Ruhpoldinger Krankenhaus in weltlichen Händen
Übernehmen die Kliniken Südostbayern das Vinzentinum?

05.07.2017 | Stand 25.07.2023, 7:38 Uhr

Wie es scheint, sind alle dafür: Das Vinzentinum Ruhpolding der Barmherzigen Schwestern soll von den Kliniken Südostbayern übernommen werden. Jetzt müssen nur noch die Kreistage entscheiden.

CHIEMGAU / RUHPOLDING Das Vinzentinum Ruhpolding soll ab 1. Januar 2012 in den Klinikverbund der Kliniken Südostbayern AG aufgenommen werden. Der Aufsichtsrat hat in seiner gestrigen Sitzung den Kreistagen die Übernahme empfohlen. In einer gemeinsamen Sitzung im Juli 2011 werden die Kreistage Traunstein und Berchtesgadener Land darüber abschließend beraten und beschließen. Die Generaloberin Schwester M. Theodolinde Mehltretter von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, Mutterhaus München, dem Träger des Ruhpoldinger Krankenhauses, erklärte, ihr sei es wichtig, dass das Vinzentinum als Krankenhaus weitergeführt werde.   Schwester M. Theodolinde begrüßte die Übernahmeempfehlung, weil dadurch das Ordenskrankenhaus in kommunale Hände kommt. Die Entscheidung sei der Generalleitung der Barmherzigen Schwestern jedoch nicht leicht gefallen. Im Wesentlichen nannte sie zwei Gründe, die die Kongregation veranlassen, sich von ihrer internistischen Fachklinik zu trennen. Zum einen erzwingt der Nachwuchsmangel und die sinkende Schwesternzahl im Orden zu einer Bündelung ihrer Kräfte. Zum anderen verlange die im deutschen Gesundheitssystem für kleinere Krankenhäuser immer schwieriger werdende wirtschaftliche Situation einen größeren Verbund. „In den benachbarten Kliniken Südostbayern haben wir einen Partner gefunden, der das Fortbestehen des Vinzentinums garantieren kann und den Mitarbeitern eine gute Zukunft bietet“, sagte sie. „Außerdem pflegen die Barmherzigen Schwestern mit den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land seit jeher eine gute Zusammenarbeit.“ Die Generaloberin ist überzeugt: „Unser Krankenhaus kommt in gute Hände.“ Landrat Hermann Steinmaßl dankte den Schwestern und ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen für ihre 40-jährige Tätigkeit. Sie haben vielen Kranken in  Ruhpolding und der näheren Umgebung mit großem Einsatz und Nächstenliebe Hilfe und Trost gespendet. Sie haben damit auch dem Landkreis geholfen, seinen Versorgungsauftrag für die Gesundheit zu erfüllen. Landrat Hermann Steinmaßl (Traunstein) und Georg Grabner (Berchtesgadener Land) brachten auch  ihre Überzeugung zum Ausdruck, „dass sich in der Zusammenarbeit für das Krankenhaus Vinzentinum Ruhpolding eine gute und zukunftsorientierte Lösung abzeichnet“. Der Vorstand der Kliniken, Stefan Nowack, zeigte sich erfreut, dass die Klinik-AG den Namen „Vinzentinum Ruhpolding“ auch zukünftig verwenden darf. Damit wird auch in Zukunft das Wirken der Barmherzigen Schwestern lebendig bleiben. Nach dem Willen des Ordens sollen auch bislang tätige Ordensschwestern weiterhin in Ruhpolding bleiben können. Nowack weiter: „Es wird das ganze Personal übernommen. Ein Überleitungsvertrag regelt, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben und die gegenwärtige Vergütung gesichert wird.“ Die medizinische Zusammenarbeit zwischen dem Klinikum Traunstein und dem Vinzentinum soll bereits im laufenden Jahr aufgebaut werden. Der bisher wesentliche Bereich der Inneren Medizin soll gesichert und gestärkt werden. Für die optimale Versorgung wird deshalb schnellstmöglich ein weiterer Chefarzt für die Innere Medizin in Ruhpolding eingesetzt werden. Durch die enge Kooperation mit dem Klinikum Traunstein soll auch der aktuelle Platzmangel in Traunstein behoben werden. Die Gespräche für eine Zusammenarbeit zwischen der Kongregation und den Kliniken Südostbayern AG hatten vor knapp einem Jahr begonnen. „Oberstes Ziel war es, einen Träger zu finden, der das Potenzial hat, das Vinzentinum in die Zukunft zu führen, das medizinische Leistungsspektrum zu schärfen und die Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten“, erklärte der Verwaltungsdirektor der Krankenhäuser der Kongregation, Mathias Rauwolf.  „Da auch die Mitarbeiter frühzeitig über die Kooperationsgespräche informiert wurden, blicken sie dem Trägerwechsel zuversichtlich entgegen“, so Rauwolf. Die Gemeinde Ruhpolding muss nach den damaligen Übergabeverträgen dem Übergang ebenfalls zustimmen.   Den Wechsel der Trägerschaft wollen das Krankenhaus Vinzentinum und die Kliniken Südostbayern AG nach der Zustimmung des Aufsichtsrats und der Kreisgremien rasch und gut vorbereiten und bereits 2011 eine enge Zusammenarbeit pflegen. Ein gemeinsamer Lenkungsausschuss soll einen fließenden Übergang in den südostbayerischen Klinikverbund sicherstellen. Bisher werden in Ruhpolding jährlich etwa 2.500 Patienten, in den Kliniken der Südostbayern AG ca. 50.000 Patienten stationär behandelt.

Berchtesgadener Land