Zweite Weidesaison
Im Forstmoos bei Aiglsbach tummeln sich wieder Schottische Hochlandrinder

11.07.2017 | Stand 25.07.2023, 3:03 Uhr
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Da wird der Osterhase aber Augen gemacht haben, wenn er am Osterwochenende bei Aiglsbach in den Wiesen unterwegs gewesen ist ...

AIGLSBACH Nach den milden Frühlingstagen der letzten Wochen sprießt auch im Forstmoos allenthalben frisches Grün aus dem Boden. Auch wenn die Temperaturen jetzt wieder ein wenig in den Keller sacken – der Winter ist im Zeichen von Kirschenblüte und ersten Pusteblumen endgültig vorbei. Und darauf haben Sie nur gewartet – die schottischen Hochlandrinder der Familien Stuiber, Eichstetter und Braun. Denn seit letzter Woche haben die urtümlich wirkenden Tiere ihr Winterquartier verlassen und dürfen fortan wieder in der idyllischen Abgeschiedenheit des Forstmooses das frische Grün abgrasen.

Der Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e. V. hatte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Aiglsbach, der Unteren Naturschutzbehörde und Karl Scholler, dem Fachberater für extensive Rinderhaltung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schwandorf die Idee entwickelt, die alte Nutzungsform der Rinderbeweidung im Forstmoos wieder aufleben zu lassen. Mit den Landwirtsfamilien Stuiber, Eichstetter und Braun konnten schließlich die richtigen Tierhalter gefunden werden. Mit Schottischen Hochlandrindern halten sie eine kleine, robuste Rasse, die für die oft nassen, weichen Böden im Forstmoos sehr gut geeignet ist. Und so verbrachten im letzten Jahr erstmals wieder Rinder den Sommer im Forstmoos. Auf gut 30 Hektar, aufgeteilt auf zwei Weidekomplexe mit jeweils 15 Hektar sollen die Rinder nicht nur das Landschaftsbild bereichern, sondern einen Beitrag zur Renaturierung des Forstmooses leisten.

Das Niedermoorgebiet wurde wie so viele Feuchtgebiete zu Beginn des letzten Jahrhunderts kultiviert und entwässert und schließlich die Nutzung intensiviert. In der Folge waren in den neunzehnhundertachtziger Jahren die einst typischen artenreichen Lebensgemeinschaften bis auf wenige Reste verschwunden. Mit dem Forstmoosprojekt sollte die Entwicklung gestoppt und das Forstmoos wieder renaturiert werden. Im Rahmen eines ökologischen Flurbereinigungsverfahrens wurden Flächen mit Ausgleichsgeldern und Geldern des Bayerischen Naturschutzfonds angekauft, Äcker wieder in Wiesen umgewandelt und die erworbenen Flächen extensiv gepflegt. Heute sind im Forstmoos über 100 Hektar Naturschutzflächen im Besitz des Landkreises Kelheim, der Gemeinde Aiglsbach und des Landschaftspflegeverbandes VöF.

Während ein Großteil der Flächen extensiv als Wiesen gepflegt wird, sollen die urtümlichen Schottischen Hochlandrinder die typische Vegetationsstruktur einer extensiven Weide mit unterschiedlich stark abgefressenen Bereichen entwickeln. Dadurch soll die Vielfalt, insbesondere bei den Kleintieren profitieren, was wiederum die Nahrungssituation bei verschiedenen Vogelarten verbessert. Zaunpfosten und alte Pflanzenstängel sind wichtige Singwarten für Braun- und Schwarzkehlchen. Damit diese Erwartungen erreicht werden, wurde durch den VöF ein flexibles Weidemanagement entwickelt. So werden beispielsweise immer Teilbereiche der Weide ausgezäunt, damit sich die Vegetation zwischendurch auch wieder erholen kann. Die Beweidungsdichte darf nicht zu hoch oder zu niedrig sein. Entsprechend dem verfügbaren Aufwuchs müssen einmal mehr, ein andermal weniger Tiere auf der Fläche sein.

Für Spaziergänger jedenfalls werden die urtümlichen Tiere in den kommenden Monaten wieder eine Bereicherung des Landschaftsbildes bedeuten. Vielleicht lässt sich der ein oder andere sogar von der stoischen Gelassenheit dieser Vierbeiner anstecken, um den oft hektischen Alltag hinter sich zu lassen.

Kelheim