In einer Backstube entstehen derzeit die Schaufiguren für den Zehrplatz
Pfau, Wildsau und Pastete mal nicht zum Anbeißen

12.07.2017 | Stand 21.07.2023, 9:17 Uhr
−Foto: n/a

Ein besonderer Countdown für die Landshuter Hochzeit findet seit Montag in einer Landshuter Backstube statt. Es wird geknetet, ausgerollt, geflochten.

LANDSHUT Alles läuft nach genauem Plan und oft auch mit Schablonen. Was dort entsteht, ist ausnahmsweise nicht zum Anbeißen: In der Backstube von Andreas Beck an der Wittstraße entstehen derzeit die Schaufiguren und –tiere für das kaiserliche Festessen auf dem Lagerplatz. Samstags und sonntags wird bei einem Umzug, der für das Publikum von 2017 auf dem Zehrplatz ein Augenschmaus ist, den adeligen Gästen das Essen präsentiert. Ohne Frage ein Highlight auf dem Zehr- und Lagerplatz

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In der einwöchigen Organisation mittendrin: Sissi Pöschl, die Gruppenführerin der herzoglichen Hofküche. In der duftenden Backstube ist sie nicht allein. Alle vier Jahre findet dieses besondere (Arbeits-)Treffen von drei „hochzeitsnarrischen“ Landshuter Bäcker- und Konditorenmeistern statt: Manfred Gebel, Andreas Beck und Franz Wenninger vom Café Kreuzer werkeln mit einem Team für die Schaufiguren drei Tage lang bei diversen Teig- und Backarbeiten. Und dies mit viel Herzblut und Liebe zum Detail.

Sissi Pöschl erinnert sich noch gut an die Anfänge: „Vor 24 Jahren haben wir das Ganze ins Leben gerufen“, erzählt sie. Die Initialzündung gab Manfred Gebel, quasi der „Ur-Vater“ des Projekts. Immer wieder kamen neuen Ideen hinzu: „Manfred Gebel und Franz Wenninger haben hier immer sehr fleißig geforscht“, lobt Sissi Pöschl. Historientreue steht auch handwerklich ganz oben an: Die Bäckereien Gebel und Beck gab es zur damaligen Zeit der Landshuter Hochzeit schon.

Derzeit entstehen die Teigblatten und Verzierungen für jede Menge Schautiere, vor allem aus Hefe-, aber auch aus Lebkuchenteig. Ein Pfau, der noch mit vielen Pfauenfedern besteckt wird, eine Wildsau oder Fische sind unter anderem im Repertoire. Dazu Prügelkuchen (Baumkuchen) und die fast schon legendäre dreistöckige Überraschungspastete.

32 Essen wurden damals zu diesem „Hochessen“ aufgetragen, wie das Festspiel der Landshuter Hochzeit verrät, darunter auch „drei g`füllte Pasteten aufeinand“. Manfred Gebel ist stolz darauf, dass diese Überraschungspastete diesmal die Farben des Herzogs und auch des Kaisers erhält. Es wird auf der Pastete Wappen aus Lebkuchenteig geben. Die Pastete enthält dann – bei jenem prächtigen Umzug auf dem Lagerplatz - noch eine Überraschung, auf die sich besonders, aber nicht nur die Braut der Landshuter Hochzeit freuen darf. Mehr will Sissi Pöschl noch nicht verraten.

In drei Tagen werden unter anderem insgesamt zwei Zentner Mehl, 100 Eier, vier Kilo Zucker und 12 Kilo Honig „verbacken“. Gelagert werden die wertvollen Figuren und Backwaren dann gleich neben der Backstube von Andreas Beck an der Wittstraße – also nur ein Steinwurf vom Lager- und Zehrplatz entfernt.

Die Organisation in der herzoglichen Hofküche läuft ganz nach Plan: Die Bischofsbegleiter werden die Figuren vor dem Umzug abholen und auch wieder zurückbringen. Genau ausgetüftelt wird, wer wann was tragen darf, damit möglichst jeder eingebunden wird. Sissi Pöschl bastelt aber auch noch an der weiteren Inszenierung. Sie will dazu auch noch mit dem Kaiser, dargestellt von Peter Weger, sprechen. Alles soll wie am Schnürchen klappen. Dieser Umzug zum Festessen findet immer samstags vor den festlichen Spielen im nächtlichen Lager und sonntags nach den Reiter- und Ritterspielen statt.

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