Grüne diskutierten mögliche Auswirkungen der Bewerbung
Kostenlawine für Gemeinden durch Olympia 2022?

07.07.2017 | Stand 28.07.2023, 4:04 Uhr
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Kommt auf die bayerischen Gemeinden durch die Olympiabewerbung für 2022 eine riesige Kostenlawine zu? Bleiben dadurch wichtige und notwendige Investitionen auf der Strecke? Die Grünen beleuchteten bei einer Diskussion in Ruhpolding mögliche Negativfolgen.

RUHPOLDING/MÜNCHEN „Winterolympiade 2022 in Ruhpolding: Was kommt auf uns zu - was sind die Chancen und was sind die Risiken?“ So eröffnete Kreisrat Sepp Hohlweger (Bündnis 90/Die Grünen) eine Diskussionsveranstaltung im Hotel Post in Ruhpolding. Am 10. November sind alle Bürger des Landkreises aufgerufen, bei einem Bürgerentscheid ihre Stimme für oder gegen eine Bewerbung für die Winterolympiade 2022 abzugeben.

Sepp Hohlweger hatte Katharina Schulze aus München eingeladen, die als Sprecherin der Initiative „NOlympia“ zunächst über Chancen und Risiken einer Olympiabewerbung referierte. Sie erzählte zunächst, dass sich immer weniger Städte für Olympische Spiele bewerben, was sicher die Chancen für München und Ruhpolding erhöht. Es stellt sich aber die Frage, warum das so ist. Ein Grund sind sicher die Kosten: Bei vielen Olympiaden gab es bei der Schlussabrechnung ein Minus, und das Internationale Olympische Komitee lässt sich vertraglich zusichern, dass dieses Minus von den Austragungsorten übernommen werden muss.

Sollten die Winterspiele 2022 also nach München, Ruhpolding, Garmisch und Berchtesgaden kommen, wird das voraussichtlich zwischen 2,9 und 3,5 Milliarden Euro kosten - und was nicht durch Einnahmen zurückkommt, zahlt der Steuerzahler. Moderator Sepp Hohlweger meinte: „Wenn der Landkreis und die Gemeinde so viel Geld für die Olympiade ausgeben müssen, bleiben da nicht andere Projekte auf der Strecke?“ Er zählte Beispiele in Ruhpolding auf: Freibadsanierung, Soccer Park, Skaterpark, Jugendtreff, ein Sozialbüro.

Und im Landkreis müssen nach Hohlwegers Ansicht beispielsweise der Bau der Turnhalle des AKG in Traunstein, die Sanierung der Realschule in Trostberg, die energetische Sanierung landkreiseigener Gebäude und vieles mehr zurückgestellt werden. Die anschließende Diskussion war erfreulicherweise keine reine Pro- und Contra-Diskussion, sondern ein interessanter Meinungsaustausch zwischen Besuchern, die mehr für eine Bewerbung sind und denen, die eher dagegen sind. So sagte Bürgermeister Claus Pichler: „In Ruhpolding können wir kostengünstig auf viel Bestehendes zurückgreifen“.

Herbert Koch wollte konkret wissen, was am Biathlon-Stadion verändert werden müsste. Herrmann Hipf meinte, dass Änderungen sicher notwendig sein werden und Claus Pichler sagte darauf. „ Wir haben die A-Lizenz, Stand heute müsste nichts gemacht werden, aber bis 2022 ändern sich die Vorschriften sicher nochmals“. Betreffend Unterbringungsmöglichkeiten für Athleten, Funktionäre und Reporter berichtete Willi Geistanger aus Siegsdorf. „Wir haben die Bewohner in Vorauf gefragt, ob sie ihre Häuser für die Olympiade zur Verfügung stellen würden. Die Antwort lautet zu 95 Prozent: Nein!“

Es wird also wohl ein olympisches Dorf gebaut werden müssen. Die Architektin Helga Mandl fragte, was damit nach den Spielen passieren soll? – „Eine so hohe neue Bettenkapazität wäre sicher eine gewaltige Konkurrenz zu den bestehenden Beherbergungsbetrieben“, sagte Sepp Hohlweger hierauf. Herrmann Feil wunderte sich, warum er und die anderen Ruhpoldinger Gemeinderäte nicht im Vorfeld von der Stadt München gefragt wurden, ob Ruhpolding überhaupt mitmachen will. Das nahm Herbert Koch zum Anlass zu einem Schlussappell: „Der Gemeinderat soll bis zum Ratsentscheid bitte offen sagen: Olympia ist für Ruhpolding machbar oder nicht“.

Moderator und Kreisrat Sepp Hohlweger war sichtlich erfreut über das bei vielen Besuchern vorhandene Fachwissen und bedankte sich für die offene Diskussion. Die Grünen werden bis zum Ratsentscheid noch in mehreren Ortschaften aktuelle Informationsveranstaltungen zum Thema Winterolympiade 2022 abhalten.

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