Vion räumt Probleme ein
Landshuter Schlachthof: Schweine, Schaben und ein Statement

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 0:47 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: Foto: Richter

Der Betreiber des Landshuter Schlachthofs (Vion) sieht sich zu Unrecht Kritik ausgesetzt, räumt aber Missstände in der Vergangenheit ein. So soll es Probleme mit der Betäubung von Schweinen und mit Schaben gegeben haben.

LANDSHUT Der Landshuter Schlachthof steht wieder einmal im Brennpunkt. Nachdem Stadträtin Elke März-Granda im Juni 2015 herbe Kritik übte und daraufhin einen richterlichen Maulkorb verpasst bekam, haben jetzt Informationen die Medien erreicht, die nahe legen, dass die Stadträtin nicht so falsch lag. Auch gegenüber dem Wochenblatt ist die Rede von einem Umgang mit Tieren, der jedem Tierschützer das Blut in den Adern gefrieren lässt. Auch soll es, zumindest in der Vergangenheit, Schwierigkeiten mit der Hygiene gegeben haben.

So soll der Schlachthof seit dem Jahr 2009 immer wieder ein erhebliches Problem mit Schabenbefall gehabt haben. Außerdem sollen angeblich funktionierende Waschbecken für die Mitarbeiter fehlen. In dem Schlachtbetrieb soll es von der Decke tropfen, wo sich wegen der Feuchtigkeit Grünspan gebildet habe. Im Jahr 2015 und 2016 soll zudem der Schlachtbetrieb während Umbauarbeiten weitergelaufen sein, Bauarbeiter, Schlachter und Zerleger in unmittelbarer räumlicher Nähe gearbeitet haben. Noch viel schlimmer aber ist dieser Vorwurf: Die Betäubungsquote der zu schlachtenden Tiere wäre nicht zufriedenstellend. So sollen Schweine in den Brühtunnel geschafft worden sein, die sichtlich nicht vollständig betäubt waren.

Auf Anfrage erklärte OB Hans Rampf, dass der Betrieb täglich durch Spezialisten des Veterinäramtes der Stadt kontrolliert bzw. überwacht würde. Zwar habe es Unregelmäßigkeiten gegeben, die wären aber nicht so gravierend gewesen, dass es Auswirkungen auf den Verbraucher gegeben hätte, so Rampf. Vion Food wiederum äußert sich umfangreich zu den Vorwürfen, räumt Probleme ein, weist gravierende Versäumnisse aber weit von sich. So wurde laut Aussage des Pressesprechers von Vion Food Deutschland, Karl-Heinz Steinkühler, im Rahmen des Um- und Erweiterungsbaus bei Vion im Jahr 2015 die neue Schweine-Schlachtlinie größtenteils in den Räumen der ehemaligen Rinderschlachthalle installiert. Die sei räumlich aber getrennt vom bestehenden Schweineschlachtband gewesen, das während des Umbaus weiterlief. „Die Inbetriebnahme der neuen Schweineschlachtlinie und die Prozessoptimierung während der Umstellungsphase von Alt auf Neu war immer mit den Behörden abgestimmt“, betont der Vion-Food-Sprecher. „Die Lebensmittelsicherheit des in Verkehr gebrachten Fleisches stand nie infrage“, stellt er klar.

Ziel der Erweiterung sei die Spezialisierung auf Schweine gewesen. „Um höchste Qualität unter anderem im Tierschutz zu garantieren, wurden technische Anlagen nach Stand der Technik eingebaut.“ Weiter heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von Vion: „Unter anderem wurde bis Ende 2015 eine Anlage zur Betäubung von Schweinen eingesetzt, die zwar den rechtlichen Vorgaben entsprach, jedoch nicht mehr den eigenen Normen von Vion. Vor diesem Hintergrund wurde entschieden, den Schlachtbetrieb in Landshut komplett umzubauen.“

