Stillgelegten Mast wieder mit UMTS-Sendern bestückt
Telekom aktiviert Funkmast neben Kindergärten

07.07.2017 | Stand 27.07.2023, 16:51 Uhr
−Foto: n/a

Da kommt keine Freude auf. Aber wir haben grundsätzlich keine Handhabe dagegen“, sagt der Moosburger Bauamtsleiter Reinhard Dick gegenüber dem Wochenblatt.

MOOSBURG Da kommt keine Freude auf. Aber wir haben grundsätzlich keine Handhabe dagegen“, sagt der Moosburger Bauamtsleiter Reinhard Dick gegenüber dem Wochenblatt. Die Telekom will auf einem ihrer Grundstücke in der Poststraße 4 einen seit langem stillgelegten Sendemast der alten Bundespost für ihre Zwecke nutzen. Sendeanlagen für UMTS-Mobilfunk sind bereits montiert. Nahe dieser Sendeanlage gibt es eine heilpädagogische Kindertagesstätte und den Kindergarten St Kastulus. „Mit der Verlegung des Standortes in die Poststraße erreichen wir eine Verbesserung der Mobilfunkversorgung in Moosburg. Da sich der neue Standort auf dem Gelände der Telekom befindet und wir eine bereits bestehende Antenne nutzen werden, ist der Standort nicht genehmigungspflichtig“, vermeldet die Telekom. Die Telekom braucht zwar keine Genehmigung, doch gibt es einen Pakt zwischen Mobilfunkbetreibern und dem Staat Bayern. Darin verpflichten sich die Betreiber freiwillig, bei Kindergärten und Schulen „vorrangig andere Standorte zu prüfen“. Der Mobilfunkbetreiber muss deshalb der Stadt einen geplanten Standort mitteilen. Die Stadt darf binnen 60 Tagen alternative Standorte vorschlagen. „Wir hätten uns gerne mit dem Thema befasst!“, sagt Dick. Doch habe ihn keine Ankündigung der Telekom erreicht. Die Telekom wiederum gibt an, sie habe „die Gemeinde frühzeitig im März vergangenen Jahres über das Vorhaben schriftlich informiert. Auch die Baubeginnsanzeige haben wir der Gemeinde im vergangenen Herbst zugeleitet“. Tatsächlich liegt dem Bauamt kein Schreiben aus dem Frühjahr vor. Dick zufolge hat sich der zuständige Frank-Peter Kässler von der Telekom erst im Herbst gemeldet, nachdem Dick ihn kontaktiert hatte, weil besorgte Bürger im Bauamt vorstellig geworden waren. Die Telekom indes beharrt darauf, sogar die Moosburger Bürgermeisterin Anita Meinelt im vergangenen März in einem persönlichen Schreiben unterrichtet zu haben. Ein Schreiben, das dem Rathaus nicht vorliegt. „Für uns ist nicht nachvollziehbar, dass von der Deutschen Funkturm als Tochter der Telekom etwas eingegangen sein soll“, heißt es aus dem Büro der Bürgermeisterin. Die Telekom verweist auf Grenzwerte: „Selbstverständlich nehmen wir die Belange der Anwohner ernst und haben selbstverständlich alle Sicherheitsabstände und Grenzwerte eingehalten. Die Standortbescheinigung der Bundesnetzagentur, die die Einhaltung aller Vorgaben bestätigt, haben wir im Juli erhalten.“ Nach wie vor gilt: Es gibt keine rechtliche Handhabe gegen die Telekom, die – wenn überhaupt – nur gegen die freiwillige Vereinbarung verstößt, Alternativen zu berücksichtigen und möglichst nicht neben Kindergärten zu funken. Das Umweltinstitut München zitiert in einer Infobroschüre aus einer EU-geförderten Studie. Darin wird festgestellt, „dass Hochfrequenzstrahlung selbst unterhalb des für die Handystrahlung gültigen Grenzwerts Doppelstrangbrüche an der DNA verursacht – ein wesentlicher Faktor der Krebsentstehung“. Weiterhin zeige eine von niederländischen Ministerien in Auftrag gegebene Studie „besonders bei UMTS-Feldern deutliche Auswirkungen auf die Gesundheit“. Getestet wurde bei einem Tausendstel des deutschen Grenzwerts – einer Strahlenbelastung, wie sie in Wohnungen mit nahe gelegenen Sendeanlagen durchaus auftritt. Ergebnis: „Elektrosensible litten statistisch signifikant unter Schwindel, Unwohlsein, Nervosität sowie Brustschmerzen und Atemnot. Sie hatten ein Kribbel- oder lokales Taubheitsgefühl und Konzentrationsstörungen.“ Das Bundesamt für Strahlenschutz bewertet diese Studie laut Umweltinstitut als „sorgfältig durchgeführt“. Im November teilte Frank-Peter Kässler von der Telekom dem Bauamt mit, dass der Funkmast „in den nächsten Wochen in Betrieb gehen kann“. Zwei Wochen vor Inbetriebnahme muss die Telekom die Stadt noch einmal informieren. Dick: „Ich habe seitdem keine Mitteilung mehr bekommen.“ In der Frage, ob die Telekom vereinbarte Fristen eingehalten hat, stehen also die Aussagen von Bauamt und Bürgermeisterbüro gegen die Aussage der Telekom. Wobei die Stadt nichts zu gewinnen hat – die Telekom jedoch muss sich nicht länger mit teueren alternativen Standorten herumschlagen.

Erding