Nachwuchs bei Papa Schneeeule und Mama Uhu
Weltweit einzigartige Schneeeulen-Uhu-Kreuzung interessiert Wissenschaftler

13.09.2017 | Stand 04.08.2023, 10:58 Uhr
−Foto: n/a

"Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert ...", auf niemanden besser in der Tierwelt passt der Liedklassiker von Klaus Lage aus den 80er-Jahren als auf die 27-jährige Uhu-Dame "Flori" und das 16-jährige Schneeeulen-Männchen "Mausi".

HIMMELWIES/KOLLNBURG Immerhin über zehn Jahre hatte der Viechtacher Mittelschullehrer und Hobbyfalkner Willi Burkhardt aus Himmelwies in der Gemeinde Kollnburg die beiden Tiere schon in einer großen Voliere gehalten, als sich vor vier Jahren plötzlich Nachwuchs bei dem ungleichen Vogelpaar einstellte. Doch konnten die Vogeleltern damals noch wenig mit den Eiern anfangen, und wurde der erste Nachwuchs damals noch von Hand vom Ehepaar Willi und Margot Burkhardt aufgepäppelt, hat es mittlerweile wieder bei den Tieren „gefunkt“. Und dieser Nachwuchs wird von Mama Uhu und Papa Schneeeule nun auch akzeptiert und natürlich aufgezogen.

Dass diese ungewöhnliche Tierverbindung Forscher und Wissenschaftler anzieht, liegt fast auf der Hand. Immerhin ist diese Hybridzucht, also die Kreuzung zwischen Schneeeule und Uhu weltweit einzigartig, da sie in der freien Wildbahn nicht vorkommt, aber auch in der Aufzucht keines gleichen findet. Zuletzt machten sich Wissenschaftler aus England auf den Weg zu den Burkhardts, jüngst nun auch der 27-jährige Biologe Matthias Overmann von der Universität Köln, der auch von Kollnburgs Bürgermeisterin Josefa Schmid, die als Tierpatin der ungewöhnlichen Tierkreuzung fungiert, begleitet wurde.

Matthias Overmann ist ebenfalls beeindruckt von den ungewöhnlichen Tieren. Denn der natürliche Nachwuchs der Schneeeule und des Uhus gleicht von der Größe her einem Uhu, ruft wie ein Uhu, hat allerdings weiße Krallen und ein helles Gefieder mit weißen Krallen, das auf die Vaterschaft der Schneeeule hindeutet. Der Ornithologe Matthias Overmann erklärt, dass die Gruppe der Eulen eine besonders artenreiche Vogelgruppe mit etwa weltweit 200 Arten ist. Während die kleinste Eule der Welt, der Elfenkauz, gerade einmal eine Körperlänge von zwölf bis 14 Zentimetern besitze, erreiche der Uhu als größte Eule der Welt eine maximale Körperlänge von 75 Zentimetern. Ihn interessierte als Vogelkundler insbesondere die besondere Federstruktur des Schneeeulenuhu-Nachwuchses. Denn Eulen hätten generell als Anpassung an ihre Jagdweise ein besonderes Gefieder, dass es ihnen ermögliche, lautlos zu fliegen, damit ihre Beute nicht gewarnt würde, sie aber durch den Windzug auch wiederum nicht mit den eigenen Fluggeräuschen bei der Ortung in der Nacht gestört würden. Dieser lautlose Flug der nächtlichen Jäger der Lüfte wird durch sogenannte Hakensäume, einen mit feinen Häkchen versehenen Federvorderrand an den äußersten Armschwingen, möglich, die Overmann auch bei den Schneeeulenuhus der Familie Burkhardt deutlich ausgeprägt vorfand. Auch Patin und Bürgermeisterin Josefa Schmid zeigte sich fasziniert von den imposanten Tieren und freute sich, dass der natürliche Nachwuchs, der heuer im Mai geboren wurde, gesund aufwächst und nun von seinen ungleichen Eltern akzeptiert wird.

Während die beiden Schneeeulenuhu-Jungtiere "Snoopy" und "Schino", die vor vier Jahren geboren wurden, einen eigenen Namen haben, ist Bürgermeisterin Josefa Schmid noch auf Namenssuche für den kleinen viermonatigen Schneeeulen-Uhu-Nachwuchs, der in der Voliere seiner Eltern lebt. Vielleicht wird es ja eine Schina oder ein Schilo, je nachdem ob das Jungtier weiblich oder männlich ist. Willi Burkhardt will die beiden harmonisierenden Elterntiere nach so vielen Jahren im gleichen Vogelkäfig jedenfalls trotz ihrer neuen Vorliebe zur Paarung mit der falschen gefiederten Art nicht trennen. Und ob Schneeeulen-Papa "Mausi" und Uhu-Dame "Flori" im nächsten Jahr noch einmal für Nachwuchs sorgen, bleibt daher abzuwarten.

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