Drei-Länder-Entomologentagung in Campus Weihenstephan
300 Insektenforscher aus 12 Ländern in Freising

11.07.2017 | Stand 25.07.2023, 0:23 Uhr
−Foto: Foto: C. Josten, ZWFH

Die Drei-Länder-Entomologentagung (D, A, CH) fand vom 13. bis 16. März am Zentrum Wald-Forst-Holz auf dem Campus Weihenstephan als internationaler Kongress mit rund 300 Teilnehmern statt.

FREISING Teilnehmer kamen bis weit über den deutschsprachigen Raum hinaus aus der USA, aus Peru oder Singapur. In 172 Vorträgen präsentierten Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse und Arbeiten. Aus 77 ausgestellten Postern gewann Lea Böttinger den ersten Preis mit Ihrer Arbeit über die Evolution der Sexuallockstoffe von Schlupfwespen. Mit dem diesjährigen Schwerpunkt „Insekten an Gehölzen“ bot das Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan als Organisator den idealen Austragungsort.

„Die Offenheit und Herzlichkeit, die mir auf dem Forstcampus wie in der Stadt Freising begegnet ist, hat sich duch die gesamte Tagung gezogen!“, fasst Professer Rainer Willmann, Präsident der Deutschen Entomologischen Gesellschaft, seine Eindrücke zusammen.

Der Asiatische Laubholzbockkäfer bildete mit mehreren Einzelvorträgen sowie einem eigenen Seminarblock ein Schwerpunktthema. Als invasiver Quarantäneschädling hat dieser Käfer in Bayern für viel Aufsehen gesorgt. An Fundorten des Käfers müssen nach EU-Recht zahlreiche Gehölze entfernt werden. Einhelliger Konsens der Teilnehmer ist, dass die Ausrottung dieser Art in Deutschland zwingend erforderlich ist. Zur Verhinderung der weiteren Einschleppung invasiver Insekten seien noch intensivere Einfuhrkontrollen zwingend notwendig.

„Der Bombadierkäfer schießt Chemikalien aus einer Explosionskammer um angreifende Ameisen abzuwehren“ weiß Professor Konrad Dettner über „die spektakulärste Abwehrreaktion im Tierreich“ zu berichten. Weitere Einblicke in das Leben der Insekten als artenreichste und biomassereichste Gruppe der Tiere gaben Filme von Professor Urs Wyss: In Nahaufnahmen konnten die Zuschauer am öffentlichen Filmvortrag miterleben, wie sich die räuberische Larve der Florfliege – den Bauch voll verdauter Blattlausleichen – zur grazilen, sich anmutig putzenden Schönheit, verwandelt.

„Wann sind Lebewesen zum ersten Mal in der Erdgeschichte geflogen?“ Diese und ähnliche Fragen beschäftigen Professor Bernhard Misof. Er kann an Hand neu gewonnener genomischer Daten aus Münchner Supercomputern evolutionäre Schritte wesentlich exakter einordnen als dies bisher der Fall war. So haben bereits vor 475 millionen Jahren Insekten die Landmasse erobert.

In sechs parallel laufenden Seminarreihen waren darüber hinaus von seltenen Käfern über mögliche Krankheiten für Mensch und Tier (medizinische Entomologie), der Schutz von Lebensmittelproduktion und Pflanzenschutz bis zum Lebenszyklus der Andromeda-Netzwanze oder einem Bernstein-Workshop unterschiedlichste Aspekte aus dem Reich der Insekten geboten.

An der Eröffnungsveranstaltung am 13. März in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München nahmen drei verdiente Entomologen Auszeichnungen für ihre Gesamtleistung auf verschiedenen Gebieten der Entomologie entgegen. So erhielten Professor Ernst Heiss und Konrad Dettner aus den Händen von Rainer Willmann die Fabricius- bzw. die Escherich-Medaille. Bernhard Misof wurde mit der Friedrich-Brauer-Medaille geehrt, die ihm Professorin Ulrike Aspöck überreichte.

Die Tagungsbeiträge werden in den „Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DGaaE)“ publiziert. (www.dgaae.de). Die Zusammenfassungen der Vorträge und Poster sind im Tagungsband im Anhang einsehbar.

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