50 Jahre Traunsteiner Lindl:
Eine Bereicherung für die bayerische Kultur

11.07.2017 | Stand 25.07.2023, 0:27 Uhr
−Foto: n/a

Mit einem Festabend in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula der Staatlichen Berufsschule I feierte die Stadt Traunstein das Jubiläum „50 Jahre Singen & Musizieren um den Traunsteiner Lindl“.

TRAUNSTEIN Dazu hatten die Stadt Traunstein Preisträger des Lindl-Singens und Musizierens der vergangenen 50 Jahre eingeladen, von denen insgesamt 28 Instrumental- und Gesangsgruppen gekommen waren. Durch den Abend führte Traudi Siferlinger, die seit 1995 Volksmusiksendungen beim Bayerischen Rundfunk moderiert.

Der Traunsteiner Lindl stehe für 50 Jahre echte und unverfälschte Volksmusik, Freude am gemeinsamen Musizieren und alpenländisches Brauchtum, sagte Oberbürgermeister Christian Kegel bei der Begrüßung der zahlreichen Volksmusikfreunde. „Ich freue mich, dass Sie alle gemeinsam mit uns dieses besondere Jubiläum feiern“, fuhr Kegel fort. Sein Dank galt ganz besonders Sabrina Haberlander und Georg Holzner für die Organisation, den aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Traunsteiner Lindl, der Beratergruppe sowie den Freunden, Sponsoren und Förderern. Durch ihr gemeinsamen Engagement hätten sie diese großartige Veranstaltung in den vergangenen Jahren erst möglich gemacht. Mit einer Schweigeminute gedachten die Musikanten und die Zuhörer, dem von wenigen Tagen verstorbenen Altoberbürgermeister Rudolf Wamsler, der zu den großen Förderern des Lindl-Singens gehörte.

Von den Anfängen des Lindl-Singens berichtete Brigitte Leitermann (geb. Graspeuntner) von den „Geschwistern Graspeuntner“ aus Traunstein. Weil es im Landkreis noch keine Musikschulen gab, gingen die Geschwister damals in Salzburg zur Musikschule. Im Oktober 1965 nahmen sie an der Veranstaltung des Volksmusikwanderpreises „Bischofshofener Amsel“ teil. Bei den Nachwuchsgruppen gewannen sie die „Jugend-Amsel“. Um die Volksmusik zu verbreiten, verpflichten sie die Gewinner gemäß der Statuten des „Bischofshofener Amsel“ zur Ausrichtung eines Hoagarts in ihrem Heimatort. Der fand im März 1966 mit 24 Volksmusikgruppen in der Franz-Eyrich-Halle mit rund 1000 Zuhörern statt. Der Abend hinterließ beim Stadtrat einen so großen Eindruck, dass es hieß, einen solchen Wettbewerb wie in Bischofshofen machen wir auch. Damit war der Traunsteiner Lindl geboren.

Für ihre Moderation ging Siferlinger zu den einzelnen Gruppe und stellte sie in einer kurzen Rückschau vor. Sie freute sich über das schöne Bild auf der Bühnen, wo Jung und Alt „geschniegelt und gebügelt“, wie sie sagte, gemeinsam musizieren, damit die Volksmusik weiter lebe und lebendig bleibe. Peter Reitmeier vom Harfenduo Reitmeir-Schafferer aus Telfs in Tirol erklärte auf ihre Anfrage, die Volksmusik habe sich gewaltig entwickelt. Die Breite und Vielfalt wie heute habe es in den 1960er und 1970er Jahren nicht gegeben, weil es nicht so viele Möglichkeiten für die Volksmusikanten gegeben habe, ein Instrument zu lernen. Er habe sich beispielsweise das Harfenspielen selbst gelernt und es sich bei anderen Harfenspielern abgeschaut.

Bei ihren Rundgang stellte Siferlinger die Vielfalt der in der Volksmusik verwendeten Instrumente fest, von den Saiteninstrumenten wie zum Beispiel Gitarre, Harfe, Hackbrett oder Zither bis zu den Blasinstrumenten wie zum Beispiel Flöte, Klarinette, Posaune oder Bass. Nicht zu vergessen die Ziachspieler, die das eine oder andere Fest musikalisch begleiten. Die Gesangsgruppen hielt sie wichtig dafür, dass der Dialekt weitergetragen werde. Die verschiedenen Gesangsgruppen zeigten wie auch die Instrumentalgruppen ihre große Vielfalt. Sie reichten von almerischen und jagerischen Liedern über Couplets bis hin zu Schnaderhüpferl.

Die 28 Gruppen boten rund zwei Stunden nicht nur sehr schöne Volksmusik, sondern auch Volksmusik auf höchstem Niveau, sodass die Moderatorin am Ende von einer Bereicherung unserer bayerischen Kultur sprach. „Es tut gut, was für einer bärige Musi wir haben“, meinte sie. Der Traunsteiner Lindl stehe in Saft und Kraft. Für ihn zähle nicht das olympische Motto, wo das Dabei-sein zähle. Beim Traunsteiner Lindl zähle dagegen das Beieinander-sein.

Die Feiern um den Traunsteiner Lindl gingen am gestrigen Sonntag mit einem Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Oswald weiter, der von der „Stubnmusi Graspeuntner“ und den „Stoana Sängern“ musikalisch um rahmt wurde. Außerdem gab es in sechs Traunsteiner Gastwirtschaften ein Wirtshausmusizieren mit 14 Musikgruppen.

Berchtesgadener Land