Impressionen aus einem exotischen Land
Günther Vogls Blick hinter den eisernen Vorhang Nordkoreas

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 18:15 Uhr

Der Altöttinger Laufmanager Günther Vogl weilte in der nordkoreanischen Hauptstadt Pyongyang und gewann mit seinem Athleten den Marathon. Seine Eindrücke schildert er im Wochenblatt.

ALTÖTTING/NORDKOREA „Kein Weg zu weit, kein Land zu fremd” ist das Motto von Günther Vogl, wenn es um seine Leidenschaft das Laufen geht. Der Organisator eines der wichtigsten Halbmarathons Deutschlands in Altötting hat sich in den letzten Jahren einen herausragenden Namen als Lauf-Manager erarbeitet. Erst am Sonntag, 22. April, sorgten seine Athleten beim Marathon in Linz für klasse Leistungen. Vogl war gleichzeitig der Chef des Linz-Marathons.

Seine Reisen führten Vogl in den vergangenen zehn Jahren in die abenteuerlichsten Regionen der Welt. Zu den Highlights zählten Aufenthalte in Indien und den Philippinen. Auch in Damaskus (Syrien) betreute er seine Athleten. Bereits zum zweiten Mal reiste der Altöttinger in eines der letzten Geheimnisse der Zivilisation – nach Nordkorea, einen Staat hinter dem eisernen Vorhang. Im Wochenblatt schildert Günther Vogl exclusiv seine Eindrücke. 

Zweimal Nordkorea – zweimal hat Vogl mit seinem Athleten gewonnen. In einem Fotofinish-Rennen setzte sich Aleksandr Matviichuk gegen einen koreanischen Athleten durch. Begeisterung schlug dem Altöttinger vor über 100000 Zuschauern und den koreanischen Verantwortlichen zu. Auf die Frage, warum er nur einen Athleten nach Nordkorea geschickt habe, hatte Günther Vogl eine passende Antwort parat: „Weil nur einer gewinnen kann!”

„Das Bild, das von Nordkorea in den Medien vermittelt wird, ist mir zu einseitig”, so Günther Vogl nach seiner Rückkehr gegenüber dem Wochenblatt. „Ich wurde mit einer großen Herzlichkeit und Gastfreundschaft aufgenommen und konnte mich auch in Pyongyang absolut frei bewegen”, so der Altöttinger. Kurios findet Vogl die Tatsache, dass er einerseits am Flughafen sein Handy abgeben musste, andererseits es Internet- und W-Lan-Anschluss im Hotelzimmer gab. Eine PC-Nutzung wäre absolut problemlos möglich. Ihm sei das aber nicht wichtig gewesen. Interessant ist auch, dass es im TV Programme aus China und dem „Hauptfeind” Koreas, aus den USA, zu sehen gab.

Zumindest für die Hauptstadt Pyonyang hatte der Lauf-Manager nicht den Eindruck, in einem der ärmsten Länder der Welt zu sein. „Natürlich zeugen monumentale Bauten vor allem im 60er Jahre-Retro-Style und Statuen vom Kommunismus”, aber Pyongyang ist eine moderne und vor allem saubere Stadt. Wahrscheinlich einer der saubersten der Welt”, so der Altöttinger, der sich schon auf seine nächste Reise 2013 freut.

Hier lesen Sie den kompletten Reisebericht:

„Bei der Ankunft am Flughafen musste ich natürlich wieder das Handy abgeben. Aber sonst war es keine besondere Kontrolle. Untergebracht wurde ich wieder im üblichen Hotel, das wohl für alle ausländischen Gäste da ist. Ein riesiges Hotel mit 30 Stockwerken. Aber mehr als 20 Gäste waren da nicht, inklusive der ganzen ausländischen Athleten und Betreuer. Das Essen war ok, alles was es bei uns auch gibt: Salat, Fleisch, Fisch, Nudeln usw. Allerdings gab es immer Miniportionen. Dafür bringen die dann ständig neue kleine Teller. Mir war das in Summe zuviel und ich habe nie alles gegessen. Zum Trinken gibt es Wasser oder Limo,  gegen Bezahlung auch ein Bier (eine Flasche hat 640 ml und kostet einen Dollar im Hotel. Und es hat sogar gut geschmeckt.

