Udo Lindenberg signiert Trabi
Pappe und wenig Schnick-Schnack: Dieses Auto ist mittlerweile Kult!

10.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:30 Uhr
−Foto: n/a

Ja, man musste tatsächlich lange warten, bis man einen bekam! Die Rede ist vom Trabant, dem Auto, das es damals in der DDR gab. Und die Legende, Eltern hätten schon kurz nach der Geburt des Kindes den Trabi bestellt – in Grün, Rot oder Beige, andere farben gab es nicht –, damit er pünktlich zum Führerschein auch da ist, die stimmt tatsächlich, denn es dauerte so im Schnitt 16, eher 17 Jahre, bis man das ersehnte Gefährt dann endlich bekam.

BAD ABBACH Marcel in der Au ist 43 Jahre alt, als die Mauer fiel, war er 17 und lebte in Thüringen. Einen eigenen Trabi gab es zunächst nicht. Aber: Viele, die damals in den Westen gegangen sind, hatten ihre Trabis samt Schlüssel einfach stehen lassen. Und mit diesen Fahrzeugen übten Marcel in der Au und seine Kumpels dann auf Feldwegen das Fahren. Später war er als Schausteller viel unterwegs, da hatte er auch kein eigenes Auto. Erst vor vier Jahren entdeckte der jetzige Bad Abbacher seine Liebe zum Trabi. Ein Cabrio sollte es sein – und das hat er heute noch, lila, mit Erich Honecker drauf. Und seit Kurzem ziert auch eine besondere Erinnerung das Fahrzeug! Marcel in der Au war bei einem Udo-Lindenberg-Konzert – und der Sänger verewigte sich neben Honecker auf der Motorhaube. Auch einen zweiten Wagen hat Marcel in der Au, in Beige, quasi für den Alltag – und den nennt er liebevoll "Holger".

Je näher so ein Trabi am Original ist, umso teurer ist er, jeder Liebhaber baut ihn dann ganz individuell für sich um. Um Ersatzteile muss man sich aktuell noch keine Sorgen machen. Es gibt noch viele Originalteile, vieles wird mittlerweile auch wieder nachproduziert. Und: Ein Besuch in der Werkstatt ist kaum nötig, der Trabi geht selten kaputt. Und wenn doch, dann schraubt jeder Liebhaber meist selbst. Er weiß am besten, wie das gute Stück wieder in Schuss gebracht wird. Oft hilft man sich auch im Verein, da gibt es einige in ganz Deutschland. Marcel in der Au ist Mitglied beim bayerischen Trabant-Club. Diesen gibt es seit dem Jahr 2009, über 120 Mitglieder treffen sich regelmäßig, Tendenz steigend. Die meisten Mitglieder stammen aus Bayern, einige kommen aber auch aus dem hohen Norden oder auch aus der Schweiz und Österreich. Trabi-Fans findet man also überall! Jedes Wochenende findet ein Treffen statt, mindestens einmal im Monat ist auch Marcel in der Au dabei.

Oft werden die Mitglieder auch zu Veranstaltungen eingeladen. So waren sie zum Beispiel 2015 nach Passau zu den Europäischen Wochen eingeladen, beim Tag der deutschen Einheit 2015 feierten die Mitglieder dann in Neutraubling mit.

Wenn die Trabis kommen, dann gibt es etwas zu sehen! Und zwar nicht nur ein Auto – sondern auch deutsch-deutsche Geschichte, sagt Marcel in der Au. Oft unterhält er sich auf den Treffen mit den Besuchern. Viele jüngere Menschen wüssten zum Beispiel gar nicht mehr, wer denn Erich Honecker war. Und so werden die Trabi-Liebhaber zu Botschaftern der Geschichte, sie berichten, wie es in der DDR war, wie es zur Einigung kam. Sie tragen so dazu bei, dass dieser Teil der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.

Wer nun Lust hat, Marcel in der Au im Speziellen und den Trabi an sich etwas näher kennenzulernen, der hat bald Gelegenheit dazu. Von Freitag bis Sonntag, 15. bis 17. Juli, haben Interessierte nämlich die Möglichkeit, sich in Schierling (Landkreis Regensburg) auf dem Freizeitgelände an der Mannsdorfer Straße zu informieren, dann findet nämlich das zweite Trabant- und IFA-Treffen des Bayerischen Trabant-Clubs statt. Am Freitag geht es um 19 Uhr mit einer großen Party los, am Samstag folgt um 10 Uhr die Orientierungsfahrt, ab 14 Uhr gibt es eine Fahrzeugschau und ab 19 Uhr wird wieder gefeiert. Der Sonntag steht dann schon wieder im Zeichen der Abreise, aber auch da können Interessierte noch eine Menge Fahrzeuge bewundern.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bayerischer-trabant-club.de. Und auch auf Facebook ist der Club zu finden!

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