26 Prozent mehr Verletzte
Zahl der Unfälle mit Radfahrern steigt weiter an

11.07.2017 | Stand 25.07.2023, 3:01 Uhr
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ADFC Kreisvorsitzender Horst Weise und sein Kollege Thomas Naumann von der „Arbeitsgruppe Verkehr“ waren von der Polizeiinspektion Erding zu dem Fachgespräch eingeladen worden, vor allem, um die Unfallstatistik 2016 und die aktuelle Gefahrenlage zum Nachteil des Radverkehrs in der Straßen der Großen Kreisstadt zu diskutieren.

ERDING Wie in ganz Bayern sind die Unfälle mit Radlern stärker gestiegen als der Radverkehr zugenommen hat.

Zunächst bedauerte Polizeirat Anton Altmann, dass die vom ADFC genannten drei Unfälle mit Radfahrer- bzw. Zweiradfahrerbeteiligung seinerzeit tatsächlich nicht per Pressemitteilung bekannt gemacht wurden. Dies geschah aber unbeabsichtigt. Kreisvorsitzender Weise forderte noch einmal eindringlich dazu auf, die Situation in Erding vor Beginn der anstehenden Radsaison nicht zu unterschätzen. Er hatte dafür auch handfeste Gründe anzuführen. So sei Erding wie auch andere Umlandgemeinden von München dem Verkehrsdruck nicht nur des örtlichen Verkehrs, sondern auch indirekt dem der Landeshauptstadt ausgesetzt. München ist neben der Pendler- und der Stau- leider auch die Raserhauptstadt Deutschlands geworden. Immer mehr Fahrzeuge mit M-Kennzeichen und auffallend forcierter Fahrweise sind eben auch im Umland und damit in Erding unterwegs.

All dies spiegelt sich in den Unfallzahlen mit Radfahrerbeteiligung des Jahres 2016 wider. Die Zahl der Unfälle im Stadtgebiet stieg um 22% auf 79, die der dabei verletzten Radfahrer auf 73 (+26%). Von diesen wurden 68 (+39%) leicht, und 7 (- 36%) schwer verletzt. Nicht in allen Fällen waren natürlich Pkws oder Lkws beteiligt. PHK Alfons Englmeier sieht 2016 keine besonderen Unfallschwerpunkte, die Unfälle verteilten sich auf das gesamte Stadtgebiet. Horst Weise merkte dazu an, dass in der Regel nur ein Drittel aller Unfälle zwischen motorisierten Verkehrsteilnehmern und Radfahrern überhaupt der Polizei bekannt werden. Ebenso wird zunächst immer erst der Rettungsdienst verständigt und häufig ist alles vorbei, wenn die Polizei kommt.

Die ADFC-Experten stellten vier Kreuzungen als ständige Gefahrenpunkte heraus: Fliegerhorstkreuzung Anton-Bruckner-/Römerstraße, Anton-Bruckner-Str./Sigwolfstr., Anton-BrucknerStr./Franz-Brombach-Str. und Dorfener-/Bahnhofstr. Dort stellt der abbiegende Verkehr die größte Gefahr für Radfahrer dar. Das Vorfahrtsrecht der Radfahrer werde dort sträflich missachtet. Dass es hier nur wenige Unfälle gebe, sei dem umsichtigen Verhalten der Radfahrer geschuldet. Weitere 18 Gefahrenstellen in Erding hat der ADFC auf seiner Homepage abgebildet.

Damit Erding den Kampf gegen den überbordenden motorisierten Verkehr nicht verliert, schlägt Weise Polizeiüberwachung der kritischen Kreuzungen vor. Ebenso, und das ist deutlich weniger personalintensiv, Fahrrad-Streifen, so, wie es die Städte Köln und Berlin inzwischen mustergültig praktizieren. Dort sind die genannten Unfälle stark zurückgegangen, da sich die Fahrrad-Cops mitten im Geschehen bewegten und sofort reagieren könnten. Diese Streifen gehen nicht nur gegen den motorisierten Verkehr vor, sondern auch gegen Radrowdys in den Straßen oder Parks. Zudem würde sich das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung enorm verbessern. Fahrrad-Cops hat auch der ADFC-München in der Landesversammlung Bayern am 8. April gefordert und mit 100-prozentiger Zustimmung erfolgreich beantragt.

Verständnis für diese Situation äußerten Englmeier und Altmann. Letzterer sagte aber auch deutlich: „Ich brauche mehr Beamte auf der Straße und nicht in den Büros“. Man bat den ADFC auch, Kontakt zur Stadt Erding aufzunehmen. Wenn diese hoffentlich bald einen neuen Verantwortlichen für den Radverkehr gefunden habe, können diese Fachgespräche mit diesem und weiteren Verantwortlichen  fortgesetzt werden, um endlich wieder mehr Bewegung in Richtung „fahrradfreundliche Kommune“ zu bringen. Der Beschluss dazu liege ja jetzt wahrlich lange genug in der Schublade, entgegnete Weise zustimmend.

Erding