Vion räumt Schabenproblem ein

Allerdings räumt der Konzern in dem Statement auch Probleme in der Vergangenheit ein, zum Beispiel mit Schaben. „Vion hat im vergangenen Jahr durch den Wechsel des auf Schädlingsbekämpfung spezialisierten Dienstleisters dafür gesorgt, dass das Problem behoben ist. Die Lebensmittelsicherheit war zu keiner Zeit gefährdet“, heißt es. Dazu das Landratsamt Landshut: „Am 3. Mai 2016 wurden keine Anzeichen auf einen Befall des Betriebes mit Schaben vorgefunden. In der Vergangenheit wurde durch das Veterinäramt ein Bündel von Maßnahmen veranlasst bzw. angeordnet. Insbesondere zu nennen sind: Wechsel der Bekämpfungsfirma, eine Vielzahl baulicher Maßnahmen, Intensivierung des Schabenmonitorings“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Behörde.

Zu dem Vorwurf der nicht ausreichenden Betäubung äußert sich Vion so: „Die Tiere bei Vion SBL Landshut sind auch in der Vergangenheit tief und nachhaltig betäubt gewesen. Erkennen die Mitarbeiter Anzeichen einer möglichen abweichenden Betäubung, wird immer mit einem Bolzenschussgerät nachbetäubt. Es ist nahezu ausgeschlossen, dass Tiere mit Wahrnehmungsanzeichen in den Brühtunnel gelangen.“

Dazu das Landratsamt Landshut: „Es trifft zu, dass es im Betrieb immer wieder unzureichend betäubte Tiere gab. Im Jahr 2009 wurde daraufhin die alte Betäubungsanlage durch den Betrieb umgerüstet und mit einer weiteren Gondel versehen, die zu einer deutlichen Verbesserung der Betäubungseffektivität führte. Seit dem Einbau der neuen Betäubungsanlage gab es bei den Kontrollen durch das Veterinäramt Landshut keine Anhaltspunkte für eine unzureichende Betäubung.“ Das Veterinäramt des Landratsamtes geht aktuell davon aus, dass es im Gesamtsystem zu keinen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz kommt. Die Behörde: „In der Vergangenheit wurden jedoch Verstöße festgestellt; die erforderlichen Nachbesserungen am System wurden veranlasst und vorgenommen.“

In Sachen fehlende Waschmöglichkeiten stellt der Konzern fest: „Es kann allenfalls sein, dass ein fehlerhaftes Handwaschbecken gemeint war, dass bei der Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus defekt war. Dieser Schaden ist behoben.“ Dass Kondenswasser in der Vergangenheit von der Decke tropfte, räumt Vion ebenfalls ein. Konkret heißt es dazu: „Richtig ist, dass sich während der Feinjustierung der Linie im Bereich des neuen Schlachtbandes Kondenswasser bildete, das aufgrund eines Planungsfehlers in der Belüftung hervorgerufen wurde. Dies ist behoben.“ Im 1. Quartal 2016 sei deshalb im Bereich der Schlachtung eine neue Belüftungsanlage installiert worden. Die Lebensmittelsicherheit des in Verkehr gebrachten Fleisches, sagt Vion, stand auch hier nie infrage. Auch dass der Schlachtbetrieb während der Umbauphase weitergelaufen ist, stimme zwar, allerdings sei das unter großer Vorsicht passiert.

Vion: „Das neue Schlachtband wurde größtenteils in einem anderen Gebäudeteil montiert, der von den Produktionsräumen abgetrennt war. Die Umstellung (...) fand an einem produktionsfreien Wochenende statt. Übergangsstellen zur Verhinderung einer Kontamination des Fleisches wurden zum Beispiel mit Trennwänden abgedichtet. Vor Produktionsbeginn wurden sorgfältig umfangreiche Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt.“ Vion bestätigt, dass es seitens der Behörden in der Umstellungsphase zu Beanstandungen gekommen sei, aber: „Stand heute sind alle Defekte und Defizite beseitigt und behoben.“

Landshut