Andreas Riesner starb am Hochkalter:
Update: Tödlich verunglückter Skibergsteiger war Alpin-Fotograf

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 7:55 Uhr

Bergwacht Ramsau und Besatzung von „Edelweiß 8“ konnten den 33-jährigen Österreicher trotz Dunkelheit und zweistelliger Minusgrade bergen

RAMSAU Tragischer Bergunfall: Ein 33-jähriger Tourengeher aus Neumarkt am Wallersee ist am Mittwochnachmittag, 8. Februar, bei der Abfahrt vom Hochkalter tödlich verunglückt. Wie die österreichischen Medien jetzt melden, handelt es sich dabei um den Fotografen und Alpin-Journalisten Andres Riesner. Sein Vater Emmerich Riesner ist Bürgermeister der Flachgauer Gemeinde Neumarkt am Wallersee im Bezirk Salzburg-Umgebung und Vizepräsident der EuRegio Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein. Freunde des Verunglückten haben hier ein Kondolenzbuch eingerichtet.

Der Skibergsteiger hatte dem Bericht des BRK zufolge offenbar selbst ein Schneebrett ausgelöst, das ihn über eine steile Rinne bis zu einer 50 Meter hohen Felswand mitriss, über die der Österreicher dann an die 300 Meter tief bis ins Ofental abstürzte. Sein gleichaltriger Begleiter aus St. Leonhard konnte nichts mehr für den Verunfallten tun und schaffte es mit großer Mühe zurück ins Tal, wo er gegen 18 Uhr Hilfe anforderte. Wegen der zweistelligen Minusgrade war am Berg sein Handyakku zusammengebrochen, weshalb er keinen Notruf absetzen konnte.

Die zwei erfahrenen und bestens ausgerüsteten Männer stiegen mit Skiern über das Ofental auf und hatten den Gipfel des Hochkalters zum Ziel. Viele Touren hatten sie schon zusammen unternommen; dieses Winterziel fehlte noch in ihrer Sammlung. Am Ende des Ofentales benutzten sie dann zu Fuß mit Steigeisen den fast schneefreien Sommerweg am Grat und erreichten so den Gipfel, den sie aber wegen Überwächtung nicht betraten. Bei der anschließenden Skiabfahrt löste der vorausgehende Andreas Riesner dann mit seinem ersten Schwung ein Schneebrett aus, das ihn mit in die Tiefe riss. Sein gleichaltriger Begleiter musste tatenlos zusehen, wie der 33-Jährige zwar noch den ABS-Lawinenrucksack aktivieren konnte, der ihn vor einer Verschüttung bewahren sollte. Die Steilrinne endete jedoch über einer rund 50 Meter hohen Wand, über die der Neumarkter letztlich insgesamt an die 300 Höhenmeter bis ins Ofental abstürzte.

Zunächst versuchte sein Begleiter durch die Steilrinne hinterherzufahren, besann sich dann aber doch, stoppte und stieg wieder zum Grat auf. Zu Fuß kletterte er dann zu seinem verunglückten Kameraden ab, der zwar nicht verschüttet war, aber beim Absturz so schwere Verletzungen erlitten hatte, dass er vermutlich auf der Stelle tot war. Geschockt musste er feststellen, dass er nicht mehr helfen konnte. Der Akku seines Mobiltelefons war schon vorher wohl aufgrund der großen Kälte zusammengebrochen und so musste er versuchen, im Tal Hilfe zu holen. Erst gegen 18 Uhr erreichte er bei Dunkelheit völlig erschöpft das zufälligerweise noch besetzte Klausbachhaus der Nationalparkverwaltung, wo er das tragische Bergunglück schildern und einen Notruf absetzen konnte.

Die Leitstelle Traunstein alarmierte daraufhin die Bergwacht Ramsau, die den schwer unter Schock stehenden 33-Jährigen vom Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht betreuen ließ. Mit dem aus München angeforderten nachtflugtauglichen Polizeihubschrauber „Edelweiß 8“ schickte die Einsatzleitung dann einen Bergwacht-Luftretter zusammen mit einem Polizeibergführer zur Suche ins Ofental los. Ausgerüstet mit einer Rettungswinde gelang es der Crew des Hubschraubers gegen 22 Uhr, die beiden direkt beim Verunfallten abzuwinchen. Leider konnten die Retter nur noch den Tod von Andreas Riesner bestätigen und ihn für den Transport einpacken. In mehreren Flügen ins vom Vollmond beleuchtete, nächtliche Ofental nahm die Hubschrauberbesatzung anschließend die Bergretter und den Toten auf, der spätabends in Ramsau noch an ein Bestattungsunternehmen übergeben wurde.

„Der starke Wind und die damit zusammenhängende Verfrachtung in Verbindung mit den niedrigen Temperaturen haben derzeit in Höhenlagen eine nicht zu unterschätzende und oft schwer einzuschätzende Gefahrenlage geschaffen. Daran wird sich vorerst wenig ändern. Auch erfahrene Skibergsteiger sind gut beraten, dieser Situation ganz besonders in steilen Flächen und Rinnen Rechnung zu tragen“, erklärt der Ramsauer Bergwacht-Bereitschaftsleiter Rudi Fendt.

Berchtesgadener Land