Bad Reichenhaller Brigadegeneral wechselt
Johann Langenegger übernimmt in Sigmaringen

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 18:42 Uhr

Mit einem feierlichen Übergabeappell ist am Freitag, 27. April, Brigadegeneral Manfred Hofmeyer nach 44 Dienstjahren in der Bundeswehr in den Ruhestand verabschiedet worden. 250 Soldaten waren vor rund 400 Gästen angetreten.

BAD REICHENHALL/SIGMARINGEN Foto: Generalmajor Erhard Bühler (Mitte) verabschiedet mit einem kräftigen Händedruck seinen Stellvertreter, Brigadegeneral Manfred Hofmeyer (links), in den Ruhestand und übergibt die Verantwortung über die Divisionstruppen an Brigadegeneral Johann Langenegger (rechts).

„Ich scheide nach knapp 44 Jahren aus der Bundeswehr in dem Bewusstsein, dass ich 1968 mit dem Eintritt in die Bundeswehr und 1971 mit dem Statuswechsel zum Berufssoldaten die jeweils richtigen Entscheidungen getroffen habe, die ich bis heute nicht zu bereuen hatte“, bilanzierte Hofmeyer seine lange Dienstzeit. Einiges habe er miterlebt, berichtete er gestern bei einem feierlichen Übergabeappell zu seiner Verabschiedung. Denn als Manfred Hofmayer im hessischen Gießen Artilleriesoldat wurde, da stand die noch junge Bundesrepublik angesichts der Studentenrevolte vor einer inneren Zereißprobe.

Doch auch die äußeren Umstände waren schwierig: Die Bundeswehr bereitete sich darauf vor, das Land notfalls gegen die Truppen des Warschauer Pakts verteidigen zu müssen. Die 10. Panzerdivision sei damals eine ganz andere gewesen. Als er im Oktober 1982 zum ersten Mal nach Sigmaringen kam, habe der dortige Appellplatz für ein Antreten der Divisionstruppen „bei weitem nicht ausgereicht“. Seinerzeit hatte die Division Artilleristen wie Hofmeyer sowie Heeresflieger, Aufklärer, Pioniere Fernmelder, Instandsetzer, Sanitäter und viele Truppengattungen mehr. Hofmeyer blickt nun auf ein Leben in Uniform zurück, das er noch in einer Bundeswehr begann, die sie heute längst nicht mehr ist.

Doch mit dem Ende des Kalten Kriegs und der darauf folgenden Strukturreformen nahmen die Herausforderungen nicht ab. „Friedensdividenden wurden eingefordert“, resümiert Hofmeyer heute, denn „andere Aufgaben des Staates hatten höhere Priorität“. Das Thema „äußere Sicherheit“ sei schnell aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwunden. Dennoch forderten die Auslandseinsätze der Divison Leistungen ab, die, so Hofmeyer, keiner vorhergesehen hatte, der, wie er, noch in der alten Bundeswehr vor 1990 gedient hatte. An dieser Umstrukturierung war Hofmeyer im Verteidigungsministerium maßgeblich beteiligt.

Die Division wandelte sich, weil sich auch ihre Aufgaben veränderten. Sie wurde zunehmend Leitverband für die Auslandseinsätze auf dem Balkan und in Afghanistan. „Ich selbst war 430 Tage im Kosovo eingesetzt“, berichtete er seinen Soldaten. Hofmeyer half als Führer des deutschen Einsatzkontingents und Kommandeur einer Multinationalen Task Force mit, den Frieden im Land zu sichern und dessen Wiederaufbau zu fördern. Dies sei zweifellos einer der Höhepunkte seiner Dienstzeit gewesen.

