Ende des Jahres soll Traunreut mit Wärme aus der Tiefe versorgt werden
Grundsteinlegung für neues Fernwärmegebäude

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:18 Uhr
Axel Effner
−Foto: n/a

Mit dem Baubeginn für das Betriebsgebäude mit Übergabestation für die Fernwärme beginnt die Schlussphase auf dem Geothermie-Bohrplatz in Traunreut. Nach dem Bau der neuen Anschlussleitungen soll bereits Ende des Jahres die Lieferung von Fernwärme aus Geothermie für Traunreut beginnen.

TRAUNREUT Im Rahmen einer kleinen Feier wurde die Grundsteinlegung für das neue Fernwärmegebäude in St. Georgen gefeiert. In den kommenden Monaten errichtet dort die Geothermische Kraftwerksgesellschaft Traunreut die oberirdischen Anlagen für den Thermalwasserkreislauf einschließlich der Übergabestation für die Fernwärme an die Stadt Traunreut. Nach dem Baggerstich im Juli 2011 zur Einrichtung der Baustelle und dem Meißelschlag - dem Beginn der Bohr- und Erkundungsarbeiten - im Januar 2012 geht das Geothermie-Projekt in Traunreut damit in seine letzte Phase. Neben den beteiligten Investoren und Firmen waren auch Vertreter der Behörden und der Stadt gekommen.

Franz Hagenauer, der technische Leiter der Traunreuter Stadtwerke, sagte, mit dem Abbau des weithin sichtbaren Bohrturms sei ein zeitweiliges neues Wahrzeichen von Traunreut wieder verschwunden. Nach dem Baubeginn des Fernwärmegebäudes und der bereits auf den Weg gebrachten Einrichtung der rund 800 Meter langen Anschlussleitung nach Traunreut rechne man Ende des Jahres mit der Lieferung der neuen Fernwärme aus Geothermie. 

Derzeit wird in Traunreut auch eine neue Fernwärmeleitung von rund ein Kilometer Länge gebaut. Sie beginnt am neuen Übergabepunkt für die Fernwärme in der Theodor-Körner-Straße und reicht über die Kant- und Schillerstraße bis zur Hans-Böckler-Straße. Aktuell liefern die Stadtwerke bereits 37 Mio. kWh Fernwärme an rund 200 Kunden im Stadtgebiet, darunter Privatkunden, Betriebe, Industrieunternehmen wie Heidenhain und öffentliche Einrichtungen. Produziert wird die Fernwärme im Biomasse-Heizkraftwerk der STEAG auf dem BSH-Gelände. Für das neue Fernwärmenetz investieren die Stadtwerke zwei Millionen Euro.

Bürgermeister Franz Parzinger erinnerte daran, dass der Stadtrat bereits 2003 mit dem Beschluss zum Bau eines Fernwärmenetzes die Weichen richtig gestellt habe. Damals sei viel Überzeugungsarbeit notwendig gewesen. Von daher habe das Projekt Vorbildcharakter für die Region, wenngleich es sehr anspruchsvoll und kostenintensiv sei. Mit der Auskopplung der Fernwärme sei ein wichtiger Schritt erreicht. Aus ökonomischer Sicht biete die Geothermie Versorgungssicherheit der Bürger zu attraktiven Preisen.

Dr. Raimund König, Geschäftsführer des Investors Grünwald Equity, hob die konstruktive und kompetente Zusammenarbeit mit Behörden, der Stadt und den Stadtwerken sowie Regierungsstellen hervor. Stolze 45 Millionen Euro wurden bislang in die erste Phase an Planungs-, Test- und Bohrkosten investiert. Weitere 35 Millionen Euro seien bis zur Fertigstellung des Elektrizitätskraftwerks nötig. Die sei nur über die EEG-Umlage zum Ausbau der Erneuerbaren Energien zu stemmen. „Das ist zwar für den Einzelverbraucher bitter, ist volkswirtschaftlich aber sinnvoll.”

Die Geothermie werde regional produziert und brauche keien Speichermedien, sie sei zudem grundlastfähig, effizient, umweltschonend und verbrauche wenig Fläche. König plädierte an die Politik, „die durch die aktuelle Diskussion zur Strompreisbremse entstandenen Unsicherheiten” - zumindest für die Geothermie - „schnellstmöglich zu beenden”. Langfristige Rechtssicherheit sei eine zwingende Voraussetzung jeder Investitionsentscheidung, sonst würden keien weiteren Geothermie-Projekte mehr begonnen werden.

Die Erdwärme in Traunreut wird durch Förderung von etwa 118 Grad heißem Thermalwasser aus rund 4.500 Meter Tiefe gewonnen. In einem geschlossenen Kreislauf wird das unter Druck stehende heiße Wasser aus der Tiefe mit einer Schüttung von bis zu 160 Litern pro Sekunde gefördert. Über Wärmetauscher wird die Energie für die Fernwärme und zur Stromerzeugung entnommen. Schließlich wird das auf 55 Grad abgekühlte Wasser über eine zweite Bohrleitung wieder in die Erde "re-injeziert”. Die Enden der beiden Bohrleitungen liegen etwa 2.000 Meter auseinander.

Unser Foto oben zeigt von links Dr. Raimund König, Bürgermeister Franz Parzinger und Franz Hagenauer von den Stadtwerken.

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