Bürgermeister ging an Geothermie-Bohrstelle baden
Heißt es bald "Bad Traunreuth"?

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:05 Uhr
Hans Eder

Auf der Geothermie-Baustelle in Traunreut fließt seit kurzem echtes Thermalheilwasser. Mit einem Bad feierten Bürgermeister Franz Parzinger, Stadträte und die Energiebeauftragte Dr. Birgit Seeholzer die kommende Fernwärmeversorgung. Aufgrund niedriger Temperatur wird allerdings weniger Strom als geplant erzeugt werden können.

TRAUNREUT Bei einem kleinen Umtrunk am Mittwochnachmittag an der Geothermie-Baustelle in Weisbrunn bei Traunreut sind Bürgermeister und Stadträte von Geschäftsführer Thomas Neu über zweierlei informiert worden: Das Wasser aus 5.067 Metern Tiefe ist in ausreichender Menge und in bester Qualität vorhanden. Sorge macht allerdings die zu niedrige Temperatur.

Statt mit Sekt stießen die Teilnehmer mit einem Glas klaren Thermalwassers an. Mit dabei waren die Bürgermeister Franz Parzinger und Ernst Ziegler, einige Stadträte, Franz Hagenauer von den Stadtwerken und die Energiebeauftragte Birgit Seeholzer vom Landratsamt. Zu feiern gab es – wenn auch ein bisschen zu früh – das vorläufige Ende des so genannten Ergiebigkeitstests, bei dem Wassermenge und -temperatur über einen Zeitraum von mehreren Tagen ermittelt wurden.

Zuvor hatten umfangreiche hydraulische Test stattgefunden, um das Bohrloch zu reinigen und damit Fließwege zu öffnen und auch, um die chemische Zusammensetzung des Thermalwassers zu bestimmen.

Mit über 130 Litern pro Sekunde wurde eine ausreichende Ergiebigkeit der Bohrung gemessen. Auch die chemische Analyse bedeutet für den Kraftwerksbau keine größeren Herausforderungen bezüglich möglicher Ablagerungen in Rohrleitungen. Das Thermalwasser kann tatsächlich, wie Neu betonte, als Heilwasser im Sinne der für Kurorte und Heilbäder einschlägigen Regularien klassifiziert werden.

Beim Flachsen über ein mögliches „Bad Traunreuth“ sprach sich Bürgermeister Parzinger für die Schreibweise mit „th“ aus, weil dies vornehmer aussehe. Aber im Ernst: Sorgen bereitet den Verantwortlichen und Investoren die niedrige Thermalwassertemperatur. Derzeit werden am Bohrlochkopf rund 106 Grad gemessen. Langfristig werde laut Neu schon noch eine Temperaturerhöhung prognostiziert – wohl auf etwa 115 Grad.

Allerdings liegen diese Werte deutlich unter den erwarteten 130 Grad. Die für Herbst 2013 vorgesehene Fernwärmeauskopplung sei davon nicht betroffen. Allerdings müsse das Kraftwerk deutlich kleiner gebaut werden, so dass weniger Strom erzeugt werden kann. Um für diesen Fall vorzusorgen und um den privaten Investoren Sicherheit zu geben, war schon letztes Jahr eine sogenannte Fündigkeitsversicherung bei der Munich Re abgeschlossen worden; die hieraus erwartete Zahlung ermöglicht die Fortführung des Geothermieprojektes. Dabei handelt es sich, wie Neu auf Nachfrage erklärte, um eine wirklich beträchtliche Summe.

Zunächst aber gab es die Tatsache zu feiern, dass die Fernwärme für Traunreut in ausreichender Menge gesichert sein dürfte. So zapfte man aus dem aus 5.000 Metern Tiefe geförderten Wasser etliche Liter ab, verteilte es auf die bereit gestellten Gläser – und alle erhoben diese auf einen guten Fortgang des 70-Millionen-Euro-Projekts.

Bürgermeister Parzinger hatte irgendwann aus Jux vom Baden im Thermalwasser gesprochen – ein leichtsinniger Ausspruch, den er jetzt einlösen musste. Allerdings nicht in den großen Auffangbecken, die standen, da die Förderung noch weiterlaufen musste, nämlich noch unter Strom. So wurde des Symbolgehalts halber ein kleines Planschbecken aufgestellt, in das sich – den kühlen Temperaturen zum Trotz – dann der Geschäftsführer, die beiden Bürgermeister und Birgit Seeholzer hineinwagten.

Berchtesgadener Land