Hofmeyer blickt nun zurück auf „eine Zeit, in der wir viel erlebt haben, Erfolge hatten, aber auch – nun ja – manchmal nicht ganz so erfolgreich waren, schöne, erhabene eindrucksvolle Erlebnisse in unsere Erinnerung aufnehmen konnten, aber auch wenig erfreuliche, ja Ereignisse gemeinsam aufarbeiten mussten.“

An dieser Stelle erinnerte Hofmeyer an jene Soldaten der Division, die im Auslandseinsatz gefallen waren. Allein im letzten Einsatz im Jahr 2009 habe sie in Afghanistan sechs Soldaten verloren. Zuletzt hatte Hofmeyer an Weihnachten 2010 einen gefallenen Kameraden in der Heimat in Empfang nehmen und an die trauernde Familie übergeben müssen.

„66 Monate als stellvertretender Divisionskommandeur in Sigmaringen bildeten nun den Abschluss meiner Karriere“, so Hofmeyer. Für diese erfüllten Jahre dankte er seinen Kameraden in der Zehnten „für Ihre Kameradschaft, für Ihre Loyalität, für Ihre Unterstützung, für Ihr Engagement und für alles, was ich gemeinsam mit Ihnen erleben durfte“. Heute sei er „zufrieden und stolz“, dass er über zehn Jahre und damit ein Viertel seiner Dienstzeit Angehöriger der Löwendivision gewesen sei.

Ehrung

„Es gibt wohl keinen anderen aktiven Offizier, der so viele verantwortliche Positionen in der Division mit dem Löwenwappen und so lange Zeit bekleidet hat“, lobte Generalmajor Bühler seinen Stellvertreter. Hofmeyer sei ein Vorbild in Haltung, Pflichterfüllung und Leistung gewesen. „Ich sage Ihnen auch meinen tiefempfundenen Respekt und meine Anerkennung für Ihre Leistungen und das große Engagement.“ Seinen Soldatinnen und Soldaten sei er ein fürsorglicher und vor allem glaubwürdiger Vorgesetzter gewesen, der ihr Vertrauen genoss. Für diese Leistung ehrte Bühler den scheidenden General mit der Ehrennadel der 10. Panzerdivision.

Kommandoübergabe

Nach der Verabschiedung Hoymeyers übergab Generalmajor Erhard Bühler das Kommando über die Divisionstruppen an Brigadegeneral Johann Langenegger, der seit drei Jahren die zur Division gehörende Gebirgsjägerbrigade 23 (Bad Reichenhall) als deren Kommandeur geführt hatte. „Für ihn freue ich mich, dass er seine geliebten Gebirgssoldaten aus anderer Position im Blick behält“, sagte Bühler.

Zum Übergabeappell angetreten waren insgesamt 250 Soldaten der Panzergrenadierbrigade 12 aus Amberg und der Gebirgsjägerbrigade 23 aus Bad Reichenhall. Das Heeresmusikkorps 10 aus Ulm spielte dazu den Divisionsmarsch „Fridericus Rex“ und den „Alexandermarsch“. Anwesende waren auch viele Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft, darunter die Konsuln der seit 2008 unabhängigen Republik Kosovo, königliche Hoheiten, Generale in und außer Dienst, geistliche Würdenträger Bürgermeister und Abgeordnete.

Ehrengäste

Unter den knapp 400 Gästen befanden sich beispielsweise der Parlamentarische Staatssekretär Christian Schmidt und sein Vorgänger Hans-Georg Wagner, der Generalinspekteur a.D. Wolfgang Schneiderhan, der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareis, der Sigmaringer Bürgermeister Thomas Schärer und die kosovarischen Konsuln Fakel Kajtazi und Astrit Zemaj. General Bühler begrüßte auch Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern, Max Markgraf von Baden und Friedrich Herzog von Württemberg.

Als internationale Gäste waren der Schweizer Divisionär Hans-Ulrich Solenthaler und der österreichische Brigadier Ernst Konzett geladen. Mit Generalmajor a.D. Berthold Graf von Stauffenberg war der älteste Sohn des Widerständlers und Namensgebers der Sigmaringer Kaserne, Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg zugegen. Die Kirchen vertraten der Militärgeneraldekan Mathias Heimer und die leitenden Militärdekane für die evangelische und katholische Militärseelsorge in Süddeutschland, Alfred Gronbach und Monsignore Reinhold Bartmann.

Berchtesgadener Land