Projektreise nach Nepal
Ein entnervter Mietwagenfahrer, ein entwaffnend offener Politiker und ein kleines Findelkind

02.12.2017 | Stand 04.08.2023, 0:09 Uhr
−Foto: n/a

Neun Tage verbrachten Michaela und Michael Rebele sowie Maria Hundsdorfer aus dem Team der Nepalhilfe Beilngries im Oktober in Nepal. Zahlreiche Termine und Zielorte standen auf dem ausgefüllten Reiseplan des Trios. Allein diese zeigen wie vielfältig aufgestellt die Hilfsorganisation mittlerweile ist.

BEILNGRIES/LANDKREIS EICHSTÄTT Sei es die Grundsteinlegung zum neuen Schulkomplex von Sangachok, die Eröffnungsfeiern an den Schulen von Sanosiruwari/Sindhupalchok und Gothatar/Kathmandu oder Gespräche mit den Ordensschwestern der Englischen Fräulein. Besuche bei den in der Renovierungsphase befindlichen Schulen des Sindhupalchok Distriktes und den politischen Vertretern dieser Region standen ebenso auf der Agenda wie der Kurzbesuch am Midpoint Community Memorial Hospital von Nawalpur/Terai oder dem kleinen Waisenhaus von Lila Devi in Dhapakhel. Dazu erfolgten die Übergaben zweier neuer Rettungsfahrzeuge im Wert von jeweils 10.000 Euro und natürlich die Besuche beim „Herzstück“ der Nepalhilfe Beilngries, dem Shaligram-Kinderhaus in Lubhu und dem Siddhi Memorial Hospital in Bhaktapur.

Erst einmal ankommen!

90 Kilometer sind es von Kathmandu in den nordöstlich der Hauptstadt gelegenen Sindhupalchok-Distrikt mit seinen verstreut gelegenen Bergdörfern, der bei dem Erdbeben 2015 besonders schwer betroffen war. Die teilweise völlig maroden Wegeverhältnisse brachten den Fahrer eines angemieteten Allradfahrzeuges schließlich dazu, entnervt den Heimweg anzutreten – „too dangerous“ wie er meinte. Die Besucher aus Deutschland haben dennoch ihre Ziele erreicht, wie etwa die „Lowa-Schule“ von Falate oder den Neubau des Blindenwohnheims von Chautara, das im Mai 2018 fertiggestellt sein wird. Dann werden die 14 Jungen und Mädchen endlich wieder ein adäquates Heim bekommen.

Auch in Sangachok wurde nun der Grundsteinlegung für den aus drei Gebäudeeinheiten bestehenden Schulkomplex gelegt. Spätestens im Frühjahr 2019 wird man dann wieder an den ursprünglichen Ort zurückkehren können.

Die dortige Schule war vollständig zerstört worden. Bereits seit November 2016 fand der Unterricht in einem ehedem unvollendeten Rohbau statt, den die Dorfbevölkerung mit Tatkraft, Ideenreichtum und der finanziellen Unterstützung der NH Beilngries fertiggestellt hatte.

Schuleinweihungen auf dem Programm

Auch Schuleinweihungen enthielt das Besuchsprogramm. So etwa in Sanosiruwari, wo Michaela und Michael Rebele vor vier Jahren den Grundstein gelegt hatten. Zu einer der zahlreichen Reden trat auch ein entwaffnend offener Politiker ans Mikrofon. Wie Ram Prasad Dhital dabei hervorhob, habe die Bevölkerung nach dem Erdbeben die Regierung gerufen – gekommen sei die Nepalhilfe Beilngries, wofür er sich ausdrücklich bedankte. Die Besucher aus Bayern hatten zu der Eröffnung einen Scheck über 10.000 Euro im Gepäck. Dieser Betrag wird für die Ausstattung des Schulgebäudes, etwa mit Möbeln, einer Bücherei und Computern verwendet werden.

Ebenfalls vier Jahre hatte es gedauert, ehe die Erweiterung der Shramsheel Vidyapit Higher Secondary Schule in Gothatar abgeschlossen werden konnte. Dies wird besonders die Schüler der Mittelschule Oberhaunstadt bei Ingolstadt freuen. Unter der Überschrift „Schule für Schule“ sammeln sie seit zehn Jahren Spendengelder dafür. Sechs Stockwerke umfasst das beeindruckende Gebäude, in dem bis zu 800 Kinder Platz finden werden. Der langjährige Koordinator, Kamal Prasad Dahal, platzte bei der Führung durch das Gebäude förmlich vor Stolz.

Sanitätsfahrzeuge und ein Findelkind

Zwei weitere Sanitätsfahrzeuge mit dem Logo der Nepalhilfe Beilngries werden künftig auf den Straßen unterwegs sein. Eines davon in Kawasoti/Terai, unweit des Midpoint Hospitals. Maria Hundsdorfer und Michael Rebele übergaben es in einer kleinen Feier. Ein weiterer Sanka ging nach Namjung im Gorkha Distrikt. Um dessen Beschaffung hatte sich der in Köln lebende Honorargeneralkonsul Ram Pratap Thapa gekümmert, ein langjähriger Freund und Unterstützer der Nepalhilfe Beilngries. In dessen Heimatgemeinde wird der „four-wheeler“ künftig stationiert sein.

Beim Besuch des Siddhi Memorial Hospitals in Bhaktapur galt das besondere Augenmerk einem nur wenige Wochen alten Findelkind. Es war Tage zuvor in einem Straßengraben im Osten Nepals gefunden worden und nach einer kleinen Odyssee in der Obhut des Krankenhauses gelandet. Dort wird der kleine Kanja nun aufgepäppelt und von der Tochter der Finderin rührend betreut. Deren Familie will sich auch weiterhin um ihn kümmern. Warme Babykleidung hatte man schon mal aus dem fernen Deutschland mitgebracht. An einer finanziellen Unterstützung soll es nötigenfalls nicht fehlen.

Ausblick und Dankesworte

Beim Blick nach vorne konzentriert man sich auf die Fertigstellung aller durch das Erdbeben beschädigten Schulen zum Jahreswechsel 2018/2019. Dann wird nicht nur der Status quo vor dem Erdbeben erreicht sein, sondern zudem die bauliche Qualität der Gebäude den vorgegebenen Sicherheitsrichtlinien entsprechen. Bei der Vielzahl der parallel laufenden Maßnahmen war und ist dies für die Koordinatoren vor Ort eine außergewöhnliche Leistung. All dies kann aber nur durch das entsprechende Spendenaufkommen realisiert werden. Details dazu findet der Interessierte im Internet unter www.nepalhilfe.org.

Enden soll der Beitrag mit den Dankesworten von Schülern einer der bereits fertiggestellten Schulen. Sie bestätigen die Sinnhaftigkeit der Zusammenarbeit und Unterstützung: „Wir hörten, dass Gott in verschiedener Weise zu uns kommt. In unseren Ort kam er, um die Schule und damit unser Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Aufrichtig bedanken wir uns bei denen, die ein Herz für uns hatten. Sie stärkten unsere Hoffnung und unsere Träume für eine bessere Zukunft.“

Kelheim