Verzögerung wegen gerissener Sonde
Geothermie: Probleme in Traunreut

06.07.2017 | Stand 13.09.2023, 5:06 Uhr
Hans Eder
−Foto: n/a

Probleme gab es an der Geothermie-Baustelle in Traunreut. Ein wichtiges Teil in einem Reinigungslift war gerissen. Jetzt hat man wieder alles im Griff

TRAUNREUT „G‘scheit g‘fuchst“ hat’s in letzter Zeit an der Geothermie-Baustelle bei Weisbrunn. So würde man es wohl auf gut bairisch sagen. Geschäftsführer Thomas Neu, der bekanntlich aus dem Saarland stammt und Ingenieur ist, drückt das natürlich ganz anders, viel präziser aus: „Uns ist beim dritten ,Reinigungslift‘ eine Sonde ausgerissen.“ Und diese Sonde aus 4557 Metern Tiefe zu bergen hat rund zwei Wochen gedauert, nun aber ist „der Pfropfen wieder raus“. Am Mittwoch war es endlich so weit, da haben sich, wie Neu meint, „die Mienen wieder etwas erhellt, sind aber noch nicht heiter“. Denn das hat gut 14 Tage Verzögerung bedeutet. Bis der heiß erwartete Check ablaufen kann, ob genügend Wasser und in ausreichender Temperatur vorhanden ist, wird man sich in Traunreut mindestens noch bis zur übernächsten Woche gedulden müssen. Es ist schon alles für dieses große Ereignis, den so genannten Ergiebigkeitstest, vorbereitet, aber es dauert halt noch. Wer etwa von Traunreut nach Weisbrunn fährt, sieht am Ortseingang bereits eine Überführungskonstruktion mit dicken Rohren über der Straße. Über diese Rohre soll dann das geförderte Wasser – wenn es sauber genug ist und den Grenzwerten entspricht – in die Traun eingeleitet werden. Ein Blick zurück: Vor rund drei Wochen war das erste wichtige Teilziel erreicht – der Bohrer war in gut 4500 Metern Tiefe auf die wasserführende Schicht gestoßen. Somit gab es nun ein Loch tief in die Erde hinein, das mit Metallrohren stabilisiert worden war. Als man nun die wasserführende Schicht erreicht hatte, stieg das Wasser in den Rohren nach oben – aber nicht ganz, etwa nur bis auf eine Höhe von rund 200 Metern unter Geländeoberkante (GOK). Um das Wasser dazu zu bringen, ganz nach oben zu kommen, wurde in etwa 410 Metern Tiefe über eine so genannte „Mammutpumpe“ mit Kompressoren Druckluft in die Wassersäule gepumpt. Damit wird diese zu einem Wasser-Luft-Gemisch, wird dadurch leichter und so nach oben gedrückt. Das sah man daran, dass plötzlich der Wasserdampf über der Anlage aufstieg. Auf diese Weise wurden am Anfang noch Reste der Bohrspülung – also des Wassers, das nach unten geleitet worden war, um das „Bohrklein“, die gefrästen Gesteinssplitter – nach oben geholt, ebenso diese Gesteinsreste: Kurz gesagt, es wurde unten „sauber gemacht“, der ganze Schmutz nach oben gebracht. Gleichzeitig wurde, wie Neu weiter erklärte, auch gesäuert: Das heißt nun wiederum, dass der „Filterkuchen“, der sich an der Bohrwand gebildet hat, aufgelöst wird und dass so die Fließwege verbessert werden. Aus dem Wasser wurden, sobald es an die Oberfläche kam, die Feststoffe herausgefiltert, und es wurde danach in die Kläranlagen eingeleitet. Das waren an den fünf Tagen, an denen dieser Prozess lief, rund 11.000 Kubikmeter. Diese „Säuberungsarbeiten“ sind aber dann vor rund zwei Wochen jäh unterbrochen worden, als beim dritten dieser so genannten Reinigungslifts beziehungsweise Säuerung die Sonde abbrach – an der Oberkante der Malm-Schicht, „und dann lagen noch 240 Meter Kabel hinten dran“, so Neu. Dieses elf Meter lange, 50.000 Euro teure Teil ist dazu da, um die Temperatur und den Druck des Thermalwassers zu messen. Denn es läuft hier ein aufwendiges Messprogramm ab, um zu sehen, ob das Wasser auch die notwendigen Voraussetzungen erfüllt. Jetzt also ist die Sonde wieder da, und Neu glaubt auch, dass sie repariert werden kann. Der Zeitplan würde dann aller Voraussicht nach wie folgt weiter gehen: Es wird wieder ein „Reinigungslift“ gefahren, voraussichtlich schon am Wochenende. Nächste Woche steht dann eine weitere Säuerung an. Somit könnte übernächste Woche endlich der Ergiebigkeitstest über fünf Tage hinweg anlaufen. Dieses Wasser wird dann, wenn die Werte stimmen, als sauberes Thermalwasser in die Traun abgeleitet; die an der Anlage vorhandenen Becken wären für die Mengen zu klein. Bis dieser Versuchslauf, der Ergiebigkeitstest, vorbei ist, ist auch „der August rum“, wie Neu sagt. Und erst dann könne man sehen, ob oder inwieweit das Wasser auch für die beabsichtigten Zwecke geeignet ist. „Erst wenn ich den hab, dann weiß ich, was los ist.“ Und das wird jetzt wohl noch gut zwei Wochen dauern.

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