Was überrascht: Wir hatten auch eine Stadtbesichtigung. Da wurde wie wild fotografiert und sogar Videos gedreht. Kein Problem, es ist alles erlaubt! Freilich sind oft genug Personen da, aber die sind nur zum Übersetzen da oder sonst behilflich. Im Zimmer gab es Farb-TV mit 16 Programmen, darunter BBC, einen US-Sender und ein Programm aus China!! Auf Wunsch hätte ich sogar WLAN Empfang im Zimmer bekommen, aber da ich das Handy nicht hatte, war es ja egal. Aber, hätte ich einen PC dabei gehabt, hätte ich das Internet problemlos nutzen können.

Vor dem Marathon-Rennen gab es einen großen Einmarsch der Athleten. Jedes Land hatte ein Mädchen, das ein Schild mit dem Landesnamen trug. Das Rennen war spannend. Bei Kilometer 33 ist der Aleksander etwas schneller geworden und hat das Spitzenfeld gesprengt. Nur noch ein Koreaner und ein Afrikaner waren bei Kilometer 35 die Sieganwärter. Bei Kilometer 38 war der Alexander dann schon 15 Sekunden vorne. Aber ich habe schon gemerkt, dass der Koreaner Druck macht und langsam näher kommt. Bei Kilometer 40 waren es nur noch ca 10 Sekunden. Und dann 600 Meter vor dem Ziel nur noch 3 Sekunden. Das Stadion war mit 100 000 Zuschauern voll! Das war ein Aufschrei, als der Koreander den Alexander 250 Meter vor dem Ziel überholt hat. Und dann begann der gnadenlose Sprint über 250 Meter – einfach der Wahnsinn! Und im Ziel war der Alexander ca 10 Zentimeter vorne. Für mich ein „totes” Rennen, da hätte man zwei Sieger machen müssen. Selbst Alexander wusste nicht ob er gewonnen hat.

Am Abend war dann eine Feier. Ich musste/durfte am Tisch mit dem ganzen Verantwortlichen des Verbandes sitzen und dann small talk halten (mit Übersetzerin). Anschließend waren das die beiden Athleten aus der Ukraine, einer aus Russland, zwei Übersetzerinnen für Englisch und Russisch sowie ich bis um 2 Uhr in der Bar. Da durfte ich dann mein Russisch wieder zur Anwendung bringen. 

In meinen Augen sind die Menschen in Nordkorea – zumindest in der Hauptstadt Pyongyang – nicht so arm, wie man immer sagt, und dass sie so „geknechtet” werden, mag ich auch bezweifeln. Was ich gesehen habe, war was anderes: Natürlich ist Nordkorea  ein kommunistisches Land. Entsprechend sieht es auch aus: Monumentale Bauten und Statuen überall. Aber es sieht nicht anders aus als in Russland, der Ukraine oder Kasachstan. Dass es in Nordkorea schlimmer ist, mag ich nicht bestätigen, eher das Gegenteil. Überall werkeln Leute, um alles schöner zu machen. Pyongyang ist vermutlich die sauberste Stadt der Welt: Nichts liegt rum, alles ist super sauber! Es gibt auch Lokale, Kaufhäuser, Modegeschäft und auch Souvenirgeschäfte. Ich habe riesige Freizeitparks mit Achterbahnen usw gesehen, im Freibad gewaltige Rutschen mit Dutzenden von Kurven, also enorm.

Auf der Rückreise habe ich einen jungen Mann aus Deutschland getroffen, der als Tourist kam, also auch das geht problemlos! Am Flughafen fliegt jede Stunde ein Flieger, also so abgeschottet sind die da nun auch wieder nicht. Und die Flieger sind voll. Jede Menge Ausländer: Man sieht schon, dass da viele Europäer dabei sind.

Die Rückreise war beschwerlich. In Peking angekommen (18 Uhr) hatte ich 8 Stunden Aufenthalt. Davon braucht mal schon mal eine Stunde, um mit dem Bus zum anderen Terminal zu kommen. Dazu muss man den Flughafen verlassen, um sich erst mal die Berechtigung dafür zu holen. Um 22 Uhr machten dann alle Läden, Cafes, Internetshops zu, so dass es dann am Flughafen arg öde war. Das ist krass.  Danach 8 Stunden Flug nach Moskau, dort wieder 4 Stunden warten. Aber in Moskau kenn' ich mich schon aus. Na ja, dann nur noch 3 Stunden bis nach München. Insgesamt war ich 31 Stunden unterwegs. Das schlaucht dann sogar mich. Denn mit Schlafen ist da ja nicht viel. Trotzdem freue ich mich schon auf 2013, wenn es wohl wieder nach Nordkorea geht.”

Altötting