Atelierluft schnuppern
Reise durch die Kunst: Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zu Gast bei Angerer dem Älteren

11.07.2017 | Stand 24.07.2023, 19:18 Uhr
−Foto: n/a

Ephraim Kishon gehörte zu seinen Bewunderern, Michael Ende ließ seine Verfilmung zur „Unendlichen Geschichte“ von ihm ausstatten und sein Grab von ihm gestalten, und auch Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zeigte sich bei einem Besuch begeistert von der Kunst von einem der profiliertesten bayerischen Künstler: Angerer dem Älteren.

BIBURG Ludwig Angerer, so sein bürgerlicher Name, und seine Frau Margit öffneten dem Bezirkstagspräsidenten am 30. März bereitwillig die Türen ihres über 300 Jahre alten, liebevoll renovierten Bauernhauses in Biburg im Landkreis Kelheim – und ihr Gast durfte auch ausgiebig Atelierluft schnuppern.

„Es ist mir ein Anliegen, Angerer den Älteren einmal näher kennen zu lernen, der ja auch als Botschafter Niederbayerns eine wichtige Aufgabe erfüllt“, erklärte Dr. Olaf Heinrich. Und so ließ er sich mitnehmen auf eine Reise durch die phantastische Kunst von Angerer dem Älteren. Die Werke des gebürtigen Reichenhallers und studierten Architekten lassen sich am ehesten dem Phantastischen Realismus zuordnen, bei der das Reale phantastisch und das Phantastische real dargestellt wird. Dr. Heinrich zeigte sich beeindruckt von den Bildern, die fast dreidimensional wirken, deren Farben leuchten und deren Linienführung gestochen scharf ist: „Es sieht aus, als könnte man in diese Bilder hineingreifen.“

Angerer der Ältere, der sich durch seinen Namen von seinem ebenfalls künstlerisch tätigen Bruder Walter Angerer „der Jüngere“ abgrenzt, erklärte seinem Besucher die Hintergründe seiner Werke. So nahm Dr. Heinrich amüsiert zu Kenntnis, dass Angerer sein Gemälde „Die Seele Europas“ mit allen Fahnen des Kontinents zunächst ohne den britischen Union Jack gemalt hat. „Als mich ein Brite damals bei einer Ausstellung darauf ansprach, habe ich gesagt ‚Ihr seid doch eh weg, wenn es kein Geld mehr zu holen gibt‘. Damit hatte der Künstler, dem oft prophetische Fähigkeiten nachgesagt werden, Jahre vor dem Brexit Recht: „Um des lieben Friedens Willen habe ich die Fahne dann noch ergänzt. Aber ich habe es mir nicht verkneifen können, ganz klein einen Totenkopf hinein zu malen“ so Angerer. Gleich schickt er aber hinterher, dass er viele Freunde aus Großbritannien hat.

Leidenschaftlich diskutiert Angerer der Ältere über Politik und speziell über Europa, zeigt sich nicht einverstanden mit der derzeitigen europäischen Politik, macht aber deutlich: „Wir brauchen Europa unbedingt.“ Generell wünscht sich der weltoffene, aber kritische Architekt, Maler und Bildhauer wieder vermehrte konservative Strömungen in der Politik und betonte: „Wir müssen uns wieder mehr auf unsere christlichen Grundwerte besinnen.“ Seine Religiosität spiegeln auch viele Werke wider. So zeigt das neueste Werk, derzeit als Skizze fertig, eine Reihe von jungen Männern, die mit stumpfem Gesichtsausdruck die Ankunft des Antichristen beäugen, während im Hintergrund Jesus völlig unbeachtet durchs Fenster sieht. Auch ein weiteres neues Werk, eine Pietà, eine Darstellung von Maria mit dem leblosen, gekreuzigten Jesus, beschäftigt sich mit der Religion. Doch Angerer hat die Szene ganz neu interpretiert: Die Mutter trauert nicht, sondern schreit ihre Wut in die Welt, während sie ihren toten Sohn im Schoß hält.

Zum Schluss des ausführlichen Besuches gewährte Ludwig Angerer Dr. Olaf Heinrich einen Blick in seine Erlöserkapelle, die er vor den Toren seines historischen Bauernhauses errichtet hat. Dr. Heinrich kam genau zur rechten Zeit am frühen Abend, wenn das Licht durch die Buntglasfester auf die aus weißem Carrara-Marmor erschaffenen Engelsfiguren strahlt. Der Bezirkstagspräsident zeigte sich nach seinem Besuch angetan: „Es ist etwas Besonderes, dass in Niederbayern ein so hochrangiger Künstler lebt. Angerer der Ältere trägt den Namen unserer Region in die Welt hinaus. Darüber hinaus haben er und seine Frau in Biburg ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das sehenswert ist. Ich freue mich über diese enorme Bereicherung der Kulturlandschaft in unserem Bezirk.“

Kelheim