Genuss
Bier ist nicht gleich Bier – ein echter Sommelier klärt auf

09.07.2017 | Stand 30.07.2023, 18:53 Uhr
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"Ich rieche sofort am Bier – sogar an der Maß", gibt Stephan Butz zu. Der 24-Jährige hat nicht nur von Berufswegen bei Schneider Weisse mit Bier zu tun, sondern auch privat: Denn seit 2012 ist er einer von circa tausend Biersommeliers in ganz Deutschland und war damals sogar jüngster Biersommelier überhaupt.

KELHEIM Den Begriff "Sommelier" kennt man eigentlich nur von Weinverkostungen, doch seit einigen Jahren gibt es das auch für Bierliebhaber. Wenn ein Biersommelier ein Bier beschreibt, soll man sich im Idealfall den Geschmack des Bieres vorstellen können, ohne es getrunken zu haben, erklärt Butz die Aufgabe eines Biersommeliers.

Das Auge trinkt mit

Dabei zählt nicht nur der Geschmack des Bieres, sondern auch der Geruch und die Optik. "Rostbraun hört sich nicht so gut an wie kastanienbraun", beschreibt Butz die Vorgehensweise. Denn die Farbvielfalt von Bier ist groß und reicht von hell-leuchtenden Gelbtönen über goldene, bernsteinfarbene Farbtöne bis hin zu dunklen und tiefschwarzen Bieren. Doch nicht nur die Farbe, auch die Klarheit des Bieres fällt dem geneigten Betrachter sofort ins Auge – je nach Biertyp und Lagerung reicht diese von ganz klar bis hin zu kräftig trüb.

Und natürlich darf auch das i-Tüpfelchen nicht fehlen: Die Schaumkrone. Diese kann fein- oder grobporig sein, sahnig oder auch fein-cremig. "Um die Schaumkrone zu verbessern, sollte man das Glas vor dem Einschenken mit kaltem Wasser ausspülen", so ein Tipp des Biersommeliers. Nach den äußeren Werten, geht es bei der Bierbeschreibung an die inneren Werte, nämlich an den Geruch und den Geschmack. Und dort wird es teils recht exotisch, denn echte Sommeliers schmecken Aromen von der Ananas, über Kirsche bis hin zu Bananen heraus. Dabei handelt es sich nicht um irgendwelche zugesetzten Aromen, sondern um fruchtige Noten durch Verwendung von Hopfen, Malz und Hefe, klärt Butz auf.

Der Landkreis ist biertechnisch gut aufgestellt

Das Ziel von Biersommeliers ist, dass Bier wieder bewusster genossen wird, denn "man merkt den Unterschied", so der Bierexperte. Doch ein Umdenken scheint bereits stattzufinden: "Früher war die 'Geiz ist Geil'-Mentalität vorherrschend, doch heute geben die Menschen wieder mehr Geld für Genuss aus", weiß Butz zu berichten. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den zahlreichen Craft-Bieren wieder, die im Moment so im Trend sind. "Man musste dem Kind einen Namen geben, im Grunde handelt es sich dabei nur um handwerklich gebrautes Bier und da ist der Landkreis super aufgestellt", so Butz.

Glühbier als Alternative zum Glühwein

Und gerade für die Weihnachtszeit hat er einen Tipp, das Glühbier, das immer beliebter wird. Dabei wird dunkles Weizenstarkbier auf circa 60 Grad Celsius erhitzt und mit weihnachtlichen Gewürzen wie Zimt, Kardamom und Sternanis versetzt. Zudem bietet es sich an, Kirschsaft und Rum hinzugeben und fertig ist der weihnachtliche Biergenuss. Das genaue Rezept kann man unter info@biererlebnisse.de anfordern.

Verrückt: Cocktails mit Bier?

Zudem gibt es auch exotische Cocktails auf Bierbasis, sei es ein Weißbiermojito, ein CaiBierinha oder ein Mai Tai-Bier. Wichtig sei nur, dass der Biercharakter nicht verloren gehe und frische Säfte und hochwertige Spirituosen verwendet werden, erklärt der Biersommelier. Na dann, Prost!

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