Startschuss der neuen Fernwärme-Versorgung
Erdwärme für 2.000 Traunreuter Haushalte

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:08 Uhr
Axel Effner
−Foto: n/a

Einen neuen Meilenstein in der Fernwärmeversorgung der Stadt Traunreut setzte am Freitag die offizielle Inbetriebnahme des neuen Fernwärme-Einspeisepunkts auf der Geothermie-Bohrstelle in Weissbrunn.

TRAUNREUT Im Beisein zahlreicher Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft feierten Dr. Raimund Köning, geschäftsführender Gesellschafter des Investors Grünwald Equity Management GmbH, Bürgermeister Franz Parzinger sowie die beiden Werkleiter der Stadtwerke, Willi Helmdach und Franz Hagenauer zusammen mit stellvertretendem Landrat Sepp Konhäuser den Start der Fernwärmelieferung durch die Geothermische Kraftwerksgesellschaft Traunreut (GKT). 

Die geothermale Wärme aus 4.500 Meter Tiefe versorgt rund 2.000 Haushalte in Traunreut. Kernstück ist die in etwa 500 Meter Tiefe installierte Pumpe, die pro Sekunde 50 Liter des über 100 Grad heißen Wassers in die Wärmetauscher der GKT drückt, die eine Leistung von zweimal sechs Megawatt haben. Die technische Ausrüstung zur Wärmeübernahme und Verteilung befindet sich im Fernwärmegebäude, das sich GKT und Stadtwerke teilen. Bis zur Inbetriebnahme wurden dafür über 430.000 Euro investiert.

Mit der Einspeisung geothermaler Energie in das städtischer Fernwärmenetz verfügt die Stadt jetzt - neben dem Biomasse-Heizkraftwerk auf dem BSH-Gelände - über ein zweites Standbein umweltfreundlicher Energielieferung, hob Bürgermeister Franz Parzinger hervor. Er sprach von einem "Meilenstein in der Geschichte der Fernwärmeversorgung". Die Stadtwerke haben dafür rund 1,9 Millionen Euro in den Bau einer 1,6 Kilometer langen Versorgungsleitung für Fernwärme investiert. Entlang der Trasse wurden 22 Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie vier Geschosswohnungsbauten angeschlossen.  Zur Fernwärmeauskopplung sind derzeit 

Investor Raimund König hob die rund siebenjährige und mit Anfangsschwierigkeiten verbundene Realisierungsphase bis heute hervor und lobte das engagierte und gedeihliche Zusammenwirken von Trägern öffentlicher Belange und privaten Unternehmen in Traunreut. Volkswirtschaftlich gesehen sei die Geothermieanlage als grundlastfähige Energiequelle langfristig eine sinnvolle Investition. Schade sei allerdings, dass derzeit aufgrund der politischen Rahmenbedigungen sowie daraus resultierender fehlender Planungs- und Investitionssicherheit kaum weitere Geothermieanlagen in Deutschland geplant würden - zumindest nicht in privatwirtschaftlicher Trägerschaft.

Sepp Konhäuser stimmte als stellvertretender Landrat zu, dass die Diskussion um die Neuorientierung des EEG nicht gerade förderlich sei für die Investition in weitere Geothermieprojekte in der Region. Das Projekt in Traunreut habe zudem gezeigt, dass neben den politischen Bedigungen auch technische Herausforderungen wie die das Temperatur- und Fündigkeitsrisiko eine wichtige Rolle spielen. 

Bisher hat die Grünwald GmbH 55 Millionen Euro in das Projekt investiert. Weitere 25 Millionen Euro sollen heuer und nächstes Jahr folgen für den Bau eines Kraftwerks, in dem das heiße Wasser bzw. der Dampf aus der Tiefe auch zur Stromerzeugung genutzt werden sollen. Anfang 2016 soll das Projekt als Gesamtanlage in Betrieb genommen werden. 

Berchtesgadener Land