Absturz-Drama am 22. März 1983
Die Christoph 14-Tragödie

07.07.2017 | Stand 28.07.2023, 1:02 Uhr
−Foto: n/a

Beim Rückflug von Bechtesgaden nach Traunstein stürzte Christoph 14 ab und ging in Flammen auf. Alle drei Insassen kamen ums Leben. 30 Jahre sind seit damals vergangen.

TRAUNSTEIN Marias Augen werden feucht wenn sie an den 22. März 1983 zurückdenkt. Eine schmale Schlechtwetterfront brachte damals den Rettungshubschrauber Christoph 14 zum Absturz. Die Maschine befand sich auf dem Rückflug von Berchtesgaden nach Traunstein und geriet in einen Schneesturm. Marias Ehemann war einer der drei Insassen, die alle ums Leben kamen. Auch 30 Jahre nach dem Unglück sind für alle Beteiligten die schrecklichen Einzelheiten des Unglücks noch deutlich vor Augen. Während einer Gedenkfeier erinnerten Angehörige, ehemalige Kollegen, Rettungskräfte und Freunde an die verunglückte Besatzung mit Pilot Norbert Müller, dem BRK-Rettungssanitäter Matthias Reiter und der Notärztin Dr. Elisabeth Leitner-Ploss.

Matthias Reiter war Rotkreuzler mit Leib und Seele. Der 25jährigen Sanitäter aus Traunstein erfüllte sich seinen Traum und begann in der Luftrettung zu arbeiten. „Es war eine Herausforderung für ihn“, erzählt seine Witwe Maria, damals Mutter zweier kleiner Buben. Die Erinnerungen an den 22. März 1983 sind für sie furchtbar „und ich werde sie nie vergessen. Jede Einzelheit bleibt im Gedächtnis.“ Abends überbrachten ihr der Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes und ein Polizist die schreckliche Nachricht. Erst Monate später wagte sie sich an die Unfallstelle in Gröben bei Oberteisendorf. Bis heute pflegt die Witwe mit Bekannten das Materl mit der Gedenktafel.

Das Bild des brennenden Hubschraubers und die verbrannten Insassen haben sich auch bei ihm für immer ins Gedächtnis gebrannt: Rotkreuz-Sanitäter Georg Bräumann eilte damals mit einem Kollegen zur Unfallstelle. „Wir wussten, dass Christoph 14 abgestürzt war und ich hatte schon bei der Anfahrt ein ungutes Gefühl“, schildert er die damaligen Stunden. Dann kam das Grauen: An der Absturzstelle brannte die Maschine, zwei Insassen, Pilot Norbert Müller und Rotkreuz-Sanitäter Matthias Reiter waren bereits im Inneren des Hubschraubers verbrannt, die Notärztin Dr. Elisabeth Leitner-Ploss lag mit schwersten Verbrennungen auf der Wiese. „Ich erkannte sie nur an ihren roten Gummistiefeln, die sie immer trug“, erinnert sich Bräumann. Die Sanitäter transportierten die Schwerstverletzte ins Reichenhaller Krankenhaus, wo sie kurze Zeit später verstarb. „Es war alles wie ein schlechter Film“, so Bräumann. „Alle drei waren für mich liebe Kollegen.“

„Wir müssen uns der Gefahr bewusst sein“

Für Robert Portenkirchner, heute leitender BRK- Luftrettungsassistent – oder in der Fachsprache Helicopter Emercency Medical Service Crew Member (HCM), sind diese Erinnerungen eine Mahnung für sich und das Team. „Auch die jüngsten Unglücke, wie die Hubschrauberabstürze am Teisenberg oder jetzt in Berlin, zeigen eine grundsätzliche Restgefahr, die es in der Flugrettung immer geben wird. Und dieser Gefahr müssen wir uns bewusst sein.“

Ähnlich denkt auch Markus Pabst, leitender Stationspilot von Christoph 14. „Wir haben heute etwa durch die digitale Navigationskarte große Vorteile. Sie ist immer beleuchtet und wir sind durch keine Papierkarten in der Hand abgelenkt, so wie es damals vielleicht gewesen ist.“ Auch die Schulungen hätten sich inzwischen intensiviert, vor allem das Training im Simulator, wo auch der Flug bei schlechtem Wetter intensiv geübt wird. Sein Kollege Klaus Petersik war damals einer der Piloten von Christoph 14 und kannte den verunglückten Norbert Müller sehr gut. „Alles Schlechte ist damals zusammengekommen“, urteilt er, „absolut keine Sicht, starke Böen, heftiger Schneefall und die einbrechende Dunkelheit.“ Nach dem Unglück habe man bei der Bundespolizei-Fliegerstaffel Süd in Oberschleißheim, die alle Piloten für die Luftrettung stellt, intensiv über die Zukunft der Luftrettung nachgedacht und wie Risiken zu verhindern sind.

Keinen Schönwetterdienst in der Luftrettung

Doch trotz allem gebe es in der Luftrettung keinen Schönwetterdienst, so Carsten Herrmann, Leiter der Bundespolizei- Fliegerstaffel Süd in Oberschleißheim. Neben dem Marterl an der Absturzstelle in Gröben erinnerte er daran, dass Rettungskräfte oft Risiko eingehen wenn sie Verantwortung für den nächsten übernehmen. Doch dabei gehe es nicht um Heldentum, sondern um etwas Besseres. „Diese drei Menschen, die hier ums Leben kamen, haben in ihrer Aufgabe, anderen zu helfen, Glück und Zufriedenheit gefunden. Sie haben sich ihrer Aufgabe mit Leib und Seele verschrieben und waren dabei fröhlich und optimistisch.“

Berchtesgadener Land