Evangelische Kirchenglocken zerläuten NPD-Reden
Süßer die Glocken nie klingen

07.07.2017 | Stand 30.07.2023, 11:06 Uhr
−Foto: n/a

Bei einer am Mittwochnachmittag durchgeführten Kundgebung der NPD in Kelheim haben Gegendemonstranten und die evangelische Kirche Flagge gezeigt. Von den NPD-Reden hörte man fast nichts - die evangelischen Glocken läuteten quasi dagegen an.

KELHEIM/MAINBURG Während die Gegendemonstranten aus dem liberalen und linken Polit-Spektrum mit Pfiffen und Transparenten ihre Meinung kund taten, ließ der evangelische Pfarrer der Kirchengemeinde Kelheim Saal, Thomas Brandl, die Glocken in der Stadtpfarrkirche läuten - die Reden der NPD waren so kaum mehr hörbar. Brandl: „Glocken sind ja das Zeichen für Frieden und Verständigung.”

Die Gegendemonstration war von der SPD-Landtagsabgeordneten Johanna Werner-Muggendorfer angemeldet gewesen; mit dabei waren nun Vertreter der Gewerkschaft, von SPD und Jusos, Grünen und der Piratenpartei.

Die NPD-Vertreter fanden unterm Strich kaum Gehör - Zitat eines Kelheimers, der vor Ort war: „Die brauch mer ned.”

Auf der Homepage der NPD war die Kundgebung übrigens falsch angekündigt - für die NPD schreibt sich Kelheim „Kehlen” und da die Truppe am Mittwoch offenbar aus Nicht-Kelheimern bestanden hat, rechneten Insider schon damit, sie würden den Veranstaltungsort nicht finden - ähnlich wie in Regensburg, wo die NPD im letzten Jahr den Kassiansplatz nicht gefunden hat und die angekündigte Veranstaltung nach dreimaligem Umkreisen der Altstadt ins Wasser fiel. Die Wochenblatt-Redaktion Regensburg zitierte damals einen Polizeisprecher: „Die haben da einfach nicht hingefunden!”

Hinweis der Redaktion: Wir haben deutlich sichtbare Gesichter von Gegendemonstranten gepixelt; nicht, um diese zu kriminalisieren, sondern um sie vor eventuellen Nachstellungen zu schützen.

Hier der offizielle Bericht der Polizei zum Geschehen am Mittwoch in Kelheim (und in Straubing, dort gab es zuvor eine ähnliche Veranstaltung):

„Am Mittwoch, 17.07.2013, veranstaltete die politische Partei NPD im Rahmen einer Wahlkampftour zwei Kundgebungen in Niederbayern. In Straubing und Kelheim fanden die Veranstaltungen im Innenstadtbereich ohne nennenswerte Zwischenfälle statt. Die niederbayerische Polizei zieht eine positive Bilanz.

Am Theresienplatz in Straubing startete die Wahlkampfveranstaltung um 11.30 Uhr. Einsatzkräfte der Polizeiinspektion Straubing mit Unterstützung von Kräften des operativen Ergänzungsdienstes Straubing und der Bereitschaftspolizei stellten etwa 20 Personen fest, die mit Transparanten, Fahnen und Trillerpfeifen ausgerüstet eine Gegenkundgebung durchführten. Die Polizeikräfte sorgten für eine Trennung der beiden Gruppen. In Straubing kam es zu keinerlei Zwischenfällen. Mehrere Passanten beobachteten des Geschehen. Gegen 12.15 Uhr endete die Kundgebung.

Die zweite Wahlkampfveranstaltung dieser Partei begann um 15.30 Uhr in der Kelheimer Altmühlstraße. Etwa 60 mit Transparenten, Fahnen und Pfeifen ausgestattete Personen aus verschiedensten Gruppierungen demonstrierten gegen die Parteikundgebung. Polizeibeamte der Polizeiinspektion Kelheim wurden ebenfalls von Einsatzkräften des operativen Ergänzungsdienstes Landshut und der Bereitschaftspolizei unterstützt und sorgten für den reibungslosen Ablauf der Kundgebung und der Protestaktion.

Bei der Anfahrt trafen die Wahlkampffahrzeuge, ein Klein-Lkw und ein Transporter, auf einige Gegendemonstranten. Hierbei kam es zu Rangeleien. Eine Person klagte anschließend über Schmerzen, eine weitere Person über beschädigte Kleidung. Die Polizei Kelheim hat Ermittlungen diesbezüglich aufgenommen.

Aus polizeilicher Sicht verliefen beiden Veranstaltungen in Straubing und Kelheim friedlich. Das auf Deeskalation ausgelegte Einsatzkonzept der niederbayerischen Polizei ging auf. Hierzu wurden entsprechend geschulte und besonders gekennzeichnete Diskussionsbeamte vor Ort eingesetzt.”

Kelheim