Erdinger Leihgabe ans Nationalmuseum
Ein Erasmus Grasser inkognito

03.05.2018 | Stand 21.07.2023, 7:19 Uhr
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Museum Erding präsentierte das prominente Kunstwerk ohne konkrete Zuweisung

ERDING Das Museum Erding beteiligt sich zur Zeit mit einer prominenten Leihgabe an einer großen Ausstellung in München: Das Bayerische Nationalmuseum München zeigt den „Erdinger Erasmus“ in der Schau „Bewegte Zeiten – der Bildhauer Erasmus Grasser“. Die Leihanfrage aus dem Bayerischen Nationalmuseum in München erreichte das Museum Erding bereits 2017, erklärt Museumsleiter Harald Krause. Die Kunsthistoriker Paul M. Arnold und Albrecht Miller hatten unabhängig voneinander entdeckt, dass in der Dauerausstellung „Kunst & Künstler“ eine Holzfigur des Hl. Erasmus präsentiert wird – jedoch ohne eine konkrete stilistische Zuweisung zum Bildhauer Erasmus Grasser. Leider fehlen dem Museum Erding entsprechende Unterlagen, die auf die Herkunft der farbig gefassten Holzfigur hinweisen könnten. Ein Erwerb um 1860/70, bald nach der Museumsgründung, gilt als wahrscheinlich. Möglicherweise stammt der Hl. Erasmus aus der Georgskirche in Finsing, da von dort weitere Arbeiten aus dem Grasser-Werkstattkreis stammen.

Erasmus Grasser zählt zu den großen Bildhauern und Bildschnitzern der deutschen Spätgotik. Den Durchbruch erlangte er durch seine expressiv bewegten Moriskentänzer, die er 1480 für den Tanzsaal des Alten Rathauses Münchens schuf. Berühmt sind weiter das vielgestaltige Chorgestühl der Frauenkirche sowie die mächtige Figur des Hl. Petrus aus der Münchener Kirche St. Peter. Geboren wurde Grasser um 1450 in Schmidmühlen in der Opferpfalz, er starb 1518. Seit 19. April befindet sich die mit knapp 150 Zentimetern annähernd lebensgroße Bildhauerarbeit (um 1480/1500) aus Erding als Leihgabe im Bayerischen Nationalmuseum. Die Ausstellung, die bis 29. Juli zu sehen ist, zeigt einen umfassenden Überblick über das Leben und Schaffen des Ausnahmekünstlers und entführt den Besucher in die bewegten Zeiten um 1500. Anlass ist der 500. Todestag Grassers. Krause empfiehlt einen Besuch der großartig inszenierten Ausstellung in München, nicht nur wegen der Leihgabe aus eigenem Haus, sondern auf Grund der ungewöhnlichen Vielfallt des Objektreigens.

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