Drei Brauereien kreieren „Vierzylinder” für den Biertest
Bierstadt Traunstein bietet neue Attraktion

04.07.2017 | Stand 13.09.2023, 4:38 Uhr
Axel Effner

Rund 19 Sorten Bier von drei Brauereien können Einheimische und Gäste im neu entwickelten „Vierzylinder” jetzt rund um den Stadtplatz testen.

TRAUNSTEIN Für die Aktion wurden eigens vier unterschiedliche Gläser zu je 0,1 Liter Inhalt entworfen und in einem praktischen Holzständer mit dem Aufdruck „Bierstadt Traunstein” sicher untergebracht. Die Gläser tragen jeweils die Aufschrift des Hofbräuhauses Traunstein und der beiden Privatbrauereien Wochinger und Schnitzlbaumer. Getestet werden kann der goldene Hopfentrunk im Brauereiausschank Schnitzlbaumer und im Hofbräuhaus-Stüberl am Stadtplatz sowie im Wochinger Bräustüberl am Wochinger Spitz. Im Rahmen einer öffentlichkeitswirksamen Ausschank-Aktion auf dem Stadtplatz - im Angesicht des Lindl, einem Traunsteiner Wahrzeichen - zeigten die drei Brauereien den neu entwickelten „Vierzylinder” und spendierten erfrischende Kostproben. Dass die Tradition hochgehalten wird in der Bierstadt Traunstein demonstrierten bei der Präsentation auch Sepp Winkler (75) mit Beifahrer „Moasei” (71). Die beiden Originale („Wir bringen den Autofahrern wieder mehr Ruhe bei!”) liefern seit 19 bzw. 11 Jahren für das Hofbräuhaus Traunstein das Bier aus Überzeugung mit dem Pferdefuhrwerk aus. Ebenso wie das Pferdegespann „Max” und „Moritz” trotzen die beiden dabei jeder Witterung. Wie Bräu Bernhard Sailer hervorhob, hatte die Bierstadt Traunstein einst sogar neun Brauereien. Die älteste war der 1519 gegründete Bierbräu am Vorberg (später Weißbräu Lackenbauer) nahe des Vereinshauses in der Unteren Stadt. Sie wurde drei Jahre nach dem Erlass des Reinheitsgebotes (1516) durch Bayerns Herzog Wilhelm V. eröffnet. 1572 folgte der Höllbräu an der Stelle der heutigen Stadtplatz-Passagen. Auf dem Stadtplatz kamen 1575 der Obere Bräu (seit 1889 Schnitzlbaumer), 1598 der Mittlere Bräu (seit 1919 Hofbräuhaus Traunstein) und 1606 der Untere Bräu (seit 1892 Wochinger) dazu. 1610 war das Gründungsjahr des ehemaligen Langeeggerbräu auf dem Stadtplatz (früheres Hypobank-Gebäude). 1611 schlug die Geburtsstunde des Hofbräuhauses Traunstein. Im Zuge des Aufstiegs von Traunstein als Kurstadt folgten im 19. Jahrhundert nochmals zwei Neugründungen: 1882 eröffnete im heutigen Anwesen Rührgartner in der Maxstraße der Maximiliansbräu (in der Nachfolge: Kiesel in der Haslacher Straße). 1883 folgte die Brauerei „zum Aubräu”. Sogar der Schriftsteller Ludwig Thoma erinnerte sich seinerzeit: „Ein Wirtshaus stand damals neben dem anderen, Brauerei neben Brauerei, und wenn man von der Weinleite herab sah, wie es aus mächtigen Schloten qualmte, wusste man, dass bloß Bier gesotten wurde.” „Wir drei Brauereien trotzen dem Schlund der hungrigen bayerischen Großbrauereien, die inzwischen von Holland oder Brasilien aus gesteuert werden”, formulierte Bernhard Sailer das gesunde Selbstbewusstsein der Traunsteiner bei der Präsentation. Oberbürgermeister Manfred Kösterke ergänzte mit Blick auf die Historie, dass gemäß einem Ausschnitt aus der Tageszeitung vom Ende des 19. Jahrhunderts die Traunsteiner Brauer sich an der Qualität des Münchner Bieres orientieren sollten. „Angesichts der global operierenden Großkonzerne und der hohen Qualität des Biers hier in Traunstein ist das heute wohl umgekehrt.” Im vielbesuchten Biermuseum des Hofbräuhauses und neuerdings auch in Form von aktuellen Hopfenanpflanzungen in der Stadt wird die Bierkultur in Traunstein hochgehalten. Bereits in einem Spruch aus dem 17. Jahrhundert heißt es: „Traunstein und Erding, Vilshofen und Schärding, das sind der Orte vier, wo man trinkt das beste Bier.”

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