Kostenexplosion
94 statt 53 Millionen: Umbau am Kardinal-Döpfner-Haus erst mal gestoppt

06.12.2018 | Stand 03.08.2023, 20:12 Uhr
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Die Erzdiözese München und Freising wird angesichts einer massiven Steigerung der zu erwartenden Kosten den Siegerentwurf für die Sanierung und Neugestaltung des Kardinal-Döpfner-Hauses nicht realisieren und ihre Planungen für das Bildungshaus auf dem Freisinger Domberg reduzieren.

FREISING Jüngste Berechnungen zum Investitionsvolumen haben vor Baubeginn ergeben, dass statt der im Wettbewerb ausgelobten Kostenobergrenze von 53 Millionen Euro für die bestehenden Planungen nach aktuellem Stand und auf der Grundlage gegenwärtiger Baupreise mit Gesamtkosten in Höhe von mehr als 94 Millionen Euro zu rechnen ist. Hinzu kämen bei einer vorausschauenden Kalkulation ein Risikoaufschlag und weitere künftige Steigerungen der Baupreise. Die allgemeine Preissteigerung im Baugewerbe führt auch zu Mehrkosten bei der bereits begonnenen Umgestaltung des Diözesanmuseums auf dem Domberg: Nach aktuellem Stand ist statt der zuletzt angesetzten 46 Millionen Euro nun mit 56 Millionen Euro zu rechnen, wobei rund die Hälfte des Anstiegs auf die Baupreissteigerung zurückzuführen sind, der Rest auf trotz intensiver Voruntersuchung zunächst nicht erkannte Mängel in der Bausubstanz.

„Die ermittelten Kosten für das Kardinal-Döpfner-Haus liegen weit über unserem Rahmen“, sagt der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Peter Beer. „Aber auch wenn wir aus Verantwortung für unsere Gesamtinvestition auf dem Freisinger Domberg die Planungen für das Kardinal-Döpfner-Haus nun reduzieren müssen, halten wir an unserer grundsätzlichen Idee fest“, betont Beer: „Durch eine übergreifende Neugestaltung wollen wir den Domberg mit seinen verschiedenen Einrichtungen noch zugänglicher machen und vernetzen und damit einen offenen, inspirierenden und spirituellen Ort schaffen für jetzige und künftige Generationen.“

Die Preisrichter, die im Rahmen des Wettbewerbs zum Kardinal-Döpfner-Haus im Februar 2017 den nun geprüften und fortgeschriebenen Entwurf als besten kürten, hielten in ihrem Protokoll fest, dass dieser Entwurf als einziger den gestalterischen Vorgaben „in besonderer Weise gerecht werde“; dennoch sei eine weitergehende baufachliche und nutzerspezifische Überprüfung unerlässlich, um sicherzustellen, „dass im Falle der Umsetzung des Entwurfs ein Bildungshaus entsteht, das den Anforderungen an ein modernes Bildungshaus, unter Beachtung der formulierten Kostenobergrenze des Auslobers, entspricht“, wie es in dem Protokoll heißt. Bei dieser Überprüfung des Entwurfs vor allem im Hinblick auf die Funktionalität zeigten sich nun Bereiche, die im Wettbewerb unzureichend oder nicht berücksichtigt wurden und die neben den gestiegenen Baupreisen einen Großteil der Kostensteigerung ausmachen: unter anderem die Ertüchtigung des Tragwerks, Gründung, Abbruch und Brandschutz, Anpassungen für eine umfassende Funktionsfähigkeit des Betriebs, Denkmalpflege und Baulogistik, erhöhte Anforderungen an die technische Gebäudeausrüstung, die Wiederherstellung des Steinernen Saals und ein bislang nicht vorgesehener Austausch von Bestandsfenstern. Zum anderen ergaben sich Veränderungen im Flächenumfang: Die ursprüngliche Planung des Neubaus, der den Anbau aus den 1960er Jahren ersetzen soll, berücksichtigte nicht ausreichend Fläche für den erforderlichen Bedarf, für die Sanierung der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz war die vorgegebene Fläche zu gering angesetzt, weitere Flächenmehrungen ergaben sich durch die Hinzunahme des Fürstengangs und des Archivgebäudes in das Sanierungskonzept.

Nach Prüfung verschiedener Alternativen sei man zu dem Schluss gekommen, dass nur eine deutliche Verringerung der Fläche zu verantwortbaren Kosten führen kann, erklärt der Erzbischöfliche Finanzdirektor Markus Reif. Entsprechend müsse man den ursprünglichen Bedarf überprüfen und reduzieren. Diese Neuausrichtung werde auch Auswirkungen auf den Termin der Fertigstellung haben, räumt Reif ein. Man arbeite aber daran, schnellstmöglich mit der Sanierung und Neugestaltung des KDH beginnen zu können.

Mit dem Umbau des Diözesanmuseums Freising startete das Erzbistum München und Freising im Sommer dieses Jahres die Neugestaltung des Freisinger Dombergs. Zu den wesentlichen Bauprojekten auf dem Domberg zählen neben Sanierung und Umbau des Kardinal-Döpfner-Hauses und der Sanierung des Diözesanmuseums die Neugestaltung von Frei- und Grünflächen und eine neue Erschließung des Dombergs sowie die Sanierung des ehemaligen Domgymnasiums. Die Erzdiözese veranschlagt für alle Maßnahmen auf dem Domberg einen Investitionsrahmen von mehr als 200 Millionen Euro über die mehrere Jahre umfassende Bauzeit hinweg.

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