/a

Nach außen hin steht das Klinikum glänzend da. Das Haus schreibt schwarze Zahlen, zuletzt erwirtschaftete man einen Jahresüberschuss von fast 2 Millionen Euro. Laut einem „verzweifelten“ Brandbrief der Assistenzärzte des Landshuter Krankenhauses an die Klinikleitung und OB Hans Rampf hat man die Sparschraube aber wohl zu sehr angezogen.

LANDSHUT In dem Schreiben vom 5. August, das von 18 Medizinern unterzeichnet wurde und das dem Wochenblatt vorliegt, werden krasse Missstände angeprangert. Zitat: „Die Assistentenschaft hat bereits in den letzten Monaten am Limit gearbeitet und nun sind wir an einem Punkt, an dem wir ständige Arbeit über das Limit hinaus nicht mehr kompensieren können.“

Die „prekäre Personalsituation“ in den Kliniken I, II und III sei jetzt auch noch durch akute Krankheitsausfälle verschärft worden. Die Personaldecke sei aber auch ohne „Krankheitsfälle ausgedünnt“, so dass „ein regulärer Betrieb“ nur schwer durchführbar wäre.

Die Folgen dieses Personalnotstands sind laut dem Schreiben gravierend. Zitat: „Nachdem die Ausfälle durch länger andauernde Krankenstände eine unvorhersehbare Situation darstellen, wird die Mehrbelastung mit gänzlich unbesetzter Notaufnahme, gänzlich unbesetzter Aufnahmestation und teilweise unbesetzten Funktionsstellen zusätzlich zur Stationsarbeit seit mehreren Wochen durch die Assistentenschaft kompensiert.“ Einige der Krankenstände seien zudem wohl auf die dauernde Überbelastung zurückzuführen. „Hier ist offensichtlich eine Spirale in Gang gekommen, die ohne eine Änderung der Personalsituation kaum mehr gebremst werden kann“, heißt es in dem Brief.

Seit zwei Monaten sei es der Normalzustand, dass Stationsärzte zusätzlich zu ihrer Stationsarbeit die Notaufnahme und die Aufnahmestation versorgen würden, dass „die Notaufnahme nur mit einem einzigen Arzt besetzt ist und alle Stationen unterbesetzt sind“, heißt es in dem Brandbrief weiter. Oberärzte müssten deshalb die Funktionsstellen besetzen und stünden somit nur noch eingeschränkt für die Supervision auf den Stationen zur Verfügung, was „einen Rückgang der Versorgungsqualität für die Patienten darstellt.“

Eine Weiterbildung der Ärzte könne aufgrund der Situation gar nicht mehr stattfinden. Auch eine „adäquate Patientenversorgung“ sei kaum mehr möglich.

Die Assistenzärzte sind offensichtlich zu allem bereit und drohen der Klinikleitung und dem Oberbürgermeister sogar „Überlastungsanzeigen“ an, sollte sich die Situation nicht ändern. Einzige Möglichkeit einer kurzfristigen Entlastung sei die Einstellung von Honorarärzten in der Notaufnahme und der Aufnahmestation. Außerdem gelte es zu bedenken, „in wie weit sich der Status quo mit dem Leitbild unseres Hauses – Spitzenmedizin nah am Menschen – vereinbaren lässt“.

„Volle Power“ und Verständnis Oberbürgermeister Hans Rampf hat Verständnis für die Assistenzärzte und spricht von einer Ausnahmesituation. „Wir hatten noch nie so eine Auslastung. Das geht wirklich an die Belastungsgrenzen. Ganz Unrecht hatten die Assistenzärzte nicht.“ Nach dem Schreiben sei die Problematik aber intern besprochen, geklärt und bereinigt worden. Klinikumsmanager Dietmar Bönsch marschiere nunmal „volle Power“ voran, das Personal mache das auch mit. Allerdings sieht auch der OB ein, dass man zwischendurch „eine Verschnaufpause“ braucht. Man suche aber bereits nach Ärzten, zum Beispiel in der Onkologie. Generell sei man natürlich froh über die schwarzen Zahlen, die das Klinikum nach Jahren des Defizits derzeit schreibe